Besuch bei Fackelträgern: Zum Licht der Welt werden
Christliche Vielfalt im Nassauer Land: Klostermühle in Obernhof präsentierte sich bei Neujahrsempfang
OBERNHOF/RHEIN-LAHN. (19. Januar 2024) Im Rahmen der Reihe „Christliche Vielfalt im Nassauer Land“ hatte die Ökumene-Pfarrerin des evangelischen Dekanats Nassauer Land Antje Müller in die Klostermühle nach Obernhof eingeladen. Deren Neujahrsempfang war eine Gelegenheit, mehr über die Missionsgemeinschaft der Fackelträger zu erfahren, die dort ein Freizeitheim und eine Bibelschule unterhält.
Zirka 100 Gäste begrüßte Daniel Perialis, der Dozent an der Bibelschule ist und die Konfirmanden- und Jugendfreizeiten leitet. Musikalisch stimmten Schüler der Bibelschule zum Empfang ein. Extra für die ökumenische Reihe hatte Heiner Eberhardt, der seit vielen Jahren als Dozent zum Team der Klostermühle gehört, eine lebendig gestaltete Präsentation zur Geschichte der Fackelträger-Bewegung angefertigt. Er startete mit der Biographie des britischen Evangelisten, Autors, Predigers und Gründers der Fackelträger-Bewegung Walter Ian Thomas, der kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 als Sohn eines Architekten in England geboren wurde und in einem anglikanisch geprägten Elternhaus aufwuchs. Er studierte Medizin, weil er ursprünglich als Arzt in die Mission gehen wollte, wurde dann aber Prediger, der in Gemeinden unterschiedlichster Konfessionen predigte. Jahrelang habe er versucht, sein Leben für Gott zu leben, „gewann aber später die Erkenntnis, dass Gott sein Leben durch ihn leben wollte“, so der Referent. Bei einem seiner Predigtdienste in Irland lernte er die Krankenschwester Joan kennen, die er heiratete und mit der er 66 gemeinsame Jahre erlebte. Aus ihrer Ehe gingen vier Kinder hervor.
Im 2.Weltkrieg erhielt Thomas den Rang eines Majors und nach Ende des Krieges war er Standortkommandant in Velbert am Niederrhein. Auch dort wurde er zunehmend zu Predigtdiensten in lokalen christlichen Gemeinden eingeladen.
1947 erwarben Major Thomas und seine Frau den heruntergekommenen adeligen Landsitz Capernwray Hall in Nordengland, den sie zu einer Kurzbibelschule und einem internationalen christlichen Jugendzentrum ausbauten.
Major Thomas setzte sich für die Versöhnung der ehemaligen Kriegsparteien ein und lud besonders deutsche Jugendliche nach Capernwray Hall ein. Es sei ihm Anliegen gewesen, dass Christen „Licht der Welt“ sind und zu Fackelträgern („Torchbearers“) der guten Botschaft werden. So entstand die überkonfessionelle, ökumenische Bewegung der Fackelträger. Von Capernwray Hall ausgehend sind bis heute 26 Fackelträger-Zentren in Europa, Asien, Nord- und Mittelamerika sowie Ozeanien entstanden. Major Thomas starb 2007 hochbetagt in Colorado.
Die Klostermühle in Obernhof war eines der ersten Fackelträger-Zentren außerhalb Englands und wurde 1958 vom Amerikaner Dr. Dwight Wadsworth, einem engen Mitarbeiter von Major Thomas, gegründet; 1960 gab es dort die erste Bibelschule. Ziel der Fackelträger ist es bis heute geblieben, junge Menschen mit Jesus Christus vertraut zu machen, so dass sie lernen, sich als Christinnen und Christen im Alltag zu bewähren und sich zu Hause in ihren jeweiligen Kirchengemeinden zu engagieren.
Stefan Kiene, seit 2002 Gesamtleiter des Hauses, schloss den inhaltlichen Teil mit einer Andacht über die Jahreslosung 2024 „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe". Dies sei nicht moralistisch oder als Imperativ zu verstehen, zumal es keiner aus eigener Kraft schaffe, immer liebevoll zu sein. „Aber die Liebe Gottes, die in Jesus Christus sichtbar geworden ist, befähigt uns, alles in Liebe zu tun.“ Gott beziehungsweise Christus sei die Quelle für Liebe, sozusagen der Weinstock, aus dem die Reben ihre Kraft erhalten.
Mit dem Chorvortrag „Amazing Grace“ wurden die Gäste zu Kaffee, Kuchen, belegten Brötchen und Getränken eingeladen und konnten so den Nachmittag in schöner Gemeinschaft ausklingen lassen.
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Heiner Eberhardt stellte im Rahmen der Reihe „Christliche Vielfalt im Nassauer Land“ die Entstehung der Missionsgemeinschaft der Fackelträger in der Klostermühle Obernhof vor. Foto: Antje Müller
