
Trotz Facharzt-Mangel bei psychischen Problemen Gehör und Hilfe finden
Kata Pesti berät für Kontakt- und Informationsstelle der regionalen Diakonie Rhein-Lahn
RHEIN-LAHN. (23. April 2025) Die vakante Stelle der Kontakt- und Informationsstelle (KIS) der regionalen Diakonie Rhein-Lahn ist wieder besetzt. Kata Pesti ist die neue Ansprechpartnerin für Menschen mit psychischen Erkrankungen, deren Angehörige und Freunde im Rhein-Lahn-Kreis. Und davon gibt es immer mehr, weiß die Diplom-Sozialpädagogin, die mit einer halben Stelle schon lange im Westerwaldkreis Hilfesuchenden zur Seite steht.
Der Fachärzte-Notstand sei derzeit eines der größten Probleme für psychisch erkrankte Menschen. „Das ist eine Katastrophe“, schlägt Pesti Alarm und berichtet von acht bis zwölf Monaten Wartezeit, um einen Therapieplatz oder einen Facharzt zu bekommen. Vielfach überlaufen seien auch die psychiatrischen Ambulanzen. Ein Teufelskreis: „Wenn die Leute aus einer Klinik entlassen werden und dann keinen Therapeuten für die weitere Behandlung finden“, so die Sozialpädagogin. „Und wie komme ich jetzt weiter?“, klagten ihre Klienten resigniert. Es ersetze die professionelle Therapie nicht, aber die KIS bietet aktuell innerhalb einer Woche Unterstützung und Beratung. „Ich habe ein offenes Ohr für solche Nöte, versuche die Menschen zu motivieren, ganz konkret etwa, sich auf eine Warteliste setzen zu lassen.“ Man dürfe nicht vergessen: „Unter solch einer Situation leidet ja nicht nur der Patient, sondern auch das ganze soziale Umfeld, Familie und Freunde, und oft komme noch die Angst dazu, durch die Erkrankung den Arbeitsplatz zu verlieren.
Eine ihrer ersten Vorhaben ist deshalb, im Rhein-Lahn-Kreis eine Angehörigen-Gruppe aufzubauen. „Der Erfahrungsaustausch ist gerade bei psychischen Erkrankungen wichtig“, so Pesti. Neben hilfreicher Informationen über Symptome und bestehende Hilfsangebote in der Rhein-Lahn-Region, die sie bereit hält, spürten die Menschen, dass sie nicht allein sind mit ihrem Problem. Mehr noch: so ließen sich neue soziale Kontakte knüpfen. Auch über Anzeichen, die zur psychischen Bedrohung werden können, wird von der KIS aufgeklärt.
Unterschiedliche psychische Erkrankungen seien häufig der Auslöser für andere Not der Hilfesuchenden. Probleme in der Beziehung oder am Arbeitsplatz etwa, die in Süchte oder zu hohen Schulden führen. Umgekehrt könnten Schicksalsschläge oder unerwartete Lebensveränderungen eine Erkrankung auslösen. Praktisches Beispiel: Eine Depression kann in die Sucht führen, die Trennung vom Partner in eine Depression. „Da ist es gut, dass wir in der regionalen Diakonie Rhein-Lahn mit unterschiedlichen Fachkräften gut vernetzt sind“, sagt die Beraterin, die bereits viel Erfahrung in dieser Arbeit hat. So verzeichnete das Team der Westerwälder KIS, in der Pesti als Beraterin tätig ist, vergangenes Jahr rund 600 Beratungsgespräche für etwa 150 Hilfesuchende.
„Der Bedarf ist im Rhein-Lahn-Kreis sicher nicht weniger groß“, nimmt Pesti an, auch wenn es dort in Lahnstein eine Klinik gibt. Die Gesellschaft entwickele sich zu einem Nährboden für psychische Erkrankungen. „Da werden immer mehr die Ellenbogen ausgefahren.“ Corona mit seinen Kontakteinschränkungen wirke noch immer nach; und soziale Kontakte seien immer häufiger auf den PC und das Internet begrenzt. Auch wenn heute offener mit psychischen Problemen umgegangen werden könne: „Betroffene brauchen kompetente Ansprechpartner“, so Pesti. Die KIS biete einen niedrigschwelligen Zugang, kostenlos, ohne Überweisung und lange Wartezeiten. Bernd-Christoph Matern
Einzel- und Gruppenberatung
Einige aus dem breiten Beratungsspektrum der Kontakt- und Informationsstelle ausgewählte Angebote:
- Informationen zum Thema psychische Erkrankungen
- Hilfe und Unterstützung in Krisensituationen
- Erfahrungsaustausch und Kontakt mit anderen Betroffenen
- Einzel- und Gruppenberatung
- Angehörigen-Beratung
- Klärung der persönlichen Lebenssituation
- Entwicklung individueller Problemlösungswege
- Psychoedukation (Vermittlung von Wissen über psychische Krankheiten)
Regelmäßige Angebote ab Mai: An jedem 3. Donnerstag des Monats von 14 bis 16 Uhr ein Gruppenangebot für Betroffene und an jedem 3. Donnerstag des Monats von 18 bis 20 Uhr ein Gruppenangebot für Angehörige.
Die Treffen finden in Diez statt; Interessenten melden sich bei Kata Pesti an.
Kata Pesti ist erreichbar unter Telefon 0179-4286498 oder per E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Für persönliche Beratungen steht auch ein Büro in Diez zur Verfügung.
Zum Foto:
Kata Pesti ist die neue Beraterin der Kontakt- und Informationsstelle der regionalen Diakonie Rhein-Lahn. Foto: Bernd-Christoph Matern
