RHEIN-LAHN. (31. Oktober 2018) Was feiern Sie heute? Halloween oder Reformation oder Beides? Da scheiden sich die Geister. Ein Jahr nach dem großen Jubiläum zum Gedenken an den Beginn der Reformation im Jahr 1517 ist es etwas still geworden um die Bedeutung, die Martin Luther mit der Veröffentlichung seiner 95 Thesen in Kirche, Staat und Gesellschaft vor 501 Jahren auslöste. Der einmalige Feiertag 2017, der nur in norddeutschen Bundesländern jetzt eine Fortsetzung findet, hat hierzulande längst wieder dem kommerziell motivierten Halloween Platz gemacht.

 

Die Geister der Angst beschwören oder den Geist der Freiheit feiern? Das sollte Jede und Jeder halten wie sie möchten. Halloween verdankt seine Popularität vor allem einer milliardenschweren Werbeindustrie, die der Wirtschaft in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine zusätzliche und wachsende Einnahmequelle aus gruseligen Accessoires und umsatzfördernder Feierlaune beschert hat. Der eigentliche Hintergrund von Halloween (als Vorabend zu Allerheiligen) ist auch unter Wissenschaftlern nicht eindeutig zu klären. Partygästen in jedweder Horror-Montur dürfte das auch recht schnuppe sein, solange Spaß und Geselligkeit nicht zu kurz kommen.

 

Und das Reformationsfest? Das hat nicht nur einen historisch wesentlich klareren Hintergrund. Es geht auch um einen Inhalt, der an mehr als nur einem Tag im Jahr Grund zum Feiern gibt: Die Freiheit, in der Christen leben dürfen. Martin Luther hat diesen Begriff geprägt wie kein Anderer, übrigens lange bevor Immanuel Kant geboren wurde, der Freiheit aus philosophischer Perspektive neues, bedeutendes Gewicht gab. In einer Zeit, in der immer lauter nach starken Männern und autokratischen Strukturen geschrien wird, wäre das eigentlich ein Grund, sich viel öfter im Jahr der Reformation und deren Inhalten zu widmen und an sie zu erinnern. Immerhin: Die Politiker in den Bundesländern Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben die Bedeutung des Reformationstages noch einmal untermauert, indem sie nach dem Jubiläumsjahr den 31. Oktober zu einem offiziellen arbeitsfreien Feiertag erhoben haben.

 

Jedenfalls hat das Reformationsfest im Vergleich zu Halloween allemal einen guten Grund zum Gedenken und Feiern, und wem es gefällt: warum nicht auch bei einer (Gute-)Geister-Party? Bernd-Christoph Matern

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Falls Sie einen Gottesdienst zum Reformationstag besuchen möchten, finden Sie hier eine kleine Auswahl.

 

Zum Foto: Süßes oder Saures? Für den Hintergrund des Reformationsfest ist das nicht wirklich die Frage. Foto: Matern