Barrierefreiheit für Kirche nicht zu realisieren
Nach jahrelangem Bemühen zieht der Kirchenvorstand der Jakobusgemeinde Freiendiez einen Schlussstrich
DIEZ-FREIENDIEZ. (12. Oktober 2022) Die Pläne für einen barrierefreien Zugang zur evangelischen Jakobuskirche in Diez-Freiendiez können nicht umgesetzt werden. Nach jahrelanger Prüfung unterschiedlichster Varianten, das Vorhaben zu realisieren, hat der Kirchenvorstand jetzt schweren Herzens einen Schlussstrich gezogen.
„Wir sind darüber sehr traurig, denn es steckten viel Engagement, Kraft, Zeit und Ideen vieler Menschen über Jahre in diesem Projekt“, erklärt Gemeindepfarrerin Kerstin Lüderitz. In vielen Sitzungen des Kirchenvorstandes stand „Barrierefrei“ auf der Tagesordnung. „Doch nun sind wir an einem Punkt, an dem wir sagen müssen: Es geht einfach nicht“, so die Vorsitzende. Das sei umso bedauerlicher, weil neben den Bemühungen des Kirchenvorstands zahlreiche Spenderinnen und Spender das Projekt bereits unterstützt hätten. „Aber auch sie wollen wir nicht auf den St. Nimmerleinstag vertrösten“, so Lüderitz. Zusammen mit ihrer Amtsschwester Maike Kniese und dem stellvertretenden Kirchenvorstandsvorsitzenden Dr. Michael Ströder wurden alle Spender über die Gründe fürs Aus des Projektes informiert und diesen die Rückerstattung angeboten.
Im Jahr 2017 wurde erstmals das Projekt im Kirchenvorstand der Jakobusgemeinde besprochen. Seither wurden unterschiedliche Varianten diskutiert, Menschen mit Gehbehinderungen den Weg in die Kirche zu erleichtern. Der ursprüngliche Plan, einen Hublift an der rechten äußeren Mauer zu installieren, um dann über eine Rampe an den Seiteneingang zu gelangen, riefen nicht nur Bedenken der Denkmalpflege hervor. Ein solcher Hublift ziehe von den hohen Anschaffungskosten abgesehen enorme Folgekosten nach sich. Der Lift müsse jährlich gewartet und in absehbarer Zeit ersetzt werden, da er der Witterung dort draußen ausgeliefert wäre. „Ob die Jakobusgemeinde diese Kosten über einen langen Zeitraum tragen könnte, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar“, sagt Maike Kniese. Die Erfahrung aus anderen Gemeinden habe gezeigt, dass die Menschen einen solchen Hublift nur sehr ungern nutzen würden; in manchen Gemeinden sei er schon kurz nach der Anschaffung sogar wieder stillgelegt worden.
Der vom Kirchenvorstand präferierte Plan, an der Ecke Mittelstraße/Rudolf-Dietz-Straße einen Dorfplatz zu bauen, um dann automatisch ebenerdig den Zugang vor der Kirche einzubinden, scheiterte ebenfalls. Die Idee, eine lange Rampe von der Schusterstraße aus im Zickzack auf der Südseite der Kirche zu errichten, wurde aus baulichen Gründen verworfen. Sie hätte nahe an der Kirchengrundmauer entlanglaufen müssen und möglicherweise sehr teure zusätzliche Stabilisierungsmaßnahmen notwendig gemacht. Ebenso scheiterte das Bemühen, für ein Nachbargrundstück ein dauerhaftes Durchgangsrecht zu erzielen.
Es sei schmerzhaft, das Vorhaben nicht realisieren zu können. Die engere Kooperation der evangelischen Kirchengemeinden in Diez biete allerdings auch Alternativen. Durch die verstärkte Zusammenarbeit mit der Stiftskirchengemeinde und der Sankt-Peter-Gemeinde stünden in Diez zwei barrierefreie Kirchen zumindest für manche Gottesdienste offen. „Außerdem bemühen wir uns nach wie vor, bei Veranstaltungen in der Jakobuskirche Menschen mit einer Gehbehinderung, mit Rollator, Rollstuhl oder auch Kinderwagen, über die Treppenstufen nach oben zu helfen“, so Kerstin Lüderitz. „Wenn wir das vorher wissen, muss der Kirchenbesuch daran nicht scheitern.“
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Ein vertrautes Bild: Die evangelische Jakobuskirche in Diez-Freiendiez mit ihren Stufen. Pläne für einen barrierefreien Zugang wurden nach jahrelangem Bemühen des Kirchenvorstands jetzt verworfen.
