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Winterkirche: Gemeinde- statt große Gotteshäuser heizen

Viele Kirchengemeinden wollen mit Verlagerung bis zum Frühlingsbeginn Energie einsparen

 NASSAU/RHEIN-LAHN. (30. Januar 2023) In vielen evangelischen Kirchengemeinden im Rhein­-Lahn-Kreis gibt es zum Beginn des neuen Jahres einen Ortswechsel für die Gottesdienste von den Kirchen in die leichter beheizbaren Gemeindehäuser. So soll angesichts des durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten Gasmangel Energie gespart. Unabhängig vom akuten Energiemangel wird darüber hinaus auch die Bewahrung der Schöpfung vorangetrieben. Dafür hatte die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) bereits vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine das Förderprogramm „Energiemission“ aufgelegt.

Ein Beispiel von vielen: Die evangelische Kirchengemeinde Nassau. Dort hat Mitte Januar die Saison der „Winterkirche“ begonnen. Konkret werden die Gottesdienste, die eigentlich in der Johanniskirche gefeiert worden wären, bis zum 26. März ins Gemeindehaus Haus Beielstein in Nähe des Bahnhofs verlegt oder auch in den Versammlungsraum der Stiftung Scheuern. „Auch wir müssen in diesen Zeiten Energie sparen – und trotzdem sollen Sie nicht frieren“, informierte der Kirchenvorstand im Gemeindebrief über den winterlichen Ortswechsel zwischen Januar und Ostern. Die beiden Alternativen zur Kirche lassen sich besser und sparsamer heizen als das große Gotteshaus.

So wird beispielsweise der Gottesdienst „Kunterbunt“ im Februar und März in der Stiftung Scheuern gefeiert. Alle anderen Gottesdienste, die zwischen 22. Januar und 26. März normalerweise in der Kirche stattfinden, werden ins Haus Beielstein verlegt. „Hier kann nach dem Gottesdienst auch ein Kaffee angeboten werden“, informiert der Kirchenvorstand. Der Gottesdienst am 4. Sonntag im Monat wird gemeinsam mit dem Kindergottesdienst begonnen, der dann in den oberen Räumen fortgesetzt wird.

Doch das ist nicht der einzige Weg für die Kirchengemeinde einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung zu leisten. Sie beteiligt sich außerdem an dem Projekt Energiemission der evangelischen Landeskirche. Ziel der Energiemission ist es, unnötige Verbräuche von Heizung, Strom und Warmwasser zu erkennen und zukünftig zu vermeiden. Dazu erhält die Kirchengemeinde eine professionelle Energieberatung und wird vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung in Mainz begleitet. Im Rahmen des zweijährigen Projekts wird eine Maßnahmen- und Prioritätenliste erstellt, um den Energieverbrauch – und nebenbei auch die Energiekosten – zu reduzieren. Zudem gibt es einen 50-Prozent-Zuschuss in Höhe bis zu 2000 Euro für die Umsetzung der Sparmaßnahmen.

Im Herbst vergangenen Jahres hatte die EKHN ihre Gemeinden angesichts der Gasknappheit zum Energiesparen aufgerufen. In einem Rundschreiben, das an mehr als 1000 Kirchengemeinden und EKHN-Einrichtungen ging, wurde darum gebeten, aufgrund der „besonderen Lage und in Solidarität mit der Ukraine in allen Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen Energie einzusparen und so einen Beitrag zur Energieversorgungssicherheit zu leisten“. 

Für viele Kirchengemeinden im Evangelischen Dekanat Nassauer Land stellt sich nicht erst seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine die Frage, wie sie Energie sparen und damit den eigenen Etat entlasten und die Schöpfung bewahren können. In Singhofen wird bereits seit vielen Jahren im Winter mit Ausnahme von Advent und Weihnachten vom Einrichdom ins Gemeindehaus umgezogen, um Heizkosten zu sparen. Corona-Pandemie und explodierende Heizkosten bringen nun zusätzlich Bewegung in Sachen Winterkirche innerhalb des Dekanats. Bernd-Christoph Matern

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Die Nassauer Johanniskirche, hier im winterlichen Ensemble mit Burg und Regionalverwaltung, braucht mehr Energie, um geheizt zu werden als das Gemeindehaus. Deshalb werden nicht nur in der Freiherr-vom-Stein-Stadt bis zum Frühlingsbeginn die Gottesdienste in Gemeindesäle verlagert. Foto: Matern