Fürwahr,
er trug
unsre Krankheit
und lud auf sich
unsere Schmerzen.

Jesaja 53, Vers 4

 

 

 

RHEIN-LAHN. (19. April 2019) Der heutige Karfreitag ist zusammen mit Ostern das höchste christliche Fest im Kirchenjahr, denn Christen wissen sich seither in allen ihren Sorgen, Ängsten und Nöten getragen von Gott, der in Jesus Christus alles Leid der Welt auf sich genommen hat, damit der Menschen die Hoffnung nicht verlieren und immer wieder neu leben dürfen, im hier und heute bis in alle Ewigkeit.

 

 

 

 

 

 

Dem Grauen die Kraft der Liebe entgegensetzen

Botschaft von Kirchenpräsident Volker Jung zu Karfreitag

In seiner diesjährigen Botschaft zu Karfreitag hat der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dem vielfachen Grauen in der Welt die „Kraft der Liebe“ entgegenzusetzen. Es sei bedrückend, wie sich Menschen mit Terror und in Kriegen immer wieder gegenseitig bekämpften.

Der Karfreitag mit dem Leiden Jesu am Kreuz halte dem einen „Spiegel des Grauens“ vor. Das Kreuz mit dem schmerzhaften Tod Jesu sei zunächst ein Symbol für die „Niederlage der Menschlichkeit“. Es stehe aber zugleich dafür, dass Gott an der Seite der Menschen bleibe und sie nicht verzweifeln lasse. Es erinnere damit auch immer wieder neu daran, aus der „Kraft der Liebe“ zu leben und sie weiterzugeben.

Jung geht auch auf den verheerenden Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame ein. Die Betroffenheit vieler zeige, dass Kirchen bis heute mehr als bloße Gebäude seien. Sie seien Orte, die über das menschliche Leben hinausweisen. Jung: „Wenn eine Kirche in Flammen steht, wird symbolisch die Frage berührt, ob es in diesem Leben Halt und Sinn gibt.“ Mit dieser Frage blickten Menschen am Karfreitag auch auf das Kreuz Christi. Das Kreuz sei dabei der „Ort der Klage und Verzweiflung und der Hoffnung zugleich“. Es sei der Aufruf, sich der Verzweiflung zu stellen und zugleich nicht in ihr zu bleiben“.

 

Die Botschaft des Kirchenpräsidenten im Wortlaut

„Menschen vernichten Menschen - und wie viel Hoffnung wird dabei zerstört. Wie viel Leben zerbricht in Stücke - in den Kriegen dieser Welt, im Terror. Und manchmal auch in den Kriegen des Alltags - in den Familien, in den Betrieben, auch in unseren Gemeinden und Kirchen. Wie oft hören wir von Lebensgeschichten, die hoch belastet sind durch erlittenes Unrecht.

Manchmal steht uns buchstäblich vor Augen, wie zerbrechlich und gefährdet menschliches Leben immer ist. Das war etwa in dieser Woche so, als die Pariser Kathedrale Notre-Dame in Flammen stand. Kirchen sind bis heute für viele Menschen viel mehr als Gebäude. Sie sind Orte, die über das menschliche Leben hinausweisen. Wenn eine Kirche brennt, wird symbolisch die Frage berührt, ob es im Leben Halt und Sinn gibt.

Mit dieser Frage schauen Menschen am Karfreitag auch auf das Kreuz, an dem Jesus starb. Das Kreuz führt uns vor Augen, wieviel Leid es bis heute gibt und was Menschen einander antun können. Das Kreuz hält uns einen Spiegel vor: einen Spiegel des Grauens, in dem wir auch uns selbst erkennen. Das, was Menschen anderen antun. Das, was Menschen durch andere erleiden. Das Kreuz ist und bleibt eine Niederlage der Menschlichkeit.

Es ist aber auch der Ort, an dem sich Gott mit uns verbunden hat. Das Kreuz ist dabei der Ort der Klage und Verzweiflung und der Hoffnung zugleich. Es ist der Aufruf, sich der Verzweiflung zu stellen und nicht in ihr zu bleiben. Damit wir nicht der Menschlichkeit neue Niederlagen zufügen und damit wir   auch in Katastrophen nicht die Hoffnung verlieren. Damit wir aus der Kraft der Liebe leben, die unseren Tod trägt, so dass wir zum Leben finden.

Durch Jesus zeigt Gott, dass er diese seine Welt und seine Menschen nicht einfach fallen lässt. Mit seinem Leben, mit seinen Worten, mit seinem Tod und dann auch mit seiner Auferstehung verkündigt Jesus nichts anderes als die Liebe Gottes zur Welt und den Menschen. Und vom Kreuz kommt der Auftrag: Seid füreinander da. Lebt die Liebe, mit der ich euch geliebt habe.“

Kirchenpräsident Volker Jung bezieht sich in seiner Botschaft zum Karfreitag auf einen biblischen Text aus dem Johannesevangelium (Joh 19,16-30.) Jung hält am 19. April, um 10 Uhr in der St. Katharinenkirche in Frankfurt am Main (Hauptwache) den Karfreitagsgottesdienst.

 

Hintergrund Karfreitag

Am Karfreitag erinnern Christinnen und Christen an das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz. Der Begriff „Kar“ leitet sich dabei vom althochdeutschen „kara“ ab, was mit Klage oder Trauer übersetzt werden kann. Nach christlichem Verständnis offenbarte sich Gott im Leben und Sterben Jesu. Gott selbst litt in Gestalt des unschuldig Gekreuzigten mit. Darum wurde das Kreuz im Christentum in der Folge zum Zeichen für Leid, Mitgefühl, Erlösung und Auferstehung.

  

 

Im 3. Buch des Johannes-Evangeliums ist diese Gewissheit in Vers 16 in einem Satz zusammengefasst:

 

Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

 

Paul Gerhardt hat dies so beschrieben:

Wenn ich einmal soll scheiden, so scheiden nicht von mir, wenn ich den Tod soll leiden, so tritt du dann herfür, wenn mir am allerbängsten wird um das Herze sein, so reiß mich aus den Ängsten kraft deiner Angst und Pein.

 

Künstlerisch wird die Glaubenszuversicht auf dem Foto aufgegriffen, wo hinter dem Kruzifix in der evangelischen Kirche Miehlen im Fenster die Taufe Jesu dargestellt ist. In der Apostelgeschichte 2 heißt es passend dazu in Vers 38:

 

Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes.