Digitale Ausstellung „LebensLust - Lust am Leben“: Der Kirchenchor macht froh

Bild von Ilona Nolte inspiriert Teilnemende der Schreibwerkstatt zu unterschiedlichsten Texten

RHEIN-LAHN. (20. Juli 2020) LebensLust heißt die digitale Ausstellung, die in den Sommerferien den coronabedingten Einschränkungen im Alltag zum Trotz die Freude am Leben in den Mittelpunkt rückt. In einer Schreibwerkstatt mit Ralf Skähr-Zöller von der Projektstelle für innovative Angebote für jüngere Seniorinnen und Senioren im Dekanat haben die Teilnehmenden Texte zu fünf Gemälden der Künstlerin Ilona Nolte geschrieben. Ab heute geht es um das Bild „Kirchenchor“.

Ein Vorwort zur Ausstellung von Dekanin Renate Weigel finden Sie hier.

Eine kurze Vita von Ilona Nolte finden Sie hier.

LebensLust3Damen Ilona Nolte 

Kirchenchor – Ein Hoch auf die Weisen

Immer wieder dienstags abends um halb acht treffen sich Amalie, Margarethe und Dorothé zum gemeinsamen Singen. Seit vielen, vielen Jahren schon. Gemeinsam mit ihrem gemischten Kirchenchor berühren sie Menschen auf eine Art und Weise, wie nur sie es können. Bei manchen Zuhörern fließen die Tränen, still und es ist in Ordnung. Bei anderen bricht sich erst ein Kichern, dann ein den ganzen Körper bewegendes Lachen Bahn. Und es ist in Ordnung. Wenn die Menschen nach den Konzerten die Kirche verlassen, sind sie anders als zuvor, ihre Augen sind klarer, sie lächeln einander an, die Einen scheu, die Anderen frei und offen. Sie spüren dann – wir alle gehören zusammen; wir sind untrennbar eins. Manche kommen dem innigen Bedürfnis nach, sich zu umarmen, sich zu halten, so lange es gut tut. Genau das ist der Grund, warum immer mehr Menschen zu den Konzerten des Kirchenchors kommen; es ist diese Magie, die keiner weiter benennen kann. Und es ist auch nicht wichtig, Worte dafür zu finden.

Immer wieder dienstags abends um halb acht, so auch heute treffen sich Amalie, Margarethe und Dorothé - dieses Mal in Amalies Wintergarten mit dem Blick ins üppige Grün. Die Tür zum Garten lassen sie geöffnet. Auch, wenn die Zeiten anders sind, auch wenn nicht mehr Menschen aus dem Chor Amalies Einladung gefolgt sind. Und sie singen. Amalie mit der Würde und dem Stolz, den nur ein Mensch haben kann, der von Gott gerüttelt, der von Gott geschüttelt wurde ein Leben lang. Ihre tiefe Stimme strömt aus dem Bauch und verbreitet eine Wärme weit über den Wintergarten, das Haus und die Straße hinaus.

Margarethe mit der Inbrunst und der Entschlossenheit, die nur ein Mensch haben kann, der von Gott gerüttelt, der von Gott geschüttelt wurde ein Leben lang. Glasklar und glockenhell strömt es aus ihrem übervollen Herzen hinaus und es verteilt sich eine Liebe weit über den Wintergarten, das Haus und die Straße hinaus.

Dorothé ergänzt mal hier, mal da eine Zeile, eine Abfolge von Worten. Sie tänzelt spielerisch zwischen den anderen Stimmen hin und her. Sie singt mit Freiheit und Kraft zugleich, wie es nur ein Mensch vermag, der von Gott gerüttelt, der von Gott geschüttelt wurde ein Leben lang. Leicht wie eine Feder und kraftvoll wie ein Donnerhall schwebt und dringt es förmlich aus ihrer Brust weit über den Wintergarten, das Haus und die Straße hinaus.

Die drei Frauen sind berührt vom göttlichen Funken. Sie wissen, mit ihrem Singen ehren sie das Leben und die Gaben, die ihnen geschenkt wurden und damit ehren sie Gott. Sie wissen, wer Gemeinschaft und das Singen verbietet und sei es nur auf Zeit, der hat das Menschsein, der hat Gott nicht verstanden. Sie wissen, es ist eine Anmaßung, zu glauben, das Leben ließe sich auf später verschieben. Gott hat sie gerüttelt, hat sie geschüttelt ein Leben lang. Damit sie ihm ihr Vertrauen schenken, bedingungslos und ihre göttlichen Gaben weiter verschenken an alle anderen.

Weil sie das wissen, singen Amalie, Margarethe und Dorothé auch an diesem Dienstag, abends um halb acht, lassen sich berühren vom göttlichen Funken, lassen es strömen aus dem Bauch, dem Herzen, der Brust.

Und so sieht man Menschen in der Straße, im ganzen Viertel, in der ganzen Stadt aus ihren Häusern auf die Straßen kommen. Manchen fließen Tränen über die Wangen, still. Manche werden erst von einem zarten Kichern bewegt, dann von einem Lachen geschüttelt. Und all das ist in Ordnung. Sie sehen einander an mit klarem Blick, sie lächeln – die Einen scheu, die Anderen frei und offen. Und sie wissen auf einmal: wir alle gehören zusammen; wir sind untrennbar eins. Und während die Menschen auf der Straße sich nach und nach umarmen, stehen Amalie, Margarethe und Dorothé im Wintergarten. Sie halten sich umarmt im kleinen Kreis und lassen eine Ode an die Weisheit erschallen.

Alexandra Dahlen

Ein Hoch auf die Weisen von Alexandra Dahlen

Kirchenchor  von Gisela Danisman

Soli Deo Gloria

Die drei schrecklichen Sehhilfen

Brief an die Tochter

Louise, Hiltrud und Mariechen

Lebenslust durch Singen

Viva la Musica!

Lebensglück aus voller Kehle

singing prayers  

 

Slide1 Lebenslust IlonaNolteDie Beiträge zum Bild „Lebenslust“ finden Sie hier