
Musik und gute Gedanken am großen Adventskranz
„Ludwigs Hof“ in Miehlen ist an Samstagen vor Weihnachten beliebter Treffpunkt – Erlös für Ambulante Hospizdienste
MIEHLEN/RHEIN-LAHN. (17. Dezember 2025) Als Gegenentwurf zu den kommerziellen Weihnachtsmärkten hatte die evangelische Kirchengemeinde Miehlen im Jahr 2010 erstmals zum Treffpunkt Adventskranz in „Ludwigs Hof“ in der Hauptstraße eingeladen. Der eigentliche Sinn der Vorbereitungszeit auf die Geburt Jesu steht auch in diesem Jahr wieder an den vier Adventssonntagen wieder im Mittelpunk und sorgt für Gäste aus der ganzen Region.
Musik und gute Gedanken prägen ab 16.45 Uhr, wenn die Glocken den Sonntag einläuten, die Stimmung rund um die mannshohen hölzernen Kerzen des Adventskranzes, die stets von Kindern angezündet werden. Neben vielen Besuchern sind in diesem Jahr auch Schafe und Schweine in einem Stall im schmucken Innenhof dabei. Nachdem zum ersten und zweiten Advent der Miehlener Gesangverein und der Kinderchor des MGV für bewegenden Stimmenklang sorgten, waren zuletzt der Posaunenchor und der gemischte Chor
Obertiefenbach unter Leitung von Viola Förster dabei, um jung bis alt mit Liedern und Klängen aufs Fest einzustimmen und zum Mitsingen zu animieren. Gaby Bindczeck und Barbara Schwank steuerten tiefsinnige und auch amüsante Geschichten und Texte zum Nachdenken bei, die an die Nächstenliebe erinnerten.
In diesem Sinn steht auch die Tradition, Gutes zu tun und den Erlös der Treffen einer Organisation in der Region zu spenden. In diesem Jahr sind das die Ambulanten Hospizdienste Rhein-Lahn. Kirchenvorstandsvorsitzender Uli Werner freute sich, Jürgen Ackermann als Koordinatoren der Dienste zu begrüßen. 30 ehrenamtliche Hospizbegleiter sind im ganzen Rhein-Lahn-Kreis derzeit unterwegs, um schwerkranke und sterbende Menschen in ihrer letzten Lebensphase zu begleiten und zu unterstützen, sei es im häuslichen Umfeld, in einem Altenheim oder im Krankenhaus. Ackermann verwies zudem auf die drei anderen Palliativangebote, die es in Nastätten und Nassau gibt und mit denen die ambulanten Dienste ein gutes Miteinander pflegen. Im kommenden Jahr bieten die Dienste wieder einen Ausbildungskurs zur ehrenamtlichen Hospizbegleitung an, für den die Spende hilfreich eingesetzt werden könne, so der Koordinator.
Zum Erlös tragen neben Spenden die Leckereien bei, die vor und im Anschluss ans halbstündige Programm von den Miehlener Landfrauen am Adventskranz kredenzt werden, seien es Waffeln oder warmer Punsch.
Beim letzten Treffen dieses Jahres am Adventssamstag 20. Dezember wird um 16.45 Uhr der Posaunenchor Lierschied einmal mehr zu Gast sein und für die musikalische Einstimmung sorgen. Bernd-Christoph Matern
Zu den Fotos:
Gut besucht ist in diesem Jahr wieder der Treffpunkt Adventskranz in Miehlen, der an den vier Samstagen vor Weihnachten mit Musik und Geschichten auf den Sinn der Vorbereitungszeit hinweist. Foto: Matern

Bischof Bätzing: Es geht uns gut mit unserem Glauben
Katholischer Regionentag Westerwald/Rhein-Lahn betont das Miteinander – auch in der Ökumene
MONTABAUR/RHEIN-LAHN. (16. Dezember 2025) Ein Jahr nach der Gründung der Katholischen Region Westerwald/Rhein-Lahn ist beim Regionentag des Bistums Limburg in Montabaur deutlich geworden, was in dieser Zeit gewachsen ist: ein tragfähiges Netzwerk aus Pfarreien, Einrichtungen, Ehren- und Hauptamtlichen sowie verlässlichen Partnern in Gesellschaft, Politik, Caritas und Ökumene. Knapp 100 Teilnehmende kamen im Forum St. Peter in Montabaur zusammen, um gemeinsam auf den bisherigen Weg zu schauen und Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln. Gast eines Austauschs war auch die Dekanin des evangelischen Dekanats Nassauer Land Kerstin Janott.
Der Regionentag stand unter dem Leitwort „Mittendrin – Kirche sein heute“. Bischof Dr. Georg Bätzing hat die Region ein Jahr nach der Errichtung besucht und erlebt, was bereits in dieser Zeit entstanden ist. Er ermutigte die Engagierten, er unterstützte und gab einen Impuls für die weitere Entwicklung. Vor allem ging es am Regionentag auch darum, miteinander ins Gespräch zu kommen und mehr von der Lebenswirklichkeit in der Region zu erfahren. Daher stand auch der gemeinsame Besuch auf dem Weihnachtsmarkt von Montabaur auf dem Programm.
