Erntedank bewegt mit tollen Stimmen, Tönen und Rhythmen
Konzert der evangelischen Kantorei St. Goarshausen mit Orchester und Solisten beeindruckt mit Vielseitigkeit
RHEIN-LAHN/ST. GOARSHAUSEN. (10. Oktober 2025) Dankbarkeit kennt viele Formen. Besonders eindrucksvoll bewies das die evangelische Kantorei St. Goarshausen, die zum Erntedankfest Musik in berührenden Klangfarben und mitreißenden Rhythmen in der katholischen Kirche von St. Goarshausen präsentierte. „Magnificat“ war nur ein Programmpunkt überschrieben, aber das ganze Konzert glich einem wahrhaft großartigen Lobgesang.
Was der Chor, die Kurpfalzphilharmonie und Solisten unter der Leitung von Dekanatskantor Markus Ziegler an Erntedank servierten, gibt es sonst eher in kulturellen Metropolen zu erleben. Der Weg in die Loreleystadt war bedeutend kürzer. Schon die Programmauswahl war von dankbar machender Vielfalt geprägt. Zu Beginn gab es ein große Zuversicht ausstrahlendes Kleinod, eine Kantate fürs Erntedankfest für Chor, Soli und Orgel „Gott sorgt für uns“. Der in Hessen-Nassau bekannte Christian Heinrich Rinck schuf sie zur Zeit der Romantik. In höchsten Lagen besang die Kantorei das „Gute“, das die Christenheit zum Loben animiert. Wunderschön der Schmelz, den Bariton Falko Hönisch dazu in seine Arie und im Duett mit Caroline Montheit in seine Stimme legte. Der Choral „Nun danket alle Gott“ krönt die Kantate, und die Finger von Andreas Karthäuser „flogen“ dazu förmlich über die Tastatur der Truhenorgel, die im Dekanat ihren ersten Einsatz hatte. Welch einen Reichtum an Registerfarben das Instrument hat, zeigte Markus Ziegler mit Johann Pachelbels Choralpartita „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ mit seinen neun Variationen über den bekannten Choral. Gerne hätte man auch dem Kantor bei quirligen Läufen auf die Finger geschaut.
Klangwechsel: Rasant, eindringlich und intensiv zeigten sich die Streicher des Orchesters mit Karl Jenkins „Palladio“. Ursprünglich als Musik für einen Werbespot für Diamanten ersonnen, erweiterte der Komponist das Werk zur Suite. Mit Präzision und Leidenschaft woben die Streicher einen mitreißenden Klangteppich. Im dritten Satz trieb Dirigent Ziegler die Musiker zu einem fast schon ekstatisch pulsierenden „rhythmischen Crescendo“ an.
Eine Hommage an das Instrument des Jahres, die menschliche Stimme, war Ziegler ebenso zu verdanken. Er hat die Sopran-Arie „Vocalise-Étude“ von Gabriel Fauré, die mit Klavierbegleitung komponiert wurde, orchestriert und neu arrangiert. Für das überzeugende Ergebnis war die wundervolle Stimme von Caroline Montheit mit verantwortlich. Ohne Worte meisterte sie präzise und ausdrucksstark mit ihrem Sopran die anspruchsvollen Sechzehntel- und Zweiunddreißigstelnoten nebst Oktavsprüngen. Und das mit beneidenswerter Selbstverständlichkeit.
Brillant agierte die Wiesbadenerin in tonaler Reinheit, mit Feingefühl und Strahlkraft ebenso als Solistin in John Rutters „Magnificat“, einer in gefühlvolle Melodien und Klänge gegossenen musikalischen Übersetzung der biblischen Worte Marias. Mit dem Hauptwerk des Nachmittags wechselte noch einmal das Genre in der Kirche und die Zuhörer fühlten sich fast in eine Musical-Hall versetzt. Das siebensätzige Werk des Zeitgenossen ist ein Lobgesang, der mit einer Mischung aus höchster Freude, einem Funken Melancholie und ganz viel majestätischem Glanz das Publikum bewegte. Ruhige sanfte Sätze wie der von der lieblichen Rose wechseln mit lautstark einsetzendem Lob auf den barmherzigen Gott und seine „machtvollen Taten“, dem ein souverän begleitender Andreas Karthäuser an der Truhenorgel Kraft verlieh. In expressiven Dauerhöhen bewiesen sich die Frauenstimmen der Kantorei und die Männer, denen man etwas Verstärkung wünschen würde, im Wechseln der Stimmlagen zwischen Tenor und Bass.
Mit anhaltend kräftigem Beifall im Stehen dankte das Publikum den diszipliniert und beherzt singenden und aufspielenden Künstlern und dem Kantor für das vielseitige Erntedank-Konzert. Bernd-Christoph Matern
Zu den Fotos:
Unter Leitung von Dekanatskantor Markus Ziegler boten die evangelische Kantorei St. Goarshausen, die Kurpfalzphilharmonie und Sopranistin Caroline Montheit eine eindrucksvolle Interpretation von John Rutters Magnificat. Die Sängerin brillierte in einer von Markus Ziegler orchestrierten Version eines Sopran-Solos von Gabriel Fauré mit dem „Instrument des Jahres 2025“, der menschlichen Stimme. Die neue Truhenorgel des Dekanats Nassauer Land spielte souverän Andreas Karthäuser. Applaus gab es auch für den Bariton Falko Hönisch. Fotos: Matern