Licht in der Dunkelheit

Gedanken zum Advent 2018 von Kirchenpräsident Dr. Volker Jung

DARMSTAT/RHEIN-LAHN. (1. Dezember 2018) Wenn die Tage dunkler werden, wird die Sehnsucht nach Licht größer. Viele Menschen zünden in dieser Zeit gerne Kerzen an – auf Adventskränzen, auf Tischen und Fensterbänken. Ich mag diese Zeit. Manchmal schaue ich einfach ins Kerzenlicht und hänge meinen Gedanken nach.

Ich werde dann auch trübsinnig, wenn ich daran denke, dass viele Menschen um ihr Leben fürchten. Weil sie krank sind und nicht wissen, ob sie wieder gesund werden. Weil sie vielleicht daran denken, dass das bevorstehende Weihnachtsfest vielleicht ihr letztes ist. Manchmal frage ich mich, wie es Menschen geht, die Tag für Tag fürchten, ihr Leben zu verlieren, weil um sie herum ein Krieg tobt. Oder was in Menschen vorgeht, die sich mit Gedanken herumquälen, ob sie bleiben oder fliehen sollen. Ich denke an Menschen, die in ihrem Leben Schreckliches erlebt haben.

In diesem Jahr denke ich auch an die Gespräche mit ehemaligen Heimkindern. Es ist ganz furchtbar, wenn Menschen als Kinder und Jugendliche so Schlimmes erleben müssen, dass ihr Grundvertrauen zutiefst erschüttert ist.

Ein Blick in die Kerze in dunkler Zeit erfüllt mich aber zugleich auch immer wieder mit Hoffnung. Die Kerze steht eben auch für das Licht in der Dunkelheit. Ich habe mir in diesem Jahr vorgenommen, in der Advents- und Weihnachtszeit besonders über einen Satz nachzudenken: „Das Licht scheint in der Finsternis, aber die Finsternis hat’s nicht ergriffen.“ Die Worte stehen ganz am Anfang des Johannesevangeliums.

In ihnen sind zwei Gedanken miteinander verbunden. Der eine: Gott hat Licht in seine Schöpfung hineingegeben. Ohne Licht gibt es kein Leben. Der andere: In die Dunkelheit der Welt hat Gott seinen Sohn, Jesus Christus, hineingeboren. Mit seiner Geburt und seinem Leben ist eine Botschaft verbunden: Die Dunkelheit wird nicht siegen, auch nicht die Nacht des Todes. Deshalb: Fürchtet euch nicht!

Das Johannesevangelium hebt einen Gedanken hervor: Menschen orientieren sich nicht am Licht. Sie lassen Dunkelheit über sich herrschen. Und sie machen oft die Dunkelheit noch größer. Dabei gibt es göttliches Licht. Das Kind, dessen Geburt wir Weihnachten feiern, hat einmal gesagt: „Glaubt an das Licht, solange ihr’s habt, damit ihr Kinder des Lichtes werdet.“

Ein Blick in die Kerze – ich erkenne, wie dunkel es manchmal in der Welt ist. Aber ich schaue ins Licht. Ich bitte darum, dass Gott mir zeigt, was ich tun kann, damit es heller wird, wo Dunkles Leben verfinstert. Und ich bitte darum, dass Gott Licht in meinem Herzen aufleuchten lässt und in meinen Gedanken.

Ich wünsche Ihnen eine schöne, gesegnete, erleuchtete Advents- und Weihnachtszeit!

 

Ihr Volker Jung