Christi Himmelfahrt 2023

Himmelfahrt 2023: Wenn Sky und Heaven eins werden

Gesetzlicher Feiertag verdankt seinen Ursprung christlicher Bedeutung 40 Tage nach Ostern

Himmelfahrt Logo co CarstenSommer ekhn fundus RHEIN-LAHN. (18. Mai 2023) In den vergangenen Tagen haben sie vor allem in sozialen Netzwerken für Schlagzeilen gesorgt: Muttertag und Vatertag. Auslöser war der Brief eines katholischen Kindergartens, in dem den Eltern mitgeteilt wurde, mit den Kindern keine stereotypen Geschenke mehr für beide Tage gestalten zu wollen, weil das einen Teil der Gesellschaft ausschließe. Die Einrichtung soll sich Medien zufolge zwar mittlerweile entschuldigt haben. Immerhin trug der ungelenke Versuch, mit Verweis auf die „Diversität der Gesellschaft“ der Basteltradition ein Ende zu machen, aber dazu bei, über Sinn und Ursprung beider Tage genauer nachzudenken. Jenseits des Rollenverständnisses, über das da heftig, teilweise auch hässlich gestritten wurde, können weder Mutter- noch Vatertag dem heutigen Fest Christi Himmelfahrt das Wasser reichen, dessen Bedeutung die Grundlage für den gesetzlich arbeitsfreien Feiertag ist.

Mutter und Vater sind in beiden christlichen Kirchen zwar durchaus bedeutende biblische Begriffe, vom vierten Gebot „Du sollst Vater und Mutter ehren“ ganz abgesehen. Doch sicher wäre die 1865 in Amerika ins Leben gerufene Mütterbewegung als Ursprung des heutigen Muttertages am zweiten Sonntag im Mai längst in Vergessenheit geraten, hätte eine milliardenschwere floristische Werbeindustrie den Sonntag nicht ordentlich gepuscht. Kaum anders erginge es den im 19. Jahrhundert in Mode gekommenen Herrenpartien, die ebenfalls als Ehrentag aus Amerika auf den hiesigen Kontinent herüber schwappte. 1934 fand sich mit Christi Himmelfahrt auch in Deutschland ein freier Feiertag zum feierlaunigen Umzug der Männerwelt, quasi als Gegenpart zum Muttertag.

Und Himmelfahrt? Der Feiertag markiert einfach gesagt den Moment, als Jesus 40 Tage nach seiner Auferstehung an Ostern nach biblischer Überlieferung endgültig Abschied von seinen Jüngern nimmt. „Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel“, heißt es in der Lutherübersetzung des Lukasevangeliums im Kapitel 24, Vers 51. Noch schwülstiger beschreibt es die Apostelgeschichte 1 in Vers 9, in dem Jesus seine Jünger dazu aufruft, seine Zeugen zu sein: „Und als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen“. Das mit der Wolke ist für aufgeklärte Gemüter schwierig zu verstehen, im Faktencheck kaum nachzuvollziehen. Im Englischen gibt es einen Unterschied zwischen Sky und Heaven. Das macht die Sache vielleicht verständlicher. „Heaven“ steht für den religiösen Himmel, die unsichtbare Heimat Gottes, während „Sky“ den Himmel mit all seinen Wolken bezeichnet mit ihren Hoch- und Tiefdruckgebieten, von denen Meteorologen jeden Tag in den Nachrichten zu berichten wissen. Verständlicher machen es vielleicht die Verse von Kurt Marti, der 1971 dichtete: „Der Himmel der ist, ist nicht der Himmel, der kommt“, nachzulesen im Evangelischen Gesangbuch Nummer 153.

Und wenn Jesus vor seiner Himmelfahrt die Christen ermuntert, sich zu freuen und die Botschaft vom „Heaven“ in die Welt hinauszutragen, kann das für alle Menschen Anregung sein, sich zumindest über den Ursprung und Sinn von Feiertagen, erst recht den arbeitsfreien, Gedanken zu machen anstatt sie als selbstverständlich anzusehen. Das sind sie nicht. Wer den Grund der Freude kennt, hat noch mehr Grund auch an Christi Himmelfahrt ordentlich zu feiern, ob in der Kirche, im Freien, allein oder mit der ganzen Familie, mit und ohne Bollerwagen, beim verlängerten Wochenend-Ausflug in der Ferne wie während der Wanderung in der Nähe mit und ohne Bollerwagen. Möge sich der Sky dabei freundlich und sonnig zeigen. Bernd-Christoph Matern

Foto: Matern; Grafik: Carsten Sommer/EKHN

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