Reformationsfest 2024
Frei sein als jedermanns Knecht
Einen andern Grund
kann niemand legen als den,
der gelegt ist,
welcher ist Jesus Christus.
1. Korinther 3, Vers 11
RHEIN-LAHN. (31. Oktober 2024) Auf diesen zitierten Grund hat sich auch Martin Luther berufen, als er am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg schlug, die Geburtsstunde der Reformation, an die heute in ganz Deutschland erinnert wird. Manch kirchennahen Menschen im Dekanat mag das Wort „Reformation“ auch an heutige strukturelle Veränderungen in der Kirche erinnern, würde am liebsten mit der Faust auf den Tisch hauen oder ängstlich in die Zukunft blicken. Der Vergleich hinkt in vielerlei Hinsicht.
Niemand, der heute „aufrecht“ für eine Überzeugung innerhalb der evangelischen oder katholischen Kirche eintritt, muss um sein Leben bangen wie Martin Luther nach seinem Satz vor dem Reichstag zu Worms „Hier stehe ich, ich kann nicht anders!“. Die jetzigen Strukturveränderungen, die nicht zuletzt Gemeindegrenzen und -zugehörigkeiten verschieben, sind eher Anpassungsprozesse und das sogar noch mit komfortablem Hintergrund, aber sicher keine Reformation. Streit über den richtigen Weg und eine damit einhergehende Polarisierung gehört fast schon zur protestantischen DNA der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Das gab es schon bei der Neuordnung der Dekanatsgrenzen in den 1960-er Jahren wie gleichermaßen der um die Jahrtausendwende, von der Einführung der Frauen-Ordination oder der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ganz zu schweigen, um nur wenige Beispiele aus den vergangenen 60 Jahren zu nennen.
Während Luthers Bekenntnis zu seiner Zeit nicht nur eine kirchliche, sondern auch eine gesellschaftliche Revolution einleitete, bräuchte es heute wohl eher einer gesellschaftlichen Erneuerung, die den Blick auf die befreiende und versöhnende Kraft des Glaubens richtet. Das Individuum von heute fürchtet weder Kirche noch Fegefeuer, um sich ein glückliches Leben auszumalen. Und wahrscheinlich würden manche Zeitgenossen sogar aus dem Staat austreten, wenn sie denn könnten, weil sie sich von nichts und niemandem etwas vorschreiben lassen wollen. Polarisierung zwischen dem Ego und der Gemeinschaft ist zu einem Dauerzustand geworden. Revolutionär wäre eine Reformation, die Spaltung friedlich überwindet, ganz im Sinne von Luthers neben stehender Vorstellung von Freiheit, die eine Knechtschaft nicht ausschließt. Sie basiert auf dem biblischen Brief des Paulus an die Korinther: „Ich bin frei in allen Dingen und habe mich zu jedermanns Knecht gemacht.“ (1. Korinther 9, Vers 19). (bcm)
Bischof bei Festvortrag in Mainz: Zeichen der Zeit erkennen
Apropos Spaltung. Die zwischen katholischer und evangelischer Kirche von 1517 liegt lange zurück. Davon zeugt auch eine alljährliche ökumenische Reformationsfeier. Ein Ausblick auf die Zukunft der Ökumene ist Thema des Festvortrages der hessen-nassauischen Reformationsfeier am 31. Oktober in der Mainzer Christuskirche. An dem zentralen Festakt um 18 Uhr in der Christuskirche nehmen der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung und der Bischof des Bistums Mainz, Peter Kohlgraf, teil. Kohlgraf wird den diesjährigen Festvortrag mit einem Ausblick auf die Zukunft der Ökumene halten. Der Titel lautet: „Die Zeichen der Zeit deuten. Ein Auftrag in vielfältiger Gestalt“. Für Musik sorgte unter anderem der Bachchor Mainz.
Im Mittepunkt der Feier stand, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Hier finden Sie einen Bericht über die Feier.
Auch im evangelischen Dekanat Nassauer Land wird heute Reformationsfest gefeiert. Eine kleine Auswahl finden Sie mit einem Klick auf diese Site.
Hier hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau viel Wissenswertes und Unterhaltsames zu Luther und zur Reformation zusammengestellt. Auch ein Beitrag zum Thema Reformationstag und Halloween steht dort.
Viel Spaß beim Lesen und Nachmachen!