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Dieter Zorbach: Unermüdlicher Einsatz fürs Gemeinwohl

Jahrzehnte langes Engagement für Gesellschaft und evangelische Kirche ausgezeichnet

MAINZ/RHEIN-LAHN. (23. Oktober 2020) Dieter Zorbach aus Bornich ist mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden. Im Namen von Bundespräsident Frank Walter Steinmeier überreichte Innenminister Roger Lewentz dem engagierten Pensionär die Auszeichnung in Mainz für sein fünf Jahrzehnte langes unermüdliches und vielseitiges Wirken in der Gesellschaft und in der evangelischen Kirche.

„Mit ihren vielfältigen Verdiensten sind sie ein Vorbild für viele andere Menschen“, sagte Lewentz, bevor er Zorbach die höchste Auszeichnung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl zu vergeben hat, am Revers befestigte. Zorbach habe sich in den vergangenen 50 Jahren über die Maßen für seine Mitmenschen, die Region und seinen Heimatort Bornich eingesetzt. „Die Liste seines bürgerschaftlichen und ehrenamtlichen Engagements ist lang und umfangreich. Sie zeichnet ein konkretes Bild eines Mannes, für den das Miteinander und vor allem das lebenslange Voneinander-Lernen Ausgangspunkt und Ziel zugleich sind“, hob Lewentz im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Innenministerium hervor.

Der Grundschullehrer Dieter Zorbach wechselte 1971 an die Nicolaus-August-Otto Realschule in Nastätten, wo er ab 1989 bis zu seinem Ruhestand 2004 die Geschicke der Schule als Schulrektor lenkte. Während seines aktiven Schuldienstes wirkte er an der Revision für Lehrpläne mit, brachte sein Wissen als Schulbuchgutachter ein und begründete die Schulpartnerschaft mit einer Schule in Ghana.

Neben seinem beruflichen Engagement setzte sich Zorbach insbesondere bei der Kirchengemeinde Bornich und im ehemaligen Dekanat St. Goarshausen ein. Seit 1966 engagierte er sich als Leiter der Jugendarbeit der evangelischen Kirchengemeinde St. Goarshausen und verantwortete die Planung und Durchführung von Jugendgottesdiensten. Er war Mitglied des Kirchenvorstandes und übernahm von 1969 bis 1991 den Vorsitz der Dekanatssynode des Dekanats St. Goarshausen. Seit Anfang der 1990-er Jahre bis 2016 gehörte er der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) an und brachte sich dort in mehreren Gremien der Kirche ein. 2015 übernahm Zorbach den Vorsitz der Kirchengemeinde Bornich. Seit Jahrzehnten steht er im ehrenamtlichen Verkündigungsdienst als Prädikant auf der Kanzel.

Neben der schulischen Bildung und dem kirchlichen Engagement ist Dieter Zorbach das bürgerschaftliche Miteinander in seiner Heimatgemeinde Bornich eine Herzensangelegenheit. So gründete er die „Initiative 55 plus-minus“, ein mittlerweile bundesweit anerkanntes Netzwerk mit dem Ziel, neue Kontakte zu knüpfen und auch auf Kompetenzen und Erfahrungen von Seniorinnen und Senioren zurückzugreifen. Die Initiative brachte unter anderem generationenübergreifende Projekte in Kooperation mit Schülern und Senioren hervor. 

„Der Erfolg dieser Idee bleibt nicht aus. Die Initiative startete 2005 mit fünf Projektgruppen und umfasst mittlerweile rund 70 Gruppen mit etwa 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern pro Jahr. Voneinander lernen, sich austauschen und Kräfte bündeln sind der Klebstoff für eine erfüllende Gemeinschaft aus Jung und Alt. Dieter Zorbach hat dafür die nötigen Bedingungen geschaffen“, so der Minister in seiner Laudatio. „Dieses Engagement, das sich in seine zahlreichen Ehrenämter einreiht, verdient unsere höchste Anerkennung.“ Die Initiative sei zudem ein Beispiel, wie man sich in Corona-Zeiten an die Regeln halten und trotzdem soziale Kontakte aufrecht erhalten kann, erklärte der Minister mit Blick auf die digitalen Angebote der Initiative. Die wurden schon zu Beginn der Pandemie unter Zorbachs Leitung entscheidend weiter entwickelt und auf die Projekt-Treffen übertragen. „Bleiben sie im Boot der Vernünftigen“, sagte Lewentz.

