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Willkommenskreis leistet auch in der Coronakrise tolle Hilfe

Ministerpräsidentin Malu Dreyer lobt in Diez hohes Engagement der vom Ehrenamt gestemmten Initiative

WKDreyer290520EmpfangMaske becrima  DIEZ/RHEIN-LAHN. (3. Juni 2020) Wenn der Diezer Willkommenskreis etwas anpackt, hat das Hand und Fuß. So war das auch, als am Wochenende die Initiative die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer auf ihrer „Im Land Daheim“-Tour im Wilhelm-von Nassau-Park willkommen hieß. Im Minuten-Takt zeigten die ehrenamtlich engagierten Kräfte unter der Koordination von Christiane Beule, was da in den vergangenen sechs Jahren an hilfreichen Projekten auf die Beine gestellt wurde. Was sich mit Unterstützung der Kommune und der Kirchengemeinde ursprünglich als Integrationshilfe für Flüchtlinge gründete, hat sich zu einer Hilfsorganisation für die gesamte Region entwickelt, zuletzt mit Angeboten in der Coronakrise für alle Bürgerinnen und Bürger ungeachtet von Herkunft, Nationalität oder Glaube.

WKDreyer290520DreyerHoch becrima Gerade das Ehrenamt sei es, dass in der Coronakrise volles Engagement zeige, erklärte Dreyer. „Ich bin beeindruckt: Ratzfatz haben sie da die Schutzmasken genäht“, pickte die Ministerpräsidentin ein Beispiel heraus, obwohl die normalen Angebote des Willkommenskreises ja jäh unterbrochen worden seien. Sie lobte das gelebte Zusammengehörigkeitsgefühl der Initiative. „Sie tun gut daran, dass wir gut miteinander leben und voneinander profitieren“, so die Ministerpräsidentin.

Kinder und die ehrenamtlichen Projektbetreuer hatten Dreyer nebst Vertretern aus Kommunal- und Landespolitik mit einem selbst gestalteten buntfarbigen „Herzlich Willkommen!“-Banner empfangen. Ein Film zum Einstieg machte das vielseitig hilfreiche Wirken der 2014 aus der Taufe gehobenen Initiative deutlich. Dann berichtete ein gutes Dutzend Personen aus den einzelnen Angeboten. Deutschkurse, Kleiderstube und -weiterverwendung, Café International, Flüchtlingsrat, der Beirat für Migration und Integration, die Begleitung von Flüchtlingen, der Bundesfreiwilligendienst und die Interkulturelle Woche, Foodsharing und Nachbarschaftshilfe während der Coronakrise – jedes Angebot für sich wäre schon eine eigene Initiative wert. So wünschte sich Gründungsmitglied Lena Kah eine noch größere Vernetzung, um das Wirken sichtbarer zu machen. Von Anfang an bietet der Kreis Deutschkurse. Dass die fruchten, bewies die gesamte Präsentation, in der Menschen vieler Nationen zu Wort kamen.

Als Riesenentlastung bezeichnete Christiane Beule die neueste Kooperation des Willkommenskreises mit „Global Aid Network“, kurz GAIN, um Überschüsse an Kleidung hilfreich etwa in Katastrophengebiete weiterzuleiten. Ola Almezel stellte die „Bei mir in...“-Abende vor, die Bräuche, Rezepte, Leben und Politik in den Ländern der Welt einschließlich Deutschland in den Focus rücken und wie das Café International sowohl dem Kennenlernen als auch den Deutschkenntnissen dienen. Nader Alatassi erklärte den vom Willkommenskreis gegründeten Flüchtlingsrat. Jeorjios Beyer ließ die Ministerpräsidentin aufhorchen, der vom „Ausländerbeirat“ sprach, der eine wichtige Brücke zwischen den ausländischen Bürgern und der Stadt bilde. „Das ist interessant zu hören, dass sie bewusst von WKDreyer290520Hahn becrima Ausländerbeirat sprechen“, fragte Dreyer nach. „Migration und Integration“ sei ihm zu eng gefasst, denn der Begriff beziehe sich ja nicht nur auf Flüchtlinge, sondern alle aus anderen Ländern stammende Personen wie Schweden oder Franzosen.