Kirche im Epochenwandel
Bätzing beschrieb die Situation der Kirche als einen Epochenwandel. Vieles, was Kirche über lange Zeit getragen habe, sei nicht mehr selbstverständlich. „Wir erleben gerade, dass wir Abschied nehmen müssen von vielem, was uns vertraut war“, so der Bischof. Gleichzeitig gehe es darum, den Blick nicht am Verlusthaften festzumachen. „Die entscheidende Frage ist nicht nur: Was ist nicht mehr? – sondern vor allem: Was ist vom Evangelium noch nicht verwirklicht?“, betonte Bätzing. Dieser Perspektivwechsel eröffne neue Handlungsspielräume und helfe, Hoffnung zu bewahren – auch in Zeiten knapper werdender Ressourcen.
In diesem Zusammenhang machte der Bischof deutlich, dass bei allen Umbrüchen auch eine positive, tragende Erfahrung stehe: „Es geht uns gut mit unserem Glauben“, sagte Bätzing. Viele Christinnen und Christen erlebten ihren Glauben heute bewusst, entschieden und getragen von Überzeugung – nicht aus Gewohnheit, sondern aus innerer Haltung.
Besonders hob der Bischof die Bedeutung der Verkündigung hervor. Diese nehme heute vielfältige Gestalten an: im Gottesdienst ebenso wie im sozialen Engagement, in Bildungsarbeit, Jugendarbeit und im persönlichen Gespräch. „Es muss jemand von Gott sprechen – gerade in einer Zeit, in der viele nach Orientierung und Hoffnung suchen“, sagte Bätzing.
Verkündigung geschehe dort, wo Kirche sichtbar werde als Gemeinschaft, die zuhört, begleitet und Haltung zeigt. „Ich glaube daran, dass das Feuer des Glaubens auch heute noch Wärme erzeugen und Gemeinschaft stiften kann“, so der Bischof.

Kirche gemeinsam gestalten
In der anschließenden Gesprächsrunde wurde deutlich, welche Rolle die Region dabei spielt. Die Katholische Region Westerwald/Rhein-Lahn versteht sich als Raum der Vernetzung und Koordination: Sie verbindet Pfarreien und Einrichtungen untereinander und schafft zugleich Schnittstellen nach außen – zu Kommunen, sozialen Trägern, ökumenischen Partnern und zivilgesellschaftlichen Initiativen.
Mehrfach wurde betont, dass Kirche ihre Wirkung heute vor allem im Zusammenspiel mit anderen entfaltet.
Das unterstrich auch die Dekanin des evangelischen Dekanats Nassauer Land Kerstin Janott, zumal sich ja auch die hessen-nassauische Kirche gerade in einem herausfordernden Entwicklungsprozess befinde, um Ressourcen für die Zukunft zu gewinnen. „Gemeinsam zum Wohl der Menschen“ – das gilt nicht nur für Regionen, sondern auch für die Ökumene. Janott schenkte Bischof Bätzing einen bunten Regenschirm, der mehreren Personen Schutz bietet. Ein Symbol für das gute Netzwerk in der Region Westerwald/Rhein-Lahn. Kooperation, Dialog und Präsenz im gesellschaftlichen Leben seien zentrale Voraussetzungen dafür, auch künftig „mittendrin“ zu sein war ein Fazit der Diskussionsrunde.
Konkrete Aufbrüche aus der Region
Am Nachmittag standen konkrete Beispiele aus der Region im Mittelpunkt. Vorgestellt wurden Projekte aus der Jugendarbeit und der Caritas, die zeigen, wie Kirche heute Menschen erreicht: niedrigschwellig, kreativ und nah an ihren Lebensrealitäten. Die Teilnehmenden diskutierten diese Leuchtturmprojekte vor dem Hintergrund der Impulse des Vormittags und würdigten sie als ermutigende Zeichen für die Entwicklung der Region.
Zeichen einer lebendigen Gemeinschaft in der Region war auch der Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Peter in Ketten. In seiner Predigt griff der Bischof das adventliche Motiv von Abschied und Neubeginn auf. „Was weg ist, ist weg – aber Gott lässt uns nicht in der Leere zurück“, sagte Bätzing und stellte der Resignation eine christliche Hoffnung entgegen, die zum Handeln befähigt.
Zu den Fotos:
Als Symbol dafür, gemeinsam unterwegs zu sein, überreichte Dekanin Kerstin Janott Bischof Dr. Georg Bätzing einen bunten Regenschirm, der mehreren Personen Schutz bietet. Bei katholischen Regionentag Westerwald/Rhein-Lahn wurde deutlich, dass Kirche sich im Epochenwandel befindet. Fotos: Bindczeck/Schnelle