Seit 2016 hat Zorbach die Projektleitung der sozial-kooperativen App „Meindorf55plus - Trotz Alter bleibe ich!“ inne. Auch die „Initiative für Bornich - auf dem Weg in eine l(i)ebenswerte Zukunft“ geht auf den Einsatz des pensionierten Lehrers zurück. Seit 2007 können hierüber Projekte entwickelt und mit dem Ziel im Dorf angeboten werden, Bornich als attraktives Lebensumfeld zu erhalten. Seit dem Jahr 2015 hilft Zorbach als Deutschlehrer in der Flüchtlingsbetreuung. Schon 2012 wurde Zorbach mit der Verdienstmedaille des Landes ausgezeichnet.

BVKZorbach2110 2020Gruppe becrima Man könnte in dem Alter ja auch andere Dinge machen, zeigte sich Landrat Frank Puchtler stolz auf seinen engagierten Kreisbürger. Zorbach sei die Grundhaltung abzuspüren, die hinter allem Engagement stecke, zumal der Geehrte gesellschaftliche Entwicklungen immer im Blick habe. Es habe noch niemand an Corona gedacht, „da sind sie mit einer App für Senioren vorausgegangen“, so Puchtler, der zudem die Kontakte mit dem Seniorenbüro hinwies. „Das wird viel Pilotarbeit geleistet. Der Landrat sprach von vielen wunderbaren Begegnungen vor allem durch die gemeinsame Zeit in der Landessynode der EKHN, wo Zorbach einst als Sprecher der Propstei Südnassau sein „Chef“ gewesen sei.

Dankbar zeigte sich auch der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Loreley Mike Weiland nicht nur für viele beratende Gespräche, sondern auch konkrete Schritte für die Region wie Essen auf Rädern, ärztliche Versorgung, die First Responder oder ein Workshop, wie die Mitbürger im Jahr 2029 leben. „Wir arbeiten Hand in Hand“, sagte Weiland, auch im Ziel, dass die Menschen in der Region so lange wie möglich selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben können. „Du sprühst vor Ideen“, lobte Ortsbürgermeisterin Karin Kristja ihren Mitbürger und nannte beispielhaft den gemeinsamen Mittagstisch, die Fahrgemeinschaften und das Familienzentrum. Bornichs Gemeindepfarrer Winfried Steinke schloss sich dem Dank im Namen der evangelischen Kirchengemeinde an und Dekanat an.

BVKZorbach2110 2020Spricht becrima Und was treibt ihn in seinem unermüdlichen Engagement an? Zum Einen ist da seine Überzeugung vom Priestertum aller Gläubigen, das schließt für ihn den Professor ebenso ein wie den Menschen mit einer Behinderung. Soziale Kontakte auf Augenhöhe predigt er nicht nur, sondern setzt sie auch um. Und dazu gesellt sich sein Streben, Menschen durch Bildung ihre Selbstwirksamkeit zu erschließen. „Machen wir uns gegenseitig fertig oder bauen wir uns gegenseitig auf?“, drückt es der Geehrte anders aus.

Und er nutzt den Termin einmal mehr, die Werbetrommel für die Initiative zu trommeln. Nicht er allein, sondern 80 Macher sorgten darin dafür, dass man auch nach dem Berufsleben in der ländlichen Region gemeinsam aktiv werden könne. „Die machen, was sie wollen und zwar im besten Sinne“, so Zorbach. „Worum geht es denn auch im Alter: um erfüllte Lebenszeit.“ Ob der Wunsch vieler Menschen, möglichst bis zum Tod zuhause leben zu können, sich erfüllen lässt, wisse er nicht. „Aber wir können zumindest daran arbeiten.“ Bernd-Chr. Matern

 

Zum Foto (oben):

Innenminister Roger Lewentz überreichte die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland, das Bundesverdienstkreuz am Bande an Dieter Zorbach und dankte auch dessen Frau mit einem Blumenstrauß. Fotos: Matern