Synode Worms Plenum By EKHN Volker Rahn

Landessynode: Zwischen Afghanistan und Zukunftsprozess

EKHN-„Kirchenparlament“ diskutiert während Tagung in Worms über Finanzierung von Gebäuden

WORMS/RHEIN-LAHN. (30. September 2021) Die Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat ihre Sondertagung in Worms mit einer intensiven Debatte über den Reformprozess „ekhn2030“ beendet. Die 80 Synodalen sowie weitere 60 per Video zugeschaltete Delegierte waren bewusst an dem historischen Ort zusammengekommen. 500 Jahre nach dem Auftritt Martin Luthers vor dem Reichstag in Worms beriet das mit einem Kirchenparlament vergleichbare Gremium in der Stadt am Rhein. Es appellierte auf seiner Tagung auch an die Politik, sich stärker für Afghanistan-Flüchtlinge einzusetzen.

Worms, das in der Geschichte der evangelischen Kirche ein zukunftsweisender Ort war, passte zum aktuellen Treffen. Im Zentrum der Synodentagung stand die Weiterarbeit an dem Zukunftsprozess „ekhn2030“. Das Papier, über das im November weiter beraten werden soll, sieht unter anderem vor, dass die gesamtkirchlichen Zuweisungen für Gebäude bis zum Ende des Jahrzehnts um bis zu 20 Millionen Euro gekürzt werden müssen. Die stärksten Einschnitte soll es bei den 900 Gemeindehäusern geben. Um zu nennenswerten Einsparungen zu kommen, müsste etwa jedes zweite aus der gesamtkirchlichen Finanz-Unterstützung genommen werden. „ekhn2030“ schlägt zugleich vor, dass die Kirchengemeinden stärker kooperieren sollen. Im Blick sind dabei regionale Vernetzungen der Gemeinden untereinander und mit ökumenischen, kommunalen und anderen zivilgesellschaftlichen Partnern. Sie werden „Nachbarschaftsräume“ genannt.

Die Synode hat auf ihrer Tagung auch an die Bundesregierung und die Landesregierungen appelliert, besonders schutzbedürftige Flüchtlinge aus Afghanistan mehr zu unterstützen und für eine sichere Bleibeperspektive zu sorgen. In einer mit großer Mehrheit verabschiedeten Resolution heißt es unter anderem, dass humanitäre Aufnahmeprogramme aufgelegt werden sollen, die es mehr Familien erlauben, ihre Angehörigen zu sich zu holen. Zudem solle der Familiennachzug für Menschen aus Afghanistan erleichtert und beschleunigt werden. Die Synodalen ersuchten zudem die Landesregierungen in Rheinland-Pfalz und Hessen „bereits hier lebenden Afghaninnen und Afghanen eine sichere Aufenthaltsperspektive zu bieten und Familienangehörigen schnell den Nachzug zu genehmigen.“ (Wortlaut der Resolution https://www.kirchenrecht-ekhn.de/synodalds/48713.pdf)

Malu Dreyer: Lob für gesellschaftliches Engagement der Kirche

Synode Worms MP Malu Dreyer 04 Pikser„Menschen, die sich aus ihrem christlichen Glauben heraus für Gerechtigkeit, gegen Antisemitismus und für weltweite Solidarität einsetzen, sind unverzichtbar für eine Gesellschaft, die menschlich und erfolgreich zugleich sein will“. Das erklärte Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei ihrem Besuch auf der Synodentagung. Sie würdigte zugleich das Engagement der Kirche für die Flutopfer und lobte die Impfkampagne der EKHN #einpikserfüralle. Dreyer sagte mit Blick auf afghanische Geflüchtete zu, die Integration voranzutreiben und bessere rechtliche Voraussetzungen zu schaffen, um „nicht wieder eine „Never Ending Story“ für die Betroffenen zu schaffen. Sie sprach sich für dauerhafte Aufenthaltsgenehmigungen von Geflüchteten aus Afghanistan aus. „Wir brauchen eine Perspektive für die Menschen.“

Karin Wolff: Auszeichnung mit höchster Ehrung der EKHN

Die frühere hessische Kultusministerin Karin Wolff ist vor der in Worms tagenden Synode mit der höchsten Auszeichnung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau geehrt worden. Für ihr großes ehrenamtliches Engagement in der evangelischen Kirche erhielt sie in Worms die Martin-Niemöller-Medaille. Die Christdemokratin war unter anderem von 1992 bis 2010 Mitglied in der Synode der EKHN, dem ehrenamtlichen Kirchenparlament. Von 2006 an gehörte sie zudem dem Kuratorium der Ehrenamtsakademie der EKHN an und war von 2010 bis 2020 auch dessen Vorsitzende. Darüber hinaus ist sie weiterhin Mitglied im Kuratorium der Evangelischen Hochschule Darmstadt. Die 62 Jahre alte Politikerin war von 1999 bis 2008 hessische Kultusministerin und von 2003 bis 2008 auch Stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Hessen. (vr)

Dynamischen Prüfauftrag aufbauen

Frank Puchtler, Landessynodaler fürs Dekanat Nassauer Land, stellte einen Antrag, einen Prüfauftrag zum Abbau gesamtkirchlicher Genehmigungsvorbehalte zu einem ständigen dynamischen Prüfauftrag auszubauen. „Eine laufende Überprüfung kann den ständigen Wandel des kirchlichen Lebens begleiten, Abläufe forcieren und stärkt die Effektivität kirchlichen Handelns“, so Puchtler. Weitere Schritte sollten mutig und zügig gegangen werden.

Hier finden Sie mehr Informationen zu den Themen, die in Worms diskutiert wurden. /Fotos: Volker Rahn