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Auch in schwieriger Zeit solidarisch sein

Bewegender ökumenischer Gottesdienst zum Holocaust-Gedenktag in Früchter Thomaskirche

 FRÜCHT. (31. Januar 2023) In einem ökumenischen jüdisch-christlichen Gottesdienst in der voll besetzten Thomaskirche von Frücht wurde jetzt wieder an die Opfer des Holocaust erinnert, um Frieden, Mitmenschlichkeit und Solidarität gebetet und eine Erinnerungskultur angemahnt, die Hass und Gleichgültigkeit überwindet.

A Holocaust Gedenk Godi2023Frcht Mitwirkende Foto KGAntje Müller, Pfarrerin für Ökumene im evangelischen Dekanat Nassauer Land, erläuterte zu Beginn die historischen Hintergründe des Gedenktages, mit dem seit 2005 an die Opfer des Holocaust und an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee erinnert wird. Im Gottesdienst standen verschiedene „Brotgeschichten“ im Mittelpunkt wie die des Schriftstellers und KZ-Überlebenden Primo Levi. Sie ist eine Aufforderung, auch in schlimmer Zeit Brot miteinander zu teilen, mitmenschlich und zugewandt zu handeln sowie solidarisch mit Notleidenden zu sein. „Wir würden gern mutiger sein als jene, die die Synagogen damals brennen sahen und nicht protestierten. Wir möchten verhindern, dass Hassparolen um sich greifen. Wir möchten für Deine Güte einstehen“, hieß es dazu passend in einem Gebet.

Die musikalischen Beiträge der Organistin Hannelore Syre und des Ensembles Septime unter Leitung von Wassily Kotykov unterstrichen in hervorragender Weise vorgetragen die Wortbeiträge. Das bekannte „Hevenu Shalom“, das berührende ukrainisches Friedenslied „Tebe Poem“ und die Hymne an „Jerusalem“ fanden unter den Zuhörern und Zuhörerinnen besonders großen Anklang. Texte und Gebete wurden von dem jüdischen Vertreter Wolfgang Elias Dorr, Gemeindereferentin Tanja Kaminski, Pfarrerin Müller, dem Lehrer David Schmidl sowie den Jugendlichen Sophia Hamm, Nora Haupt und Talida Dämgen ausgesucht und rezitiert.

In ihrer Predigt ging Müller auf die religionsgeschichtliche Bedeutung der Stadt Jerusalem ein, die für die drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam „heilig“ ist. In ihrem hebräischen Namen „Jeruschalaijm“ stecke das Wort „Schalom“ (Friede). Aber die Stadt, die als „himmlisches Jerusalem“ Symbol für den Frieden und das Paradies sein solle, „ist auf dieser Welt immer wieder Schauplatz von Konflikten, wie der Anschlag auf die Synagoge in Ost-Jerusalem ausgerechnet am Holocaustgedenktag zeigt“, so die Theologin.

Trotz aller Erinnerungen und Mahnungen war in dem bewegenden Gottesdienst auch eine tragende Gemeinschaft zu spüren, die auch jüdische und muslimische Gäste miteinander empfanden.

Zum Foto:
Die Mitwirkenden des ökumenischen Gottesdienstes sorgte für eine bewegende und Gemeinschaft ausstrahlende Erinnerung an die Schrecken des Holocaust. Foto: Kirchengemeinde