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Weihnachtsgeschichte mit Drohne und Kamera in Einrich geholt

Engagiertes Filmprojekt: Evangelische Kirchengemeinde Klingelbach dreht Geburt Christi an heimischen Orten nach

RHEIN-LAHN. (22. Dezember 2020) Die meisten Kirchengemeinden im Dekanat Nassauer Land haben ihre geplanten Heilig-Abend- und Weihnachtsgottesdienste im freien bereits abgesagt. Gelegenheit, mit bekannten Gesichtern die Weihnachtsbotschaft zu teilen, gibt es trotzdem mehr denn je. Eine Übersicht über die alternativen Angebote finden Sie hier. In der evangelischen Kirchengemeinde Klingelbach worde bereits vor zwei Wochen die Weihnachtsgeschichte in die Heimat geholt, die über die Website aufzurufen ist. 

KBWG002 becrima Das Quecksilber auf dem Thermostat steht unter der Null-Grad-Marke. Da wird es Lars Lücker in seinen „Jesus-Latschen“ mit nackten Füßen schon ganz schön kalt. Er spielt den Josef in einem außergewöhnlichen Krippenspiel, das die evangelische Kirchengemeinde Klingelbach ab Heilig Abend im Internet zeigt, um denen, die nicht an den analogen Gottesdienstangeboten der Weihnachtsfeiertage teilnehmen können, dürfen oder wollen, eine digitale Alternative anzubieten.

Josef ist nicht der einzige, der an diesem Morgen auf einem Wirtschaftsweg zwischen Klingelbach und Herold friert. Der 15-jährige Romero Hocke, der zum engagierten Orga-Team des Projektes gehört, hilft der hoch schwangeren Maria alias Steffi Schindler ins historische Schuhwerk hinein. Sie spürt immerhin die Wärme des Esels unter sich. „Den hatten wir über Facebook gesucht, drei Minuten später war die erste Antwort da“, freut sich Gemeindepfarrerin Dr. Anneke Peereboom über die schnelle Rückmeldung von Christine Stein aus Allendorf. Gleich zwei Tiere werden zum Drehort gefahren, damit sich „Fridolin“ nicht so allein vorkommt, der die „tragende“ Rolle des Films übernimmt.

KBWG005 APeereboomViel Arbeit steckt in dem Projekt, so viel Spaß die Dreharbeiten allen Beteiligten auch machen. „Du und ich – wir sind Weihnachten“, ist das Filmprojekt überschrieben. Die Idee dahinter: „An Weihnachten kommt Gott zur Welt, damals im kleinen Örtchen Bethlehem durch ganz normale Menschen wie Maria und Josef, heute eben durch dich und durch mich – auch im Einrich“, erklärt Peereboom, denn wo Menschen einander mit Liebe begegnen und Gott dabei sei, konkret erfahrbar und begreifbar werde wie ein kleines Kind in der Krippe, „da wird es Weihnachten“. „Wir wollten zeigen: Weihnachten ist mehr als alte Traditionen. Weihnachten ist, wenn wir einen Weg zu Gott finden, so wie die Hirten damals an die Krippe. Weihnachten ist lebendig und ein Hoffnungszeichen in schweren Zeiten.“ Das „Fürchtet euch nicht!“ sei auch heute den Menschen zugesagt. 

Glück haben die engagierten Organisatoren und Darsteller des Videos, dass gleich zwei echte Profis für die Mitwirkung begeistert werden konnten. Da ist einmal der gelernte Schauspieler Bert Udo Koch, der Mitglied der Kirchengemeinde ist und den Erzähler gibt. Zum anderen bringt Filmemacher Thomas Diehl Equipment und Know-how mit, der in Klingelbach aufgewachsen ist und getauft wurde und sich mit der Gemeinde verbunden fühlt. „Einfach ein Krippenspiel abzufilmen, hätte mich jetzt nicht so gereizt“, gesteht er, aber das Evangelium über die Geburt Christi mit Motiven aus der Region zu verfilmen und dabei auch die Drohnen-Perspektive zu nutzen, fand er spannend. Auch er muss die warmen Handschuhe ausziehen, bevor er seine Drohne in Bewegung setzt, um den außergewöhnlichen Weg von Maria und Josef nach „Bethlehem“ filmisch festzuhalten.

KBWG003 becrima Die heimische Kulisse gibt's noch in anderen Szenen. Da dient die Itzhäuser Mühle in Katzenelnbogen mit ihren vielen Tieren als Stall von Bethlehem, auf den Wiesen unterhalb des Fliedner-Stifts tummeln sich Erzieherinnen und Kinder der evangelischen Kindertagesstätte als Hirten und Schafe auf dem Felde und  es geht zur Rathausschänke in Klingelbach. „Beherbergungsverbot“ ist dort zu lesen. Viel Verständnis zeigen die Autofahrer, bis die Szene von der (vergeblichen) Herbergssuche im Kasten ist, zumal sich „Fridolin“ dabei von seiner Esel-KBWG021 becrima typisch störrischen Seite zeigt. Für die Rolle des Kaisers Augustus konnte Peereboom sogar Landrat Frank Puchtler gewinnen. „Toll, wie die Kirchengemeinde die Weihnachtsgeschichte in die Neuzeit überträgt“, findet er. Nicht nur darauf, wie das Kreisoberhaupt auf einer Brücke über der Lahn sein Gebot verkündet, dass sich „jedermann schätzen lasse...“, dürfen die Zuschauer des Films gespannt sein und sich freuen.

Sechs Stationen umfasst das Weihnachts-Schauspiel. Natürlich ist auch die Klingelbacher Kirche dabei. Bert Udo Koch liest vor der sehenswerten Krippe die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium, Uwe Weiland spielt die Orgel und lässt das „Ehre sei Gott in der Höhe“ erklingen, während Pfarrerin Anneke Peereboom deutlich macht, was es nicht nur in der Corona-Pandemie mit dem Fest der Liebe auf sich hat: „Du und ich – wir sind Weihnachten!“.

Die Verfilmung der Weihnachtsgeschichte gibt es ab 24. Dezember über die Website der Kirchengemeinde  (kirche-klingelbach.de) zu sehen. Außerdem wird eine komplett von Thomas Diehl gedrehte Andacht aus der Kirche ab Heilig Abend ins Netz gestellt. Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:
Auf dem Weg nach Bethlehem: Die evangelische Kirchengemeinde Klingelbach inszenierte die Weihnachtsgeschichte für einen Film in der heimischen Region, der ab Heilig Abend im Internet aufgerufen werden kann. Fotos: Matern/Peereboom