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Weihnachten 2024: Was es bedeutet, Mensch zu sein

Kirchenpräsident Volker Jung macht Mut zum respektvollen Begegnen und mehr Füreinander

aVolker Jung by EKHN Peter Bongard 2022DARMSTADT/RHEIN-LAHN. (25. Dezember 2024) Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, hat in seiner Weihnachtsbotschaft auf ein rauer werdendes gesellschaftliches Klima hingewiesen, das sich auch in dem erschütternden Anschlag von Magdeburg widerspiegele. Die Weihnachtsgeschichte setze dagegen auf Mitmenschlichkeit.

 „Es gibt so viel Unmenschlichkeit. Hass, Gewalt und Ungerechtigkeit zerstören Leben“, so der leitende Geistliche der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). In den vielen Herausforderungen der Zeit sei „das gesellschaftliche Klima rauer geworden“, so Jung. Das sei gefährlich, „weil aus Worten schnell Taten werden“.  Gerade in dieser Zeit sei es wichtig, sich an der Botschaft von Weihnachten zu orientieren und Zeichen der Mitmenschlichkeit und des Friedens zu setzen. Jung: „Gott wird Mensch, Gott ist menschenfreundlich. Alle Menschen sollen gut leben können – in Gerechtigkeit, in Frieden und in Freiheit. Die Welt braucht menschliche Menschen, damit Gottes Frieden Raum gewinnt in dieser Welt.“

Gott wird Mensch. Das ist der Kern des Weihnachtsfestes. Was damit gesagt wird, ist großartig und unvorstellbar zugleich. Gott hat die Welt geschaffen und erhält sie. Mit diesem Glauben beginnt die Bibel. Das bedeutet: Gott ist viel größer als diese Welt. Es ist immer ein großer Abstand zwischen Gott und den Menschen, die Teil der Schöpfung Gottes sind.

Die Weihnachtsgeschichte erzählt nun: Gott selbst hat diesen Abstand überbrückt. Gott wurde Mensch. In diesem Kind im Stall von Bethlehem begegnet euch Menschen Gott. Martin Luther hat dieses Geheimnis des Glaubens in folgende Worte gefasst: „Den aller Welt Kreis nie beschloss, der liegt in Marien Schoß; er ist ein Kindlein worden klein, der alle Welt erhält allein.“ (Evangelisches Gesangbuch, Lied 23, Vers 3)

Wie ist dieser Glaube entstanden? Als das Kind in der Krippe erwachsen war, machten Menschen mit ihm besondere Erfahrungen. Jesus ermutigte, stärkte und weckte in vielen das Vertrauen zu Gott. Er heilte und half anderen.

Jesus hat keine Macht ausgeübt, er ist selber zum Opfer der Mächtigen geworden. Jesus wurde gekreuzigt und ist gestorben. Gott hat ihn aber nicht im Tod gelassen, sondern von den Toten auferweckt.

All das hat dazu geführt, dass Menschen anfingen zu glauben: In diesem Menschen ist uns Gott begegnet. In ihm ist „die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes“ erschienen. So beschreibt es ein Brief im Neuen Testament (Titus 3,4).

Christinnen und Christen glauben: Durch Jesus Christus zeigt Gott, was es bedeutet, Mensch zu sein. Mensch sein heißt, auf Gottes Kraft und Liebe zu vertrauen, einander und respektvoll, mit Würde zu begegnen und füreinander da zu sein. Der vor kurzem verstorbene, ehemalige Limburger Bischof Franz Kamphaus hat das einmal in die einfachen Worte gefasst: „Mach´s wie Gott, werde Mensch!“.

Das ist gerade jetzt so wichtig. Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg erschüttert und macht fassungslos. Warum können Menschen so grausam sein? So fragen viele auch auf die entsetzlichen Kriege in dieser Welt. Es gibt so viel Unmenschlichkeit. Hass, Gewalt und Ungerechtigkeit zerstören Leben. In den vielen Herausforderungen unserer Zeit ist das gesellschaftliche Klima rauer geworden – auch bei uns. Das ist gefährlich, weil aus Worten schnell Taten werden.

Menschen tun einander auch dort Gewalt an, wo sie andere erniedrigen und verachten. In der Sorge um den eigenen Wohlstand ist die Gefahr groß, dass Werte wie Respekt und Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Gastfreundschaft schnell verloren gehen.

Da ist es gut, sich neu an der Botschaft zu orientieren: Gott wird Mensch, Gott ist menschenfreundlich. Alle Menschen sollen gut leben können – in Gerechtigkeit, in Frieden und in Freiheit. Die Welt braucht menschliche Menschen, damit Gottes Frieden Raum gewinnt in dieser Welt.

 

Frohe und gesegnete Weihnachten!

Ihr Volker Jung

 

Fotos:Matern/Bongard