Der Du die Zeit in Händen hast, Herr, nimm auch dieses Jahres Last und wandle sie in Segen. Nun von dir selbst in Jesus Christ die Mitte fest gewiesen ist, führ uns dem Ziel entgegen.

Jochen Klepper (1938)

 

RHEIN-LAHN. (31. Dezember 2018) Bevor um Mitternacht mit lauten Böllern und Feuerwerken das Neujahr begrüßt wird, besteht an Silvester noch einmal Gelegenheit, sich an die wichtigsten und persönlich bewegenden Momente des Jahres 2018 zu erinnern. Das mag in einer stillen Minute für sich allein passieren oder in einem Gottesdienst zum Jahresende. Was war schlecht? Was war gut?

 

Gutes kann leicht als motivierende Erinnerung ins neue Jahr mitgenommen werden. Aber wohin mit den Enttäuschungen, Verletzungen und der Trauer, die das Jahr hinterlassen hat? Christen wissen sich in ihrer Unvollkommenheit und ihren offenen Fragen nicht allein gelassen; Glaube kann die Gnade der Gelassenheit schenken, Dinge hinzunehmen, die sie nicht ändern können, den Mut Dinge zu ändern, die sie ändern können und ebenso die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden, wie es der amerikanische Theologe Reinhold Niebuhr einmal in einem Gebet formulierte. Mit Weihnachten kam ein Erlöser zur Welt, der alle Enttäuschung, Verletzung und Trauer auf sich genommen hat, damit Menschen wieder frei werden für den hoffnungsvollen Blick nach vorn.

 

Gebete – ganz gleich ob sie still, mit eigenen Worten, mit gedichteten, allein oder mit anderen Menschen zusammen gebetet werden – geben Kraft und Hoffnung, motivieren für einen Neuanfang. Sich dessen zu besinnen, dazu besteht im Dekanat Nassauer Land allein bei rund 60 Gottesdiensten der evangelischen Kirchengemeinden an Rhein und Lahn heute Nachmittag und Abend Gelegenheit. (bcm)

 

Dass an Gott die Lasten eines Jahres abgegeben werden können, dazu fordern auch die obigen Verse von Jochen Klepper auf. Weiter dichtete er:

 

Da alles, was der Mensch beginnt, vor seinen Augen noch zerrinnt, sei du selbst der Vollender.
Die Jahre, die du uns geschenkt, wenn deine Güte uns nicht lenkt, veralten wie Gewänder.

 

Wer ist hier, der vor dir besteht? Der Mensch, sein Tag, sein Werk vergeht: nur du allein wirst bleiben.
Nur Gottes Jahr währt für und für, drum kehre jeden Tag zu dir, weil wir im Winde treiben.

 

Der Mensch ahnt nichts von seiner Frist. Du aber bleibest, der du bist, in Jahren ohne Ende.
Wir fahren hin durch deinen Zorn, und doch strömt deiner Gnade Born in unsre leeren Hände.

 

Und diese Gaben, Herr, allein lass Wert und Maß der Tage sein, die wir in Schuld verbringen.
Nach ihnen sei die Zeit gezählt; was wir versäumt, was wir verfehlt, darf nicht mehr vor dich dringen.

 

Der du allein der Ewge heißt und Anfang, Ziel und Mitte weißt im Fluge unsrer Zeiten:
bleib du uns gnädig zugewandt und führe uns an deiner Hand, damit wir sicher schreiten.