Dekanin Janott: Vielfalt ergänzt die eigenen blinden Flecken
Demonstration in Bad Ems wirbt für Demokratie, Respekt, Toleranz und Einigkeit in Vielfalt
BAD EMS/RHEIN-LAHN. (6. Mai 2024) „Vielfalt ist unsere Chance. Vielfalt ist unser Reichtum!“ Damit appellierte die Dekanin des evangelischen Dekanats Nassauer Land Kerstin Janott am Wochenende in Bad Ems, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, denen die derzeitigen Krisen Angst machen und die sich von extremistischen Kräften und Parteien Antworten und Lösungen erhoffen. Janott war eine der Rednerinnen, die an einer von Michael Brüggemann organisierten Demonstration in der Kreisstadt teilnahmen und das Wort ergriff. Das Motto des Nachmittages mit Demonstrationsumzug und Kundgebung: Für Respekt und Toleranz.
Mit verunsicherten Menschen darüber ins Gespräch zu kommen, warum sie Angst vor Krisen haben, dazu motivierte Janott auf dem Marktplatz Wipsch der Kurstadt. Ob in Europa oder in nächster Nachbarschaft: Jeder und Jede habe blinde Flecken, die man selbst nicht wahrnehme. „Nur wenn wir unsere Sichtweisen zusammenlegen, bekommen wir ein gutes Bild“, so die Theologin. „Ich brauche die anderen. „Ich brauche den Austausch. Ich sehe was, was Du nicht siehst. Du siehst was, was ich nicht sehe“, erinnerte sie an ein Kinderspiel. „Vielleicht kann ich Dir von meiner Hoffnung und meiner Sorge erzählen. Und Du mir. Und dann überlegen wir gemeinsam, wie wir da weiterkommen, wie wir einander helfen können, mehr zu sehen.“ Das bedeute für sie Demokratie, für die sich die Demonstranten stark machen.
Krisen der Zeit ließen sich nur gemeinsam angehen. „Krisen machen Angst“, so Janott weiter. „Sie verführen dazu, einfache Antworten zu suchen, die schnelle Lösungen versprechen.“ Doch einfache Antworten passten nicht zu einer komplexen Welt. „Wir als bunt zusammengewürfelter Haufen aus Menschen gestalten gemeinsam unsere Welt. Dazu brauche es Jeden und Jede und Toleranz. „Toleranz bedeutet für mich, ich akzeptiere, dass Du die Welt anders siehst. Es stellt mich nicht in Frage, wenn Du anders lebst als ich. Es macht mir keine Angst, wenn jemand sein Leben anders gestalten möchte.“ Die nationalistischen Kräfte, die derzeit in Europa erstarken, hätten Angst davor, dass Menschen unterschiedlich leben möchten. Janott: „Dabei ist das schon immer so gewesen und wird immer so sein. Wenn sie sich mit ihren Nachbarinnen und Nachbarn unterhalten, werden sie manches gemeinsam haben und in anderem sich völlig unterscheiden.“
Monokulturen funktionierten schlecht. „Das pralle Leben ist da zu finden, wo Vielfalt im Gleichgewicht miteinander wuselt und lebt.“ Das Grundgesetz mit seiner darin verankerten Menschenwürde sei ein guter Rahmen, der das Miteinander regelt. „Wie schrecklich, wenn alles gleich wäre, weil alle gleich leben müssen. Unterschiedlichkeit ist ein Segen“, so die Theologin.
Noch viele andere Wortbeiträge politischer Parteien, aus Gesellschaft und Gewerkschaft gab es während der zweistündigen Veranstaltung, die Mut machten, sich für Demokratie einzusetzen und die Europäische Union als ein Bündnis für Frieden und Wohlstand zu erhalten, das in Vielfalt vereint. Bernd-Christoph Matern
Hier finden Sie einen Videobeitrag zur Demonstration des BEN-Kurier.
Zu den Fotos:
Für Respekt und Toleranz wurde am Samstag in der Kreisstadt Bad Ems demonstriert. Nach einem Zug durch die Stadt gab es ein Kundgebung auf dem Marktplatz Wipsch mit zahlreichen Beiträgen. Fotos: Matern