250 JahreKK230624 SteineBauen becrima

In Klingelbach herrscht jede Menge Leben in der Kirche

Sommerfest zum 250. Geburtstag des Gotteshauses zeigt, wie Steine leben können – Pfarrerin: Wir sind ja kein Museum

250 JahreKK230624 BausteineRund becrima  KLINGELBACH/RHEIN-LAHN. (1. Juli 2024) Kinder und Jugendliche machten es vor, die Erwachsenen sollen es ihnen nachtun: Als ein Haus der lebendigen Steine bewies sich die evangelische Kirchengemeinde Klingelbach, als sie an den Bau ihrer Kirche vor 250 Jahren erinnerte. Nicht nur im voll besetzten Geburtstagskind selbst herrschte fröhliches Leben. Auch rund um das Gotteshaus weckte ein unterhaltsames Programm für jung bis alt Lust auf Gemeinde.

Die Predigt des Festgottesdienstes baute auf einer Mauer bunter Steine im Altarraum auf, die der Nachwuchs der Gemeinde dort errichtete. Dass dabei mal eine Lücke entsteht oder beim Umbauen mal etwas ins Wackeln gerät, davor müsse niemand Angst haben, sagte Gemeindepfarrerin Melanie Schneider, solange die Lücken nicht zu groß werden und die Stabilität dadurch verloren gehe. „Wir sind ja hier nicht im Museum“, beschwor die Theologin den Gemeinschaftsgeist. Wichtig sei, dass die Menschen mitmachen, damit Gemeinde nicht aus alten Steinen bestehe, sondern aus solchen, die Leben zeigen. „Den Grundstein bildet Jesus, der das Ganze trägt.“ Wenn die Gemeinden auf ihn bauen, werde auch ein Umbau zusammengehalten, verwies sie auf die künftige stärke Zusammenarbeit in der Region. Die zeigte sich in vielen Festgästen, die aus Obertiefenbach nach Klingelbach gekommen waren, denn auch dort wurde gerade erst der 250. Geburtstag der Kirche gefeiert.

250 JahreKK230624 GodiHaendeVH Hoch becrima Wie lebendig und fröhlich es nach 250 Jahren in der Klingelbacher Kirche zugeht, davon zeugte der bewegende Gottesdienst, nicht zuletzt in der Musik. Dekanatskantor Martin Samrock hatte eigens für das Jubiläum einen Projektchor um sich geschart, dessen einstudierten Werke mit reichlich Beifall bedacht wurden. Und die große Gemeinde stimmte zu Liedern wie „Meine Kirche ist ein Haus mit offnen Türen“ oder „Gottes Haus hat viele Steine“ kräftig ein.

250 JahreKK230624 T Shirt becrima „Jeder von uns ist ein Stein“, bekräftigte Stefan Bingel für den Kirchenvorstand, als er sich bei den vielen helfenden Händen bedankte, die das anschließende kurzweilige Sommerfest auf die Beine stellten, von DRK, Kirchlicher Sozialstation, den Eine-Welt-Laden, die Kirmesgesellschaft und die Landfrauen. Stellvertretend für das in lila Jubiläums-Trikots gekleidete Helfer-Team überreichte er Caroline Richter ein Präsent. Im Namen der Verbandsgemeinde Aar-Einrich und aller sieben Kommunen, die zur Kirchengemeinde gehören, bekräftigte der Erste Beigeordnete Marcel Willig, dass Kirche ein Ort der Zuflucht und Hoffnung sei. Ein Baum, der als Geschenk im Herbst angepflanzt werden könne, solle wachsen und gedeihen so wie die Kirche ein Leuchtturm des Glaubens und ein Symbol der Gemeinschaft sei. Im Namen des evangelischen Dekanats Nassauer Land dankte Vorstandsmitglied Patrick Becker für den tollen Festgottesdienst. Sei es wenige Tage zuvor in der Synode noch um Zahlen und Organisatorisches gegangen, „merkt man bei einer Gelegenheiten wie solch einem Fest, wofür man das alles macht!“. Grüße in Briefform übermittelte Romero Hocke von der ehemaligen Gemeindepfarrerin Anneke Peereboom und Stefan Bingel von Jacqui Whitehead von der „Flightpath of Friendship Reconcilation“ aus Großbritannien, einer Freundschaft, die seit der Rettung eines englischen Fliegers im Zweiten Weltkrieg besteht.

250 JahreKK230624 Stofftaschen becrima Dann tummelten sich jung bis alt in und rund um die Kirche. Hoch hinaus zog es die Besucher etwa während einer Turm- und Glockenführung und die Kinder auf einer riesengroßen Hüpfburg. Neugierige ließen sich das Innenleben der Schöler-Orgel zeigen oder halfen beim Bau einer kleinen, aber voll funktionsfähigen Orgel. Bilderwände und eine Broschüre informierten über die Historie und größere Arbeiten in und an der Kirche. Bastelangebote sowie leckeres Essen und Trinken sorgten zwischen Luthergarten und Jubiläumskirche für kreative und leckere Stunden, bevor eine Andacht das Fest beendete.

Damit das mit den lebendigen Steinen, die eine lebendige Gemeinschaft braucht, nicht in Vergessenheit gerät, gab es neben dem lebhaften Festprogramm reichlich kleine bunte Bauklötzchen für den Heimweg. „Gott baut auf dich“ war darauf zu lesen. Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:
Jung bis alt war zum Kirchenjubiläum in Klingelbach auf den Beinen, um 250 Jahre nach dem Bau des Gotteshauses zu erleben, wie schön Gemeinschaft ist, wenn Menschen zu lebendigen Steinen einer Kirche werden. Fotos: Matern