Heimkinder in der Nachkriegszeit

Kategorie
Bildung
Datum
1. Februar 2019 18:30 - 20:00

Reglementierter Alltag und autoritäre Pädagogik

Ausstellung bei der Stiftung Scheuern dreht sich um die Heimkinderzeit 1945 bis 1975

NASSAU/RHEN-LAHN. (10. Januar 2019) Heimkinder in der Nachkriegszeit – ein schwieriges, lange Zeit totgeschwiegenes Thema, denn viele dieser Menschen hatten unter den Folgen einer erbarmungslosen Pädagogik zu leiden und waren verschiedensten Formen psychischer wie auch physischer Gewalt ausgesetzt. Welche Kinder damals, in den Jahren 1945 bis 1975, ins Heim kamen, wie ihr streng reglementierter und institutionalisierter Alltag ablief und wie es zu Gewalt und Missbrauch kommen konnte – darüber gibt eine Wanderausstellung Aufschluss, die von Anfang bis Ende Februar bei der Stiftung Scheuern zu sehen sein wird. Zur Eröffnung laden die evangelische Kirchengemeinde und der Vorstand der Stiftung Scheuern für Freitag, 1. Februar, 18.30 Uhr, in den Versammlungsraum ein.

Die Ausstellung umfasst einen allgemeinen und einen spezifischen, auf die Situation in Scheuern zugeschnittenen Teil. Insgesamt zwölf Roll-ups, die die Projektgruppe Heimkinder der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) erstellt hat, geben Auskunft über grundlegende Aspekte wie etwa die rechtliche Basis der Heimerziehung, das ihr zugrundeliegende Menschenbild oder die Heimreform als Reaktion auf spät erkannte Missstände. Dazu kommen drei Roll-ups, die gezielt auf die Situation von Heimkindern in den früheren Heimen Scheuern der 1950er- und 1960er-Jahre eingehen. Wie wirkte sich der damalige Platzmangel – 1955 mussten zum Beispiel rund 400 Aufnahmeanträge abgelehnt werden – auf die Lebensbedingungen aus? Welche Arbeiten mussten die Mädchen und Jungen verrichten, die streng nach Geschlechtern betreut wurden? Und wie wandelte sich die Erziehung in den 60er-Jahren auch in Scheuern allmählich weg vom Gruppenzwang und hin zu mehr Individualität und Menschenwürde? Antworten auf diese und weitere Fragen finden sich in diesem Teil der Ausstellung.

Bei der Eröffnung am 1. Februar wird unter anderem Anette Neff, Leiterin der Projektgruppe Heimkinder bei der EKHN, sprechen. Ihr Vortrag trägt den Titel „Von Pipi Langstrumpf und den Schmuddelkindern – Kinder und Jugendliche im Heimsystem der Nachkriegszeit bis in die 1970er Jahre“. Und: Es kommen Zeitzeugen zu Wort, die die damaligen Verhältnisse aus eigener Erfahrung kennen.

Für die Dauer der Ausstellung bietet die evangelische Kirchengemeinde der Stiftung Scheuern als Veranstalter begleitete Ausstellungstage an, bei denen ein Ansprechpartner für Fragen zur Verfügung steht. Diese begleiteten Ausstellungstage sind jeweils freitags am 8., 15. und 22. Februar von 15 bis 18 Uhr sowie sonntags nach dem Gottesdienst, der um 10 Uhr beginnt. Eine unbegleitete Besichtigung ist montags bis freitags von 15 bis 20 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags von 12 bis 20 Uhr möglich. Sollte die Tür zum Versammlungsraum verschlossen sein, erhält man den Schlüssel im Bistro Orgelpfeife der Stiftung Scheuern.

Zum Foto:
Das Foto zeigt Heimkinder während der Kartoffelernte. Archiv-Foto: Stiftung Scheuern

 
 

Alle Daten

  • 1. Februar 2019 18:30 - 20:00
  • 22. Februar 2019 15:00
  • 15. Februar 2019 15:00
  • 8. Februar 2019 15:00