Sicher von einem Jahr ins andere schreiten
Mehr Angst: Schlechte Nachrichten waren auch 2024 gefragter als die guten
RHEIN-LAHN. (31. Dezember 2024) 63 Prozent der Deutschen blicken angstvoll auf das Jahr 2025. Im Jahresvergleich hat sich dieser Wert von ehedem 41 Prozent sogar noch deutlich vergrößert. Die Zahlen stammen von der Stiftung für Zukunftsfragen; verwundern dürften sie angesichts des medialen Dauerbeschusses mit „bad news“ auf immer mehr Kanälen kaum.
Zwar ging die Zahl gewaltsamer Auseinandersetzungen in der Welt in den vergangenen 30 Jahren zurück und auch der Anstieg an Hungertoten wurde dank wachsender Entwicklungshilfe gebremst. Aber wenn direkt in Europa noch immer russische Bomben in der Ukraine täglich für unsägliches Leid sorgen, das Bangen um den Arbeitsplatz wächst und die Wartelisten der Tafeln wie bei denen im Rhein-Lahn-Kreis länger werden, tröstet das nicht und ist erst recht kein Grund zur Zuversicht.
Hinzu kommt die Tatsache, dass die digitalen Kommunikationswege immer gefragter und zugleich immer intransparenter werden, die vor allem schlechte Neuigkeiten verbreiten, weil sich mit guten sich Nachrichten allein nicht wirklich viel Geld verdienen lässt. Geld mag zwar nicht glücklich machen, und doch ist es in einer freien Marktwirtschaft unersetzlich geworden, nicht zuletzt auch, um damit Gutes zu tun, wie unterschiedlich die Definition darüber ausfallen mag.
Ums Gute geht es auch in der Losung fürs Jahr 2025, das morgen beginnt: „Prüfet alles und behaltet das Gute“. Genau das ist angesichts nicht mehr überprüfbarer Informationen das Problem. „Deepfakes“, ja sogar sehr schlecht oder dilettantisch gefälschte Nachrichten und Bildchen verbreiten sich in den asozialen Netzwerken in Windeseile durch unkritisch enthusiastisches oder empörtes Teilen, Liken oder Kommentieren, weil sie für bare Münze gehalten werden. Dank künstlicher Intelligenz, mit der sich in Minutenschnelle tausende E-Mail-Adressen und Accounts generieren lassen, potenziert sich die Zahl der Menschen, die solche falschen Informationen zu hören und zu sehen bekommen, ebenso rasch. Und selbst dem misstrauischen Gehirn wird sich das Thema, das überhaupt erst durch die mediale Verbreitung zum Thema wird, ins Unterbewusstsein einbrennen. „Irgendwas wird schon dran sein...“. Wie soll da ein „Prüfet“ noch möglich sein?
Erschwerend kommen die immer kürzeren Halbwertszeiten in allen Medien hinzu, die zu höherer Angst-Strahlungsaktivität führen. Gerade digitale Kanäle wollen mehr als einmal täglich mit vermeintlich Neuem gefüttert werden. Die Zahl an Schlagzeilen mit einem Fragezeichen dahinter ist deutlich gestiegen; vor 30 Jahren war das mit Ausnahme von oberflächlich recherchierten Beiträgen in Boulevard-Blättern verpönt. Motto: „Es gibt zwar nichts Neues, aber spekulieren, wie schlimm es noch werden könnte, lässt sich immer...“
Und weil sich in der Menschheitsgeschichte aus Selbstschutz schlechte Nachrichten schon immer schneller und öfter verbreiteten als die guten, wird es der gesunden Angst vor der Zukunft immer schwieriger gemacht, sich gegen die unbegründete zu behaupten. Ein Gefühl von Sicherheit, Zuversicht und fürs Gute kann da schlecht gedeihen. Dass sich daran etwas ändern wird, dürfte auch 2025 ziemlich unwahrscheinlich sein.
Die alltägliche Hysterie und Hatz der Negativ-Meldungen versperrt oftmals den Blick auf die persönliche Suche nach dem, was das Leben lebenswert macht. Eleonore zu Stolberg-Wernigerode hat 1867 gedichtet:
Ich habe die Menschen gesehen,
und sie suchen spät und früh,
sie schaffen, sie kommen und gehen,
und ihr Leben ist Arbeit und Müh.
Sie suchen, was sie nicht finden,
in Liebe und Ehre und Glück,
und sie kommen belastet mit Sünden
und unbefriedigt zurück.
Was hat sich an dieser mehr als 150 Jahre alten Erkenntnis geändert? Vielleicht, dass zu Arbeit und Müh des Lebens noch eine gehörige Portion Lebenszeit hinzukommt, die wir in der digitalen Welt verbringen? Vielleicht kann sich das „Prüfet“ einmal darauf beziehen, wie viel unserer geschenkten Lebenszeit wir mit Negativem und Positivem verbringen möchten? Wer mal einen Tag nicht aufs Smartphone schaut, um nach Lebenswertem zu suchen, dem bleibt mehr Zeit, sich des Guten im eigenen Leben zu besinnen. Das lässt sich selbst recherchieren und dabei erkennen und unterscheiden, was pure Wahrnehmung oder tatsächlich wahr ist. Das Engagement in Vereinen, Kirchengemeinden, politischen Ämtern, sozialen Projekten...; auch Gutes zu tun, soll bekanntlich glücklich machen.
Die Christenheit darf sich nicht nur an der Schwelle zu einem neuen Jahr an der Gewissheit aus dem 31. Psalm orientieren: „Meine Zeit steht in deinen Händen“. Das gilt in Freude wie im Leid und ist ein guter Kompass, um auf sicherem Weg auch ins Jahr 2025 zu gehen. Jochen Klepper beschreibt es im Lied zum Jahreswechsel so:
Der du allein der Ewge heißt
und Anfang, Ziel und Mitte weißt
im Fluge unsrer Zeiten:
bleib du uns gnädig zugewandt
und führe uns an deiner Hand,
damit wir sicher schreiten.
(EG 64, Vers 6)
Einen schönen Jahreswechsel und einen zuversichtlich stimmenden Blick unter Gottes Segen fürs kommende Jahr wünscht Ihnen die Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Rhein-Lahn!
Herzlichst Ihr Bernd-Christoph Matern