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Macht hoch die Tür im Mittelpunkt: Psalmwort, Predigt und Protestsong 

Ökumenischer Advent in Kamp-Bornhofen erinnert an Dichter des bekannten Adventsliedes

KAMP-BORNHOFEN/RHEIN-LAHN. (14. Dezember 2020) „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ – so heißt eines der bekanntesten Adventslieder; in diesem Jahr kann es in Gemeinschaft nicht gesungen werden. Antje Müller, Pfarrerin für Ökumene im evangelischen Dekanat Nassauer Land, erinnerte an den Dichter des berühmten Liedes von 1623 Georg Weissel, evangelischer Pfarrer in Königsberg. Zusammen mit Pater Eryk gestaltete Müller im Wallfahrtskloster Bornhofen den ersten ökumenischen Advent.

Während der Andacht in der großen Pilgerhalle des Klosters wiesen die beiden Theologen darauf hin, dass es im Advent nicht nur um Türen zu Häusern geht, von denen sich in diesem Jahr nur wenige öffnen, sondern auch um jene zu den Herzen. Parallele zum Heute: Königsberg litt in Weissels Lebenszeit (1590 bis 1635) immer wieder unter Pestausbrüchen, hatte selbst den Tod von Frau und Tochter zu beklagen; doch der Pfarrer kümmerte sich trotzdem um an der Seuche erkrankte Personen.

OEAKB 061220Mueller becrima Die Idee zum Adventslied, das sich auf Psalm 24 bezieht, hatte Weissel, als er und andere Passanten im Jahr 1623 vor einem Schneesturm von einem freundlichen Küster die Tür zum Dom geöffnet bekam. „Hier ist jeder in gleicher Weise willkommen“, sagte der und „das Tor des Königs aller Könige steht jedem offen“. Eine ausgezeichnete Predigt sei das gewesen, meinte Weissel und begann noch am gleichen Abend mit dem Lied.

Müller erinnerte aber auch an den Protestcharakter, den das Lied erfuhr. So hatte ein reicher Geschäftsmann sein Wiesengrundstück mit Toren verschlossen, so dass den Bewohnern eines benachbarten Armen- und Siechenhauses der kurze Weg zu Kirche und Stadt verwehrt wurde. Weissel zog am 4. Advent mit dem Kurrende-Chor vors Haus des Geschäftsmannes, appellierte an dessen Herz, das er wie sein Tor für das Kind in der Krippe öffnen solle und stimmte „Macht hoch die Tür“ an. Der Auftritt hatte Erfolg und erweichte das Herz. „Wenn wir mit Gott verbunden sind, können wir Menschen viel erreichen“, gaben Müller und Pater Eryk den Gästen der Andacht mit auf den Weg nachhause.

Am Kloster selbst leuchtet unter dem Motto „Glanzlichter im Advent“ in der Dunkelheit noch bis Weihnachten der blaue Schriftzug „Advent“. In den Fenstern strahlt die aktuelle Kalenderzahl. Davor wirft im Garten ein Projektor Bilder und Texte zum Nachdenken an die Seitenwand der Klosterkirche. Jeden Abend um 17 Uhr erscheinen neue Denkanstöße. An den Adventssonntagen gibt es in der Pilgerhalle anschließend eine kurze Besinnung, am 20. Dezember mit dem Schauspieler Jost Heider und Gedanken zum Advent. Bernd-Christoph Matern

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Eine ökumenische Adventsandacht mit Pater Eryk und Pfarrerin Antje Müller erinnerte an den Dichter des Adventsliedes „Macht hoch die Tür“ Georg Weissel. Fotos: Matern