eveline Clotz trauer 690 privat

Pfarrerin i. R. Eveline Clotz ist gestorben

Langjährige Seelsorgerin für Dachsenhausen erhielt 1971 erstmals gleiche Rechte wie männliche Pfarrkollegen

HAINAU/RHEIN-LAHN. (19. Oktober 2021)  Im Alter von 80 Jahren ist Pfarrerin i.R. Eveline Clotz verstorben. Die Theologin war 20 Jahre Gemeindepfarrerin von Dachsenhausen und lebte nach ihrem Ruhestand seit 2006 in Hainau, wo sie mit ihrem Ehemann das Lernhaus Schlopenhof betrieb.

Neben ihrem Dienst in der Gemeinde engagierte sich Clotz in den 1980-er und 1990-er Jahren auch auf Dekanatsebene unter anderem im Umweltausschuss, in der Frauenarbeit beim Dekanatsfrauentag sowie in der Betreuung von Kindern, die nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl Jahr für Jahr aus der Region in Weißrussland ins evangelische Dekanat St. Goarshausen kamen. Überhaupt lag ihr die Arbeit mit Kindern besonders am Herzen, wusste sie in ihrer freundlichen Art doch stets den christlichen Nachwuchs zu begeistern sowohl in ihrer Gemeinde als auch während den Dekanats-Kinderkirchentagen, die in ihrer aktiven Zeit noch hunderte Kinder nach Bogel zog. Herzenssache war ihr ebenso das Projekt „Miteinander“ an der IGS in Nastätten, das die Integration von Kindern und Jugendlichen anderer Herkunftsländer förderte. Ihr Kindergottesdienstteam begeisterte sie in den Jahren 2000 bis 2002 in einer litauischen Partnergemeinde mit drei großen Kinderbibelwochen mit jeweils etwa 70 Kindern. Der dortige Pfarrer Ludwig Fetingis kam im Wechsel dazu mehrmals mit seinen Chören nach Deutschland ins Dekanat und zu Kirchentagen.
 
Auch bundesweite Beachtung fand die Verstorbene, denn sie gilt als erste Pfarrerin in der gesamten Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sowie darüber hinaus, die ihren männlichen Pfarrkollegen rechtlich vollständig gleichgestellt wurde, als sie vor 50 Jahren im August 1971 als erste verheiratete Theologin zur Pfarrerin auf Lebenszeit ernannt wurde. In vielen Landeskirchen gab es für Frauen im Pfarrdienst bis dato rechtliche Sondervorgaben, unter anderem durften sie kein Gemeindepfarramt übernehmen, bekamen weniger Geld und es blieb ihnen sogar die Bezeichnung „Pfarrerin“ verwehrt. In der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) wurde dann 1971 ein gemeinsames Dienstrecht für Männer und Frauen eingeführt.

Auch die Stellvertretender Kirchenpräsidentin der EKHN Ulrike Scherf würdigte die Pionierleistung der verstorbenen Theologin für die Gleichberechtigung innerhalb der Evangelischen Kirche.  
 
Clotz übernahm nach ihrer Ordination in Darmstadt, damals noch als „persönliche Vikarin“, 1969 ihre erste Pfarrstelle in der Evangelischen Erlösergemeinde Wiesbaden-Sauerland im Stadtteil Dotzheim. 1986 trat sie ihren Dienst in Dachsenhausen an. (bcm)

Wie Clotz selbst ihren Dienst als Pfarrerin sah, lesen Sie hier.