
Die Geschichte aus der Vergangenheit ist nicht vorbei
Evangelische und katholische Gemeinden erinnern in Miehlen an den 9. November 1938
MIEHLEN/RHEIN-LAHN. (13. November 2025) Vor 87 Jahren, am 9. November 1938 riefen die Nationalsozialisten dazu auf, jüdische Geschäfte und Synagogen zu zerstören. Auch in Miehlen und im Blauen Ländchen, wo seit mehreren Jahrhunderten jüdische Gemeinden existierten, fand dieser Aufruf offenbar Gehör. Seit nunmehr 13 Jahren erinnern deshalb die evangelische Kirchengemeinde Miehlen und die katholische Gemeinde St. Peter und Paul Nastätten an diesen „schlimmsten und beschämendsten Moment der deutschen Geschichte“.
So hatten auch in diesem Jahr wieder mehr als 60 Menschen den Weg nach Miehlen gefunden, um der Ereignisse zu gedenken. „Erinnerung tut weiter Not“, so Lothar Bindczeck von der katholischen Gemeinde in seiner Begrüßung. Es sei der Versuch, die Entwürdigten wieder ins Recht zu setzen. Das Erinnern selbst aber diene der moralischen und politischen Selbstprüfung, nicht der moralischen Instrumentalisierung in gegenwärtigen Konflikten, so Bindczeck weiter.
Die als ökumenische Andacht gestaltete Mahnwache stand unter dem Bibelwort aus Epheser 6, Vers 10 bis 17: „…darum legt die Rüstung Gottes an, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten könnt“. Sich so zu rüsten, bedeute erstmal selbst gefragt zu werden, so Pfarrerin Yvonne Fischer in ihrer Ansprache. Dabei stellte sie die Frage, ob „wir als Kirche und Gesellschaft wirklich gewappnet sind und standhalten können?“. Angesichts der zunehmenden Übergriffe auf jüdische Menschen könne man durchaus Zweifel haben. Umso wichtiger sei das Erinnern an einem Tag, wie dem 9. November, „um uns selbst zu prüfen und aus der Erinnerung Konsequenzen für unser heutiges Tun zu ziehen“.
Umrahmt wurde die Gedenkfeier mit Gebeten und von Martin Wagner begleiteten Liedern. (bcz)
Hier finden Sie den Beitrag über eine Gedenkveranstaltung in Bad Ems.
Fotos: Bindczeck
