Mit dem Jahreswechsel zieht Früchts Seelsorgerin ins Pfarrhaus

Sanierungen mit Hindernissen – Drei Jahre nach Amtseinführung kann Antje Müller Domizil beziehen

 

 FRÜCHT. (2. Januar 2019) Was lange währt, wird endlich gut: Mehr als drei Jahre nach ihrer Amtseinführung kann Früchts Pfarrerin Antje Müller mit Beginn des neuen Jahres aus einem Provisorium im Bad Emser Vömel-Haus ins fertig sanierte Pfarrhaus der Gemeinde einziehen. Im Erdgeschoss befindet sich der öffentliche Teil des Gebäudes mit Pfarrbüro, Versammlungsraum, Küche und Toiletten. In den beiden Stockwerken darüber ist Raum für die Pfarrwohnung, der bei Bedarf auch als getrennter Wohnraum nutzbar wäre.

 

Die Sanierung des Gebäudes war Bestandteil eines umfassenden Baukonzeptes der evangelischen Kirchengemeinde, das auch das Kirchengebäude einbezog. Dass die Umsetzung so lange dauerte, hat mehrere Gründe. Und die sind durchaus typisch für viele Landgemeinden. Zum Einen offenbarten sich nach dem Beginn der bereits im Mai 2016 vom Kirchenvorstand beschlossenen Sanierung des Pfarrhauses statische Mängel, die erst nach dem Freilegen der Räume und Abdeckungen sichtbar wurden. Während der letzten Sanierung des barocken Gebäudes in den 1960-er Jahren wurden stabilisierende Elemente entfernt. Die Folge: Neues Planen, Berechnen und Genehmigen kosteten einige Monate Baupause und Mehrkosten.

 

Zum Anderen traf der angesichts sinkender Mitgliederzahlen kirchlich verordnete Sparzwang bei der Gebäudeunterhaltung der Kirchengemeinden nicht auf ungeteilte Zustimmung in der Bevölkerung, wie Rainer Rotard vom Bauausschuss der Kirchengemeinde während einer Einweihungsfeier für das sanierte Pfarrhaus erinnerte. So hatte unter anderem der Ortsgemeinderat sein Einvernehmen zum Bauantrag verweigert. Die Kirchengemeinde verfügt nämlich noch über ein vor etwa 50 Jahren errichtetes größeres Gemeindehaus im hinteren Pfarrhofbereich. Das ist ebenfalls sanierungsbedürftig und entspricht beispielsweise nicht mehr den Brandschutzbestimmungen für Versammlungsräume.

 

Auch wenn der Kirchenvorstand seit 2014 in vielen Gesprächen und Auseinandersetzungen mit der Kirchenverwaltung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) um einen Erhalt der Gesamtanlage gerungen hatte, beugte er sich den finanziellen Realitäten und entschied sich für ein von der Kirchenverwaltung finanzierbares Konzept, um das kirchliche Gemeindeleben in Frücht mit der Pfarrerin vor Ort aufrecht zu erhalten. Die Sanierung des Gemeindehauses hätte die Kirchengemeinde selbst stemmen müssen. Denn bei gerade mal 550 Mitgliedern hat die Gemeinde seitens der Landeskirche nur einen Finanzierungsanspruch auf Gemeinderäume von maximal 40 Quadratmetern. 400.000 Euro stellte die EKHN für die Pfarrhofsanierung zur Verfügung. Der Kirchenvorstand entschied sich deshalb für den Erhalt des an der Straße gelegenen Pfarrhauses. Damit kann die Pfarrerin wieder vor Ort wohnen und die kleine Gemeinde muss sich finanziell nicht überheben. „Ein besonderer Dank gilt unserer Pfarrerin, die trotz der Querelen der vergangenen Jahre in der Gemeinde geblieben ist“, so Rotard.

 

Pfarrerin Antje Müller zieht mit dem Jahreswechsel von der Gästewohnung im Vömel-Haus der Friedenswarte Bad Ems auf die Höhe nach Frücht und sorgt dafür, dass dann im Pfarrhaus das viel zitierte Licht wieder brennt. Das brannte dort zuletzt, bevor Müllers Vorgänger Martin Stock Mitte 2014 die Gemeinde verließ. „Die Präsenz der Pfarrperson vor Ort ist wichtig“, sagte der stellvertretende Dekan des Dekanats Nassauer Land, Pfarrer Christian Dolke nach einem Gottesdienst zur Einweihung des sanierten Pfarrhauses. Und sie sei keine Selbstverständlichkeit mehr. Erst im November hatte die Kirchensynode die Präsenzpflicht in Pfarrhäusern gelockert. „Das braucht gegenseitige Rücksichtahme und Verständnis, wenn Privat- und Gemeinderäume unter einem Dach vereint sind“, sagte Dolke, als der Kirchenvorstand viele Neugierige durch die drei Geschosse des Pfarrhauses führte.

 

In dem unter anderem vom Gesangs-Ensemble Septime musikalisch mitgestalteten Einweihungsgottesdienst wurde auch dem rührigen Bauausschuss des Kirchenvorstandes gedankt. Zusammen mit Stephan Witt und Thomas Gohmann vom Kirchenvorstand dankte Pfarrerin Müller insbesondere Rainer Rotard und Ernst-August Kaup für ihr unentwegtes Engagement und ihre Ausdauer. Deren Einsatz ist auch noch weiter gefragt, sowohl für den Abschluss der Pfarrhof-Sanierung als auch die Fortführung der Kirchensanierung.

 

Dass der Kirchengemeinde überhaupt die Pfarrerin vor Ort erhalten bleibt, ist der pfarramtlichen Verbindung mit Bad Ems zu verdanken. Zum Kirchspiel Müllers gehört neben der Kirchengemeinde Frücht mit den Orten Miellen und Nievern auch die Kirchengemeinde Friedrichssegen. Bernd-Christoph Matern

 

 

Thomaskirche steht vor Innensanierung

 

Neben dem Pfarrhaus beschäftigt die Kirchengemeinde Frücht seit Jahren die Sanierung ihrer Thomaskirche. Schon 2011 brachte sie der Kirchenvorstand auf den Weg, aber erst 2015 wurde mit Vakanzvertreter Pfarrer Armin Himmighofen die Außensanierung mit Dachdeckerarbeiten konkret in Angriff genommen. Für einen Baustopp sorgte 2016 ausgerechnet in den Sommermonaten eine Anzeige, dass im Turm Turmfalken brüten würden, die sich im Nachhinein als falsche Beobachtung erwies. Allerdings hatten sich die Baufirmen nun anderer Baustellen angenommen; bis 2017 waren zumindest die Malerarbeiten am Gotteshaus weitgehend abgeschlossen (Foto links). Die diffizile Sandsteinrestaurierung am Eingangsportal wurde erst vor einem Jahr beendet. 2018 wurde die Sanierung gänzlich abgeschlossen, deren genehmigten Gesamtkosten von rund 366.000 Euro sogar unterschritten werden konnten, wie Rainer Rotard zur Pfarrhauseinweihung erzählte. Derzeit wird die Innensanierung des Gotteshauses vorbereitet. (bcm)

 

 

Zum Foto (ganz oben):
Pfarrerin Antje Müller dankte Kirchenvorstand und Bauausschuss für ihr unermüdliches und aufreibendes Engagement an den Baustellen der Kirchengemeinde (von links): Rainer Rotard, Stephan Witt, Thomas Gohmann und Ernst-August Kaup. Fotos: Bernd-Christoph Matern