Zwei große Gesamtkirchengemeinden starten im neuen Jahr
Evangelische in Regionen Blaues Ländchen-Loreley und Lahn-Taunus bilden neue Verwaltungseinheiten
RHEIN-LAHN. (12. Dezember 2025) Zwei neue große Verwaltungseinheiten wird es ab dem kommenden Jahr im evangelischen Dekanat Nassauer Land geben: Die Gesamtkirchengemeinde Blaues Ländchen-Loreley und die Gesamtkirchengemeinde Lahn-Taunus. Darauf haben sich die Verantwortlichen der beiden Steuerungsgruppen geeinigt. Hintergrund ist ein vor fünf Jahren beschlossenes Kirchengesetz der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN); das sieht vor, dass sich die für den Übergang gebildeten so genannten Nachbarschaftsräume bis Ende 2026 eine Rechtsform gegeben haben müssen.
Für die Evangelischen selbst hat das zunächst noch keine konkreten Auswirkungen, für die Ehrenamtlichen der Gremien bedeutet es jedoch weiterhin eine große Kraftanstrengung wie am Beispiel der Region Blaues Ländchen-Loreley deutlich wird. Dort gibt es zwischen Lorch, Marienfels und Welterod zurzeit noch zwölf Kirchengemeinden und eine Gesamtkirchengemeinde mit jeweils einem Kirchenvorstand, der die Evangelischen dort – ähnlich den Gemeinderäten – vertritt.
„Zunächst galt es, Vor- und Nachteile zwischen den drei möglichen Rechtsformen abzuwägen“, erklärt Uli Werner, stellvertretender Vorsitzender der Dekanatssynode und zugleich Sprecher der Steuerungsgruppe in der Nachbarschaft Blaues Ländchen-Loreley, in der alle Kirchenvorstände vertreten sind. Diese Steuerungsgruppe trifft sich schon seit Februar 2024 regelmäig, um die weiteren Schritte vorzubereiten.
Gleich aus den 13 eine einzige Kirchengemeinde zu bilden, war schnell vom Tisch und schien schon aufgrund der riesigen Fläche kaum zu bewerkstelligen. Eine andere Alternative wäre die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft gewesen. Dabei bleibt eigentlich alles beim Alten; doch zu den 13 Kirchenvorständen kommt noch ein Entscheidungsgremium obendrauf. Angesichts der rückläufigen Zahl an Ehrenamtlichen, die überhaupt für Gremienarbeit zu gewinnen sind, war auch das keine Alternative.
So sprach sich die Steuerungsgruppe rasch für eine Gesamtkirchengemeinde aus, zumal es die an der Loreley bereits einige Jahre gibt. Mit einer Satzung wurde sie Mitte dieses Jahres auf den Weg gebracht. In den Vorstand der neuen Großgemeinde sollen bis zu vier Mitglieder jeder Kirchengemeinde entsendet werden. Wer dem neuen Gremium nicht angehören möchte, bleibt aber weiterhin Mitglied des Ortsausschusses, zumindest bis nach den nächsten evangelischen Kirchenwahlen im Jahr 2027, denn auch die Gemeinden selbst bleiben in der neuen Rechtsform noch als Ortskirchengemeinden erhalten nebst allen Angeboten, die es dort gibt.
„Wir müssen als Nächstes eine Geschäftsordnung erstellen, in der die Arbeit des Vorstands der Gesamtkirchengemeinde geregelt ist“, erklärt Werner. Ein kleines Team bereite das gerade vor, versuche kritische Punkte auszumachen und Lösungsansätze vorzuformulieren. „Da die Geschäftsordnung aber weitreichende Folgen für die zukünftige Arbeit des Gesamtvorstandes, des hauptamtlichen Verkündigungsteams und der Ortskirchengemeinden hat, soll sie nicht mehr von der Steuerungsgruppe, sondern erst Anfang nächsten Jahres vom neuen Gesamtkirchenvorstand diskutiert und beschlossen werden“, erklärt der Sprecher aus Miehlen. Das soll Ende Januar in einer zweitägigen Klausur in St. Goar geschehen.
Bei dieser Klausur soll dann auch die erste Sitzung des neuen Gesamtkirchenvorstands stattfinden und die oder der neue Vorsitzende gewählt werden. „Vorschläge sind willkommen“, sagt Werner, der sich mit der Steuerungsgruppe freuen würde, wenn sich für die Ortsausschüsse auch noch Menschen melden, die bisher nicht einem Kirchenvorstand angehören. „Auch sie können in die Ortsausschüsse berufen werden“, erklärt Werner und denkt dabei insbesondere an die ehemaligen Kirchengemeinden Kaub/Lorch und Marienfels, wo es keine Kirchenvorstände mehr gibt. „Wer jemanden kennt, kann die Namen gern an den Gesamtkirchenvorstand weiterleiten.“
Mit der neuen Rechtsform gehen ab 1. Januar noch andere Neuerungen einher, die schließlich auch die etwa 11.000 Mitglieder der evangelischen Kirche in der Region Loreley und Blaues Ländchen berühren. So wurde bereits ein gemeinsames Gemeindebüro in Nastätten angemietet. Statt der bisher nur wenige Stunden geöffneten Gemeindebüros in den Ortschaften werden sich dort dann spätestens ab Februar von Montag bis Freitag fünf Mitarbeiterinnen den Dienst teilen. Außerdem hat sich schon ein Redaktionsteam gebildet, um eine gemeinsame Publikation für die Region herauszugeben. Und auch eine gemeinsame Website ist für die neue Gesamtkirchengemeinde in der Mache.
Der Startgottesdienst für die Gesamtkirchengemeinde mit Einführung des neuen Gesamtkirchenvorstand soll am 1. März um 14 Uhr in der St. Salvatorkirche in Nastätten groß gefeiert werden. Die Mitglieder der Ortsausschüsse werden dann nach und nach in ihren Kirchengemeinden eingeführt.
Der Startgottesdienst für die Gesamtkirchengemeinde Lahn-Taunus ist auf Sonntag, 22. Februar um 11 uhr in der evangelischen Johanniskirche Nassau terminiert. Bernd-Christoph Matern
Hintergrund
Die Synode des evangelischen Dekanats Nassauer Land hatte im April 2023 die fünf Nachbarschaftsräume mit jeweils etwa 10.000 Evangelischen gebildet. Neben den beiden, die jetzt schon eine Gesamtkirchengemeinde bilden, sind dies Aar-Einrich, Diez-Esterau und Rhein-Lahn-Eck. Sie sollen sich spätestens im Januar 2027 eine gesetzeskonforme Rechtsform gegeben haben.
Zum Foto:
Noch stärker über den eigenen Kirchturm blicken im evangelischen Dekanat Nassauer Land ab dem kommenden Jahr die neuen Gesamtkirchengemeinden Blaues Ländchen-Loreley (Foto oben) und Lahn-Taunus (unteres Foto). Fotos: Matern


