Feierlicher Amtswechsel an der Spitze der EKHN
Christiane Tietz als Kirchenpräsidentin in Wiesbaden eingeführt – Beifall aus allen Landen für Volker Jung
WIESBADEN/RHEIN-LAHN. (26. Januar 2025) Am heutigen Sonntag hat Volker Jung nach 16 Jahren sein Amt als Kirchenpräsident an Christiane Tietz übergeben. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, hat Tietz im Beisein von mehr als 700 Gästen in der Lutherkirche von Wiesbaden als neue Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) eingeführt. alls Sie die Live-Übetragung im Hessischen Rundfunk oder im Südwestrundfunk verpasst haben: Hier können Sie die Zeremonie in der ARD-Mediathek abrufen.
Vor seiner Entpflichtung wurde Jung gewürdigt für sein Engagement als leidenschaftlicher Theologe und zugewandter Kirchenpräsident der EKHN und auch für sein Wirken in der EKD. Jung dankte seinen Wegbegleitern und betonte, wie wichtig ihm die Vielfalt der EKHN, die Zusammenarbeit in der EKD und die enge ökumenische und interreligiöse Anbindung gewesen seien und blieben.
Im Anschluss führte Fehrs Tietz in das Amt der Kirchenpräsidentin ein, „Von Herzen gratuliere ich Christiane Tietz zu ihrer Einführung als Kirchenpräsidentin – und ebenso gratuliere ich der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau. Denn die Kirche gewinnt mit Christiane Tietz nicht nur eine kluge und tiefgründige Theologin, die es liebt zu predigen, sondern auch eine scharfsinnige und präzise Denkerin, die die gewichtigen Themen des Leitungsamtes sorgfältig bearbeiten und die anstehenden Veränderungsprozesse mit Mut voranbringen wird“, sagte Fehrs. „Christiane Tietz strahlt dabei als ‚hoffnungsvolle Realistin‘, wie sie sich selbst bezeichnet, so viel Herzlichkeit und Zuversicht aus, dass es den Menschen – auch inmitten des ganzen Irrsinns in dieser Welt – Kraft geben wird und Orientierung.“ Sie freue mich sehr auf die künftige Zusammenarbeit mit ihr und wünschte ihr für ihr neues Amt weiterhin „diese Kraft und Klarheit, kluges Augenmaß und Gottes reichen Segen“.
Tietz war Ende September 2024 mit großer Mehrheit von der Kirchensynode der EKHN im ersten Wahlgang gewählt worden. Die 1967 in Frankfurt am Main geborene Theologin kehrt zurück nach Darmstadt aus Zürich, wo sie zuletzt Ordentliche Professorin für Systematische Theologie an der Universität Zürich war.
Tietz: Mut haben, kontroverse Themen zu besprechen
Nach ihrer Einführung ermutigte Tietz in ihrer Predigt dazu, über Religion und Politik zu sprechen: „Ich wünsche mir, dass wir uns trauen, darüber zu sprechen, was Glaube für uns bedeutet, wo er uns stützt und Kraft gibt, aber auch, wo wir zweifeln. Ich will mich im neuen Amt weiter von der guten Nachricht der Nähe Gottes tragen lassen. Und ich möchte ins Gespräch kommen und erfahren, wie das bei anderen ist. In solchen Gesprächen liegt für mich ein Schlüssel für die Zukunft der Kirche.“
Solch eine Offenheit sei auch mit Blick auf die Politik notwendig. Tietz betonte, dass es gefährlich werden könne, wenn man sich mit anderen Argumenten nicht mehr auseinandersetze: „Es ist wichtig, dass wir auch hier im Gespräch bleiben. Bis zur Wahl und sicher auch danach. Dabei geht es nicht nur um Argumente, sondern auch um Gefühle. Ich setze auf den Mut, einander auch bei kontroversen Themen zugewandt zu bleiben und uns von unseren Ängsten, Sorgen und Hoffnungen zu erzählen. So begegnen wir uns menschlich.“
Birgit Pfeiffer, Präses der Kirchensynode der EKHN, sagte zur neuen Kirchenpräsidentin: „Ich bin außerordentlich dankbar dafür, dass Christiane Tietz dieses verantwortungsvolle Leitungsamt in Zeiten übernimmt, die auch für die Kirche herausfordernd sind“. Ihre fundierten theologischen Kompetenzen seien wertvoll für die zukünftige Gestaltung der EKHN. Pfeiffer: „Ich blicke erwartungsvoll auf die Zusammenarbeit der Synode mit der neuen Kirchenpräsidentin und freue mich auf gemeinsame mutige und hoffnungsvolle Entscheidungen“.
Hessischer Ministerpräsident Boris Rhein würdigt den Amtswechsel
Boris Rhein, Ministerpräsident von Hessen, wünschte der neuen Kirchenpräsidentin viel Kraft für ihre neue Aufgabe und Gottes Segen. „Professorin Christiane Tietz ist die erste Frau, die von der Kirchensynode ins Amt gewählt wurde. Sie ist eine herausragende Theologin, die beeindruckende Weltoffenheit und Internationalität mitbringt und zugleich fest in der Gemeindearbeit verwurzelt ist“, sagte der Ministerpräsident und verwies darauf, dass die gebürtige Frankfurterin die Leitung der EKHN in einer Zeit übernehme, in der die Gesellschaft durch Unsicherheit und Krisen vor großen Herausforderungen stehe. „Ich freue mich darauf, die von Vertrauen geprägte Zusammenarbeit des Landes Hessen und der EKHN mit Frau Professorin Tietz weiterzuführen und gemeinsam Lösungen für die drängenden Fragen unserer Zeit zu finden.“ Er sei überzeugt, dass Tietz die Kirche mit ihrer Persönlichkeit prägen und in eine gute Zukunft führen werde. Sie und ihre Kirche würden die künftige Entwicklung der Gesellschaft kritisch begleiten und konstruktiv mitgestalten.
„Unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen. Gerade in einer solchen Zeit ist es wichtig, dass wir alle gemeinsam für Toleranz, Respekt und Dialog eintreten“, so Rhein. Die Kirchen seien dabei wertvolle Partner, die Brücken bauen und den interkulturellen Dialog förderten. „Wir brauchen die Stimme der Kirche – ihren Blick auf das Wesentliche, das Gebot der Nächstenliebe aus der jüdisch-christlichen Tradition und ihren Einsatz für gegenseitige Achtung und eine menschenwürdige Gesellschaft“, so der Ministerpräsident. Die Landesregierung werde weiterhin vertrauensvoll mit den
Kirchen zusammenarbeiten, um gemeinsam ein Klima des Miteinanders zu schaffen, das auf Verständnis und Solidarität basiert.
Grußworte kamen neben Rhein auch von Georg Bätzing, katholischer Bischof von Limburg und Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, mit dem Jung die Ökumene in den vergangenen Jahren vertrauensvoll vorangebracht hat. Neben Vertreterinnen und Vertretern anderer Landeskirchen nahmen auch die Präses der EKD-Synode Anna-Nicole Heinrich sowie der frühere EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm am Amtswechsel teil. Außerdem waren Leitende Geistliche aus Partnerkirchen von vier Kontinenten nach Wiesbaden gekommen: Aus Indien Bischof Pradeep Kumar Samantaroy, aus Tansania Bischof Benson Bagonza, aus der Waldenser-Kirche Moderatora Alexandra Trotta und aus den USA Conference Minister Rev. Marsha Williams (UCC). (Caroline Schröder)
Zu den Fotos:
Die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs entpflichtete Volker Jung von seinen Aufgaben als Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und führte Christiane Tietz als seine Nachfolgerin ein. Zu den Mitwirkenden in dem live vom Hessischen Rundfunk und dem Südwestrundfunk aus der Lutherkirche in Wiesbaden übertragenen Festgottesdienst zählten die Präses der EKHN Birgit Pfeiffer, Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer sowie Bischof Georg Bätzing aus Limburg und der Bischof der Karagwe-Diözese in Tansania Benson Bagonza; letzterer wird am kommenden Freitag in Schweighausen zu einem Besuch im Dekanat Nassauer Land erwartet. Fotos: SWR; ekhn/Joachim Storch; Albrecht; Fedler-Raupp
Für Menschenfreundlichkeit und Menschenwürde stark machen
Dank und Hoffnung äußern Dekanin und Vorsitzende der Synode zum Amtswechel von Volker Jung zu Christiane Tietz
WIESBADEN/RHEIN-LAHN. (26. Januar 2025) Astrid Ellermann, Vorsitzende der Synode des evangelischen Dekanats Nassauer Land, bedauert sehr, dass Volker Jung seinen Ruhestand antritt. „Er hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau so vertreten, dass man sagen kann: ,Ja, das ist meine Kirche!“, so Ellermann, die Jung bereits seit vielen Jahren als Mitglied der Landessynode kennt und beim Amtswechsel in der Wiesbadener Lutherkirche dabei war.
Menschlich und nahbar beschreibt sie den künftigen Pensionär. „Er ist in seiner 16-jährigen Amtszeit immer ein guter Pfarrer geblieben. Er kann gut zuhören“, nennt sie eine seiner Stärken; als Gesprächspartner habe man stets das Gefühl gehabt, jetzt gerade wichtig zu sein. „Das war bei einem Bier mein allererster Eindruck von ihm und der ist bis heute geblieben“, so die Präses. Auch wenn sie nicht immer seiner Meinung gewesen sei: „Es ist schwer, sich seiner Argumentation zu entziehen.“ Mutig habe er die EKHN in schwierigen Zeiten vertreten. Mut wünscht Ellermann jetzt auch Jungs Nachfolgerin Christiane Tietz, „notwendige Veränderungen in der EKHN zu gestalten und dabei die Menschen mitzunehmen. „Ihren Willen, den Menschen zuzuhören, hat sie schon bewiesen, indem sie die Namen der Synodalen schon vor ihrer Wahl auswendig gelernt hatte“, sagt die Präses des Dekanats. „Ich wünsche ihr viel Kraft, in diesen schwierigen Zeiten den Menschen Mut zu geben, Neues zu beginnen.“
Kerstin Janott, Dekanin des evangelischen Dekanats Nassauer Land: „Neben vielem, was Volker Jung in seiner Amtszeit angestoßen hat, bin ich ihm besonders dankbar für seinen Einsatz für geflüchtete Menschen. Lebhaft erinnere ich mich noch an seine bewegten Worte, mit denen er darum bat, die Menschen nicht zu vergessen. Ich wünsche seiner Nachfolgerin Christiane Tietz als neuer Kirchenpräsidentin Gottes Geistkraft für all das, was ansteht. Vor allem aber den Mut, in den sich gerade verschärfenden Debatten die Menschenfreundlichkeit und Menschenwürde stark zu machen und die Verantwortung, die wir alle füreinander tragen, immer wieder ins Bewusstsein zu rufen. Unser Platz als Kirche ist an der Seite derer, die an den Rand gedrängt werden, um sie wieder in unsere Mitte zu holen und gemeinsam mit allen unsere Welt zu gestalten. Ich hoffe, dass wir gemeinsam mit der Diakonie weiterhin die Menschen in den Blick nehmen, die in unserer Gesellschaft durch die Netze fallen.“ (bcm)