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Lichter leuchten auch im Rhein-Lahn-Kreis zum Gedenken an Corona-Toten

Kirchengemeinden bieten nach Aufruf des Bundespräsidenten neben Freitags-Aktion Raum zum Teilen

RHEIN-LAHN. (18. Februar 2021) Viele Kirchengemeinden im evangelischen Dekanat Nassauer Land haben sich wie auch viele katholischen Gemeinden der von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier initiierten Aktion  „#lichtfenster“ angeschlossen und rufen dazu auf, jeden Freitag nach dem Dunkelwerden ein Licht zum Andenken an die mittlerweile mehr als 65.000 Toten der Corona-Pandemie ins Fenster zu stellen.

„Die Initiative des Bundespräsidenten ist ein wichtiges Zeichen, an Leiden und Tod vieler Menschen in der Corona-Pandemie Anteil zu nehmen“, sagte der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) Volker Jung. „Hunderte Menschen sterben jeden Tag auf den Intensivstationen oder zu Hause an der Krankheit. Dahinter steht immer ein einzelner Mensch, ein bedrückendes Schicksal und Angehörige mit ihrem Leid“, so Jung. „Menschen wahrzunehmen, Seelsorge anzubieten und Gott im Gebet um Hilfe und Kraft zu bitten, sind in dieser Zeit besonders wichtig“, erklärte der Kirchenpräsident. „Das Licht soll Anteilnahme und Solidarität zeigen. Die Kerze soll zum Innehalten anregen. Und sie soll es möglich machen, in unseren Gedanken und Gebeten an der Seite derer zu stehen, die Schmerz und Ohnmacht beim Verlust eines Menschen erlebt haben“, so Jung.

Mittlerweile haben sich viele evangelische Kirchengemeinden im Dekanat Nassauer Land der Aktion angeschlossen und bieten überdies die Möglichkeit, unter dem Hashtag „#sing the blues“ das Gebet zu ergänzen und zu teilen: auf einem Zettel im Briefkasten der Gemeinde oder in der offenen Kirche, als Kommentar auf Facebook, auf Instagram unter dem Hashtag oder als E-Mail ans Gemeinde- oder Pfarrbüro. „Angst und Sorge treiben die Menschen um – auch wenn sie scheinbar sorglos tun. Dieses Leben unter einer noch immer andauernden Bedrohung stresst und macht mutlos“, schreibt die Bad Emser Gemeindepfarrerin Lieve Van den Ameele. „Dabei wollen wir die nicht vergessen, die sich nicht vor dem Virus retten konnten. Und denken auch an die, die Kranke versorgen und das körperliche und psychische Leid unmittelbar mit ansehen müssen. Nicht zuletzt an die Angehörigen von Menschen, die in der Pandemie verstorben sind, und die – wegen Corona – nicht so füreinander da sein konnten, wie sie es sich gewünscht hätten.“

Zusammen mit ihrer Nassauer Kollegin Mariesophie Magnusson hat Van den Ameele deshalb auch die anderen Kirchengemeinden im Dekanat dazu eingeladen, den Menschen im Rhein-Lahn-Kreis die Möglichkeit zu geben, ihre Ängste und Sorgen zu teilen anstatt sie in sich hineinzufressen. „Mit der Aktion #Sing the Blues wollen wir der Mutlosigkeit und dem Versagen etwas entgegensetzen und einen Raum schaffen, um innezuhalten, unserer Angst und unserer Trauer im Gebet Ausdruck zu verleihen und an die zu denken, die wir in dieser Zeit nicht vergessen wollen“, heißt es in dem Aufruf.

EKHN-Kirchenpräsident Volker Jung unterstützt ebenso wie der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, die von Steinmeier geplante zentrale Gedenkfeier für die Verstorbenen der Corona-Pandemie am 18. April. „Viele Menschen haben das Bedürfnis, gemeinsam und öffentlich innezuhalten, an verstorbene Menschen zu denken und um sie zu trauern“, so Jung.

Christinnen und Christen könnten sich dabei auch tragen lassen von den tröstenden biblischen Worten: „Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht“ (Psalm 36, 10). Und der Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, erinnerte daran, dass sich Christen an jedem Freitag an den Todestag Jesu erinnern. „In dieses Gedenken schließen wir die Opfer der Pandemie ein“, so Bätzing. Die Kerze im Fenster sei ein Zeichen dafür, dass die Angehörigen der Toten nicht alleine seien. (vr/bcm)

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Auch im Rhein-Lahn-Kreis leuchten freitagabends immer mehr Lichter in den Fenstern, um der Toten der Corona-Pandemie zu gedenken. Foto: Matern