Landwirtschaftsprojekt in Mabira erfolgreich abgeschlossen

Alternativen zu kranken Bananen aufgezeigt: 1000 Kleinbauern im Partnerdistrikt des Dekanats Nassauer Land eingebunden

 MABIRA/RHEIN-LAHN. (13. Januar  2020) Eine erfolgreiche Bilanz hat der Partnerschaftskreis Nassau-Mabira des evangelischen Dekanats Nassauer Land für ein Landwirtschaftsprojekt gezogen. Mit ihm wurde im Partnerdistrikt Mabira in Tansania dazu beigetragen, die Folgen eines Bakterienbefalls an Kochbananen zu bekämpfen. Das Projekt konnte nicht zuletzt dank vieler Spenden aus dem Rhein-Lahn-Kreis umgesetzt werden.

Drei Jahre waren etwa 1000 Kleinbauern im Kirchendistrikt Mabira in Tansania in so genannten Farmer Feldstudien (FFS) eingebunden, um zu lernen, wie man eine tückische Bakterienkrankheit in den Kochbananen besser bekämpfen und andere Kulturen als Ersatz für die Bananen mit höheren Erträgen anbauen kann. „beides wichtig, um die Ernährung ihrer Familien zu sichern“, so Berthold Krebs, Koordinator im Arbeitskreis Nassau-Mabira. „Das Projekt wurde jetzt mit großem Erfolg abgeschlossen.“

Den Grundstein legte 2015 der Erlös des traditionellen Erntedankfestes in Geisig. Er sollte ein Projekt unterstützen, das der Verbesserung der Nahrungsgrundlagen in der Mabira-Region im Nordwesten Tansanias dient. Dort und in weiten Teilen Ostafrikas hat sich eine Bakterienkrankheit in den Bananenfeldern verbreitet, die zum vorzeitigen Verrotten der Bananenstauden führt. Wenn die Symptome der „Bananenwelke“ bemerkt werden, ist es für die Ernte der Bananen an den befallenen Pflanzenteilen bereits zu spät; sie sind dann schon ungenießbar, erklärt Krebs.

Weil sich die Bananenwelke immer weiter verbreitet hat und auf immer mehr Flächen keine Bananen mehr angebaut werden können, hatte das evangelische Dekanat Nassauer Land mit dem Kirchendistrikt Mabira, mit dem es seit fast 40 Jahren partnerschaftlich verbunden ist, und dem dortigen Landkreis (genannt: Distrikt) Kyerwa das Projekt entwickelt. „Ursprünglich dachten wir an ein Projekt mit einigen wenigen Feldern, die als Beispiel für gute landwirtschaftliche Anbaumethoden dienen sollten“, so Krebs. „Im Laufe der Planung zusammen mit den Experten des Kyerwa Distrikts und nachdem sich Brot für die Welt, die Evangelische Kirche Hessen und Nassau und das Land Rheinland-Pfalz als Zuschussgeber beteiligten, hat sich ein beachtlich großes regionales Projekt entwickelt.“

Trotz widriger Wetterbedingungen mit zwei Dürreperioden und einer Überflutung wurden von 2016 bis 2019 insgesamt 49 Demonstrationsfelder in 21 Dörfern über sechs Großgemeinden verteilt angelegt. Auf diesen Feldern trafen sich Gruppen von Kleinbauern mit den Fachberatern des Landkreises und lernten am Beispiel, wie etwa die Übertragung der Bakterien von einer Bananenstaude auf eine andere während der Bestäubung durch Insekten verhindert werden kann, nämlich indem der männliche Fruchtstand entfernt wird. Oder wie man befallene Bananenstauden frühzeitig erkennt und sicher entfernt und zwar so, dass mit den dafür benutzten Macheten nicht gesunde Pflanzen infiziert werden; sie müssen über einem Feuer regelmäßig desinfiziert werden.

Um die Abhängigkeit von den Kochbananen als Nahrungsgrundlage zu reduzieren, wurden auf den Feldern auch Cassava (Maniok), Mais, Süßkartoffeln und Bohnen angebaut. Obwohl diese Kulturen vereinzelt schon angebaut wurden, war es sehr wichtig, zu zeigen, wie mit gutem Saat- und Pflanzgut, der richtigen Kulturpflege und mit Stallmist als Dünger die Erträge deutlich gesteigert werden können. Sonnenblumen wurden für die Gewinnung von Speiseöl als neue Kultur mit sehr gutem Erfolg eingeführt.

Auch bei der Kochbanane gab es eine ganz wichtige Entwicklung. Es gelang, von einem Forschungsinstitut Bananenschösslinge zu erwerben, die gegen die Bananenwelke (BXW) widerstandsfähig sind. Damit wurden zwei Anzuchtgärten bepflanzt. Das Ergebnis: Die Stauden erkranken nicht, selbst wenn direkt daneben die krankheitsanfälligen Bananen stehen. Die resistente Bananensorte wird nun an die Bauern verteilt. Es wird allerdings eine ganze Weile dauern, bis weite Teile der Region damit versorgt sind, denn es geht um zehntausende Hektar an Bananengärten.

„Das Projekt hat in der Region große Aufmerksamkeit gefunden. Die Kleinbauern waren sehr interessiert und haben eifrig mitgemacht“, berichtet Krebs. Viele hätten zugegeben, dass sie bisher keine anderen Kulturen als die Banane angebaut haben. Durch die Einrichtung der Feldstudien konnten gute Tipps schnell vermittelt und in die Praxis umgesetzt werden; viele Bauern haben sich umgestellt. So wurde berichtet, dass in Nyakatuntu zum Beginn der Studie nur vier Kleinbauern Cassava, Mais, Bohnen, Süßkartoffeln oder Sonnenblumen angebaut hatten; zum Ende der Studie waren es 67 Kleinbauern.

Sabina Sabinius aus Kikukuru berichtete dem Arbeitskreis: „Jetzt kann ich 15 bis 20 Bananenstauden pro Monat auf dem Markt verkaufen, während ich früher nichts für den Markt übrig hatte“. Sehr positiv aufgenommen wurden auch die Hinweise zur Konservierung von Cassava und Süßkartoffeln, um in der Trockenzeit genügend zu essen zu haben. Das war bisher kaum üblich. „Auch wenn allgemein bedauert wurde, dass das Projekt nach drei Jahren zu Ende gegangen ist, so bleibt festzuhalten, dass die Demonstrationsfelder von den Farmer Feldgruppen weiterbetrieben und von den Agrarexperten des Kyerwa-Distrikts fachlich beraten werden sollen“, versichert Berthold Krebs. „Selbstverständlich sind auch die Nachbargemeinden eingeladen, mit Eigeninitiative dem guten Beispiel zu folgen“ ergänzt er abschließend. (bk/bcm)

Zu den Fotos:

Die Kochbananen werden grün geerntet (oben links). Wenn einige Früchte gelb werden, sind sie schon faul und alle Früchte am Fruchtstand ungenießbar (oben rechts). Der Anbau von Sonnenblumen zur Gewinnung von Speiseöl war sehr erfolgreich. Die Kleinbauern treffen sich regelmäßig zu den Farmer Feldstudien, um sich beraten zu lassen und Erfahrungen auszutauschen. Ein beispielhaft angelegtes Feld mit Bohnen gehört ebenfalls zum Projekt. Fotos: Krebs/Mambo/Menze/Metzmacher