Evangelische Gemeinschaft Roemer Foto Mller

„Kirchlein in der Kirche“ hat Jesus zum Freund

Ökumene-Pfarrerin des Dekanats lud zum Besuch der Evangelischen Gemeinschaft nach Bad Ems ein

 RHEIN-LAHN. (22. November 2023) In der Reihe „Christliche Vielfalt im Nassauer Land“ hatte die Ökumene-Pfarrerin des evangelischen Dekanats Nassauer Land Antje Müller zu einem interessanten Vortragsabend ins Haus Shalom in Bad Ems eingeladen. Die Anwesenden, zu denen auch einige freikirchliche Pastorinnen und Pastoren gehörten, wurden zu Beginn von Rainer Zins, der dem Vorstand der Evangelischen Gemeinschaft angehört, herzlich begrüßt.    

Nach einem für die Gemeinschaftsbewegung typischen Lied „Welch ein Freund ist unser Jesus“ erläuterte Pastor Benjamin Römer in einem sehr lebendigen Vortrag Geschichte und Bedeutung der evangelischen Gemeinschaftsbewegung und des Gnadauer Verbands. Bereits Martin Luther hatte in seiner Vorrede zur Deutschen Messe 1526 konstatiert, dass es eine Sammlung derer, „die mit Ernst Christen sein wollen“ geben müsse, und der lutherische Theologie Philipp Jacob Spener (1635-1705), einer der wichtigsten Vertreter des Pietismus, hatte in seinem Hauptwerk „Pia Desideria“ zur Reform der Evangelischen Kirche von innen und zur Bildung von Hauskreisen (collegia pietatis) aufgerufen sowie von der „Ecclesiola in Ecclesia“ (Kirchlein in der Kirche) gesprochen.

Eine Blütezeit erlebte die evangelische Gemeinschaftsbewegung aber dann erst im 19.Jahrhundert. Die persönliche Herzensfrömmigkeit, eine lebendige Christusnachfolge, die Jesus als Freund ansieht, wie das gleichnamige Lied bereits zum Ausdruck brachte, sowie ein Glaube, der sich an der Bibel orientiert und Auswirkungen auf die gelebte Lebenspraxis und den Alltag hat, war – wie überhaupt im gesamten Pietismus – sehr wichtig. Die „innere Verwandlung“ des von Gottes Botschaft ergriffenen Menschen sollte sich dann nach außen durch Werke der Liebe zeigen.

Auch wenn es im Pietismus separatistische Tendenzen gab, die zur Gründung von Freikirchen führten, so war doch zunächst einmal das Hauptanliegen der pietistisch geprägten Gemeinschaftsbewegung, die Kirche von innen zu reformieren. Die Bibelstunde war ein „Zusatzangebot“, das nicht in Konkurrenz zum Sonntagsgottesdienst treten sollte.

Heute haben die meisten Landeskirchlichen Gemeinschaften die Rechtsform eines eingetragenen Vereins und finanzieren sich über Spenden. Viele stellen mittlerweile einen hauptamtlichen Prediger oder Gemeinschaftspastor an und haben eigene Personalgemeinden innerhalb der Landeskirche gebildet mit eigenen Gottesdiensten und Amtshandlungen, die aber in die Kirchenbücher eingetragen werden.

Die Beziehungen zur örtlichen Kirchengemeinde sind je nach theologischer Ausrichtung der jeweiligen Pfarrpersonen mal gut und mal weniger gut. Pastor Römer konnte von einem sehr guten Verhältnis der Gemeinschaft in Katzenelnbogen zur Kirchengemeinde in Klingelbach berichten, auch in Miehlen sei das Verhältnis zur örtlichen Kirchengemeinde gut, was sich zum Beispiel in gemeinsamen Glaubenskursen und Gottesdiensten zeige.

Der Dachverband der landeskirchlichen Gemeinschaften ist der sogenannte „Gnadauer Verband“ mit Sitz in Kassel. Name und Gründung 1897 gehen auf eine Pfingstkonferenz in Gnadau bei Magdeburg zurück. Der Verband hat heute etwa 300.000 Mitglieder; ihm gehören 34 regionale Gemeinschaftsverbände, sechs Jugendverbände, 13 theologische Ausbildungsstätten und 16 Diakonissenmutterhäuser an. Er sieht sich als innerkirchliches Missionswerk. Sowohl der frühere Präses Michael Diener als auch der jetzige Präses Steffen Kern sind evangelische Pfarrer, die Mitglied im Rat der EKD waren und sind.

Der nächste Abend in der Reihe „Christliche Vielfalt“ führt am Sonntag 14. Januar 2024 in die Klostermühle nach Obernhof, wo Heiner Eberhardt im Rahmen des dortigen Neujahrsempfang ab 14 Uhr die Missionsgemeinschaft der Fackelträger vorstellen wird.

Mehr Informationen gibt Pfarrerin Antje Müller unter Telefon 0160-6368503 oder E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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Der Referent Pastor Benjamin Römer mit Gitarre beim – für die Gemeinschaftsbewegung typischen - Lied „Welch ein Freund ist unser Jesus“ , Foto: Antje Müller