„Ich habe Hilfe bekommen, jetzt helfe ich“, sagte Ali Hay Othman, der eine Ausbildung zum Rettungssanitäter macht und jetzt Flüchtlinge in seiner Freizeit unterstützt. Das ist im Willkommenskreis beileibe kein Einzelfall, dass ehemalige Flüchtlinge selbst zu Helfenden werden, auch jetzt in der Coronakrise. „Das ist ein tolles Beispiel, wie die Integration hier gelingt“, meinte Dreyer. Die Frage von Friedhelm Hahn, wie die Chancen nach August für eine Neuauflage der vom Land geförderten Interkulturellen Woche stehen, konnte Dreyer nicht beantworten. Es wäre unter den jetzigen Bedingungen eben eine ganz andere Veranstaltung, die ja eigentlich vom nahen Kontakt und gemeinsamer Freude lebt. Dreyer: „Abstand halten ist nun einmal blöd“. Bewunderung erntete der Willkommenskreis von ihr fürs Foodsharing-Engagement, damit Lebensmittel nicht im Abfall landen. Eine besondere Freude machte Anne Olschewski dem Landesoberhaupt, als sie die „Boomerang Bags“ vorstellte; 100 Stück wurden für den Einkauf bereits genäht, um den Plastikmüll zu reduzieren; eine erhielt Dreyer. Beeindruckend die Zahlen, die Rebecca Lefèvre vorstellte, wie die 2000 Brötchen, die für Obdachlose in der Coronakrise schon geschmiert wurden oder die Nachbarschaftshilfe, an der sich Mohamad Kheir Hadad beteiligt, der eine Ausbildung in der Pflege machen möchte.

WKDreyer290520Beule becrima Weil der Willkommenskreis immer noch mit dem Anstieg von Flüchtlingszahlen ab 2014 verbunden sei, betonte Christiane Beule noch einmal: „Integration beginnt doch gerade erst jetzt. Wir müssen Begegnungen aller Art schaffen. Bei uns ist wirklich jeder willkommen“. Und das jüngste Engagement der Hilfen in der Coronakrise in der ganzen Bevölkerung ist dafür ein Beispiel. „Aus Fremden werden Freunde ist ein Spruch“, sagte Dreyer nach der Präsentation, „aber hier wird er gelebt. Das ist 2015 wichtig gewesen und ist es auch heute.“ Es sei zudem politisch wichtig, zu zeigen, dass die Buntheit bereichert. Zum Anderen beweise sich die gewachsene Struktur des Willkommenskreises auch in der Krise als belastbar, wie die jüngsten Beispiele zeigen.

Rückendeckung erhielt der Willkommenskreis aus der Kommunalpolitik. Stadtbürgermeisterin Annette Wick sagte: „Sie sind nicht mehr wegzudenken.“ Der Willkommenskreis integriere nicht nur Flüchtlinge, sondern initiiere Projekte, „die für alle Diezer hilfreich sind“. Und Landrat Frank Puchtler verwies auf den Titel der Tour von Malu Dreyer durchs Land. „Daheim, das passt; in unserer Heimat gilt nämlich von Mensch zu Mensch.“ Und weil so oft von Nachhaltigkeit die Rede sei: der Willkommenskreis sorge für menschliche Nachhaltigkeit und setze sich für Menschen nachhaltig ein. Bernd-Christoph Matern

Einen Beitrag über das Engagement des Willkommenskreises speziell seit Beginn der Coronakrise finden Sie hier.

Zu den Fotos:
Ministerpräsidentin Malu Dreyer wurde von den engagierten ehrenamtlichen Kräften des Willkommenskreises Diez herzlich empfangen. Sie zeigte sich angetan von der Präsentation der einzelnen Projekte. Fotos: Matern