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In der Kirche sollen Menschen für Menschen da sein

Lernende bleiben: Pfarrer Armin Himmighofen aus Pohl in Bornich in den Ruhestand verabschiedet

POHL/RHEIN-LAHN. (24. Mai 2022) „Der wär so'en gude Chemiker woarn!“ So meinte der aus Pirmasens stammende Biologielehrer von Armin Himmighofen zum Abschied vom Bad Emser Goethe-Gymnasium mit pfälzische Dialekt. Der heute 64-Jährige entschied sich aber für die Theologie und Seelsorge. 37 Jahre nach seiner Ordination zum Pfarrer in Lampertheim wurde Himmighofen am Sonntag Exaudi in Bornich aus dem aktiven Dienst von Propst Dr. Klaus-Volker Schütz in den Ruhestand verabschiedet.

Strahlender Sonnenschein begleitete den Abschiedsgottesdienst, in dem Propst Schütz noch einmal an wichtige Stationen im Berufsleben Himmighofens erinnerte. Der Theologe hatte den Rucksack dabei, denn schon gleich nach dem Gottesdienst startete der Ruheständler gemeinsam mit seiner Frau, der Dekanin i. R. Renate Weigel, zu einer herausfordernde Pilgertour. Es geht zu Fuß nach Jerusalem, stolze 5000 Kilometer weit, für die die Beiden etwa ein dreiviertel Jahr Zeit eingeplant haben. 

Vor seiner Verabschiedung sprach evangelisch-nassauer-land.de noch einmal über bedeutende Erfahrungen, die der Theologe in seiner Dienstzeit gemacht hat und die Veränderungen, die er wahrgenommen hat. „Gefühlt komme ich auf 40 Dienstjahre“, schmunzelt Himmighofen beim Blick zurück. Schon während seines Vikariats war er vertretungsweise in Kördorf, Gutenacker, Bremberg und Attenhausen verkündigend unterwegs. Großen Einfluss auf seinen Berufsweg hatten unzählige Gespräche mit Heinz Wolff, der von 1969 bis 1977 Pfarrer von Niedertiefenbach war. „Er hat mir seine ganze Lebensgeschichte erzählt, und ich wurde so eine Art Seelsorger für ihn“, erinnert sich Himmighofen, der seiner Heimat stets treu blieb, auch wenn ihn Studium und Pfarrdienst erst einmal in die Ferne zogen. Zum Wintersemester 1976 nach Tübingen „mit 90 Leuten im Hebräisch-Kurs“ und gefühlt 500 im größten Hörsaal bei Vorlesungen, was er alles als sehr distanziert empfand. Griechisch lernte er im Selbststudium. In Mainz, dann in Edinburgh setzte er sein Studium fort. Dort, bei der Schottischen Reformierten Kirche gab ihm ein Professor für Neues Testament einen prägenden Satz mit: „For understanding Jesus, you need imagination“ (Um Jesus zu verstehen, braucht man Vorstellungskraft).

Wenn man Himmighofen die vielen Namen seiner Professoren und Dozenten aufzählen hört – in Heidelberg und Basel kamen noch mehr dazu – spürt man dem Theologen seinen Hunger nach Wissen und Sichtweisen ab. „Mein Lieblingsfach wurde Religionspädagogik, weil ich damit ein Lernender blieb“. Darin fand er auch in Propst Nikolaus Verständnis, der ihn 1985 ordinierte. Der hielt Schuldienst für wichtig, damit sich Pfarrpersonen auch mit anderen Wissenschaften auseinandersetzen. So verwundert nicht, dass der „Pensionär in spe“ als Pfarrer noch manch andere Ausbildung draufsetzte.

RuhestandHimmighofen FotoKGReligionsunterricht, Schulseelsorge und andere Seelsorge-Bereiche sind ihm Herzensanliegen geblieben. Nach Stationen in Bornich, Darmstadt-Kranichstein, wo die vier Kinder ihr Abitur absolvierten, fand er in Bad Ems wieder zur Seelsorge zurück und agierte selbst als Ausbilder. „Dadurch habe ich weit über den Rand unserer Kirche drüberschauen können und erlebt, wie gerne Menschen für Menschen da sein wollen“. Wichtig war ihm das auch in den von ihm geleiteten Trauerseminaren im Rhein-Lahn-Kreis. Das Motto „Menschen für Menschen“ sei mal Werbe-Slogan fürs Theologiestudium genutzt worden. „Heute erlebe ich, dass in der Kirche Menschen für Organisationen da sein sollen und dass es oft schwierig geworden ist, miteinander gemeinsame Ziele zu finden, die etwas mit dem Wachstum im Glauben zu tun haben“, so Himmighofen; eher gehe es darum, wer am meisten Bescheid weiß über die Zukunft der Kirche. Da frage er sich in Abwandlung eines Zitats von Martin Niemöller, dem ersten Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, manchmal: „Was würde Jesus zu den vielen Erkenntnissen und Vorschlägen, wie die Kirche zu retten ist, sagen?“.

Im Dekanat Nassauer Land arbeitete Himmighofen zuletzt als Seelsorger in Altenheimen, Kliniken und Hospiz. Außerdem war er Vakanzvertreter in der evangelischen Kirchengemeinde Bornich. Deshalb fand dort auch seine Verabschiedung statt. Bernd-Christoph Matern

Zum Foto:
Lernender zu bleiben und in der Seelsorge zu erleben, wie Menschen für andere Menschen da sein möchten, das hat das Berufsleben von Pfarrer Armin Himmighofen geprägt. Am Sonntag Exaudi entpflichtete ihn Propst Klaus-Volker Schütz (3. von links) aus dem aktiven Dienst, bevor er mit seiner Frau Dekanin i.R. Renate Weigel (2. von links) zu einer Pilgertour nach Jerusalem startete. Fotos: Matern/Kirchengemeinde