Die Pläne für den 1836 bis 1839 errichteten Festsaal von Bad Ems lieferte der königlich- bayerische Bauinspektor Johann Gottfried Gutensohn. Der habe sich von der Kunst im antiken Rom inspirieren lassen, erfuhren die Gäste des Vortrags. Der Marmorsaal sei eigentlich ein Hof mit Überdachung im italienischen Stil. Allroggen-Bedel stellte ähnliche Werke der Renaissance vor. Bad Ems habe das Glück gehabt, dass es in Gutensohns Heimat München viele große Meister gab. In den Jahren 1913/1914 wurde der Marmorsaal als Festsaal übrigens zu klein und das Kurhaus wurde um Theater und Spielbank erweitert (auf dem Foto die drei linken Bereiche des Bauwerks).

NASTÄTTEN/RHEIN-LAHN. (8. Dezember 2025) Voll besetzt war die „Gute Stube“ des Wohnparks am Paulinenstift Nastätten, wo der Lebendige Adventskalender der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde in diesem Jahr wieder begann. Über den vollen Saal und das kleine Programm freute sich das Kalender-Team, allen voran dessen Leiterin Sieglinde Achenbach.


Hiam Abu-Dayeh, eine christliche Palästinenserin aus Beit Jala bei Bethlehem in der Westbank, schilderte auf Einladung der Ökumene-Pfarrerin des evangelischen Dekanats Nassauer Land Antje Müller in der Brunnenhalle Bad Ems die aktuelle Situation in den palästinensischen Gebieten. „Ohne meinen Glauben an Gott könnte ich nicht weiterleben, wäre ich hoffnungslos“, zog sie am Ende ihres Vortrags Bilanz. „Aufgeben ist keine Lösung. Dazu gibt mir der Glaube Kraft.“ Die aus ihm zeugende Hoffnung müsse sie an die Kinder weitergeben, sagte Abu-Dayeh. Konkret sind das Kinder, die in „Abrahams Zelt“, einem Sozialprojekt in der Evangelisch-Lutherischen Reformationskirche in Beit Jala, betreut und unterrichtet werden. Sie stammen aus sozial benachteiligten Familien. Ihnen werden ohne Ansehen der Konfession und Religion Hausaufgaben-Betreuung, Lernhilfen und kindgerechte Aktivitäten angeboten. Die studierte Sozialarbeiterin und Psychologin, die auch einige Jahr als Reiseleiterin arbeitete, leitet das Projekt seit vier Jahren und weiß: „Bildung ist so wichtig“.
„Ich erinnere mich noch, wie wir 1993 vor Freude und Hoffnung gejubelt haben“, blickte sie zurück auf die Unterzeichnung eines Selbstverwaltungsabkommens, an der US-Präsident Bill Clinton und die später ermordeten Jitzchak Rabin als damaliger Ministerpräsident Israels und PLO-Führer Jassir Arafat teilnahmen. „Aber es hat uns nichts gebracht.“ Trotz der aktuell existenziellen Sorgen will sie aber die Hoffnung auf Verständigung und ein friedliches Miteinander von Juden, Christen und Muslimen nicht aufgeben. Es brauche eine Zwei-Staaten-Lösung, auch wenn der Platz für ein Palästina immer kleiner werde. „Wir brauchen einander. Israel braucht die Palästinenser, Palästinenser brauchen Israel“, beschrieb Abu-Dayeh die wirtschaftliche Abhängigkeit voneinander. „Das Glück des einen Volkes hängt vom Glück des anderen Volkes ab.“, zitierte sie die Vision von Pfarrer Jadallah Shihadeh, dem einstigen Gründer von Abrahams Herberge, einer Begegnungsstätte für überwiegend junge Christen, Muslime und Juden, von der auch Abrahams Zelt ins Leben gerufen wurde.
Drei Wochen vor Weihnachten stellte die Christin fest: „Bethlehem ist tot“. Sie bezog das vor allem auf den touristischen Einbruch, auf den die Menschen in der Geburtsstadt von Jesus wirtschaftlich angewiesen sind. Umso mehr liege ihr am Herzen, die christlichen Händler, die noch in der Stadt geblieben sind, durch den Verkauf von Schnitzereien zu unterstützen, wovon die Besucher in Bad Ems reichlich Gebrauch machten. An christliches Hoffen und die gegenseitige Abhängigkeit erinnerte Dekanin Kerstin Janott, die den Abend moderierte: „Wir sind als Menschen alle aufeinander angewiesen.“