Suchet der Stadt Bestes

Andacht von Dekanin Renate Weigel zum 2. Sonntag nach Ostern

RHEIN-LAHN. (17. April 2020) Im Rhein-Lahn-Kreis wurde Ostern gefeiert, so wie noch nie zuvor. Die Kirchen werden für Gottesdienste auch weiterhin, mindestens bis zum 3. Mai geschlossen bleiben. Deshalb schreibt Dekanin Renate Weigel für diese Website auch weiterhin Andachten. Sie finden diese auch in einer gestalteten PDF-Datei am Ende des Beitrags, die Sie gerne ausdrucken und an Interessierte in Ihrer Umgebung in den Briefkasten einwerfen können. Heute geht es um die Frage, was für Stadt und Gemeinden das Beste ist. Der Sonntag heißt Misericordias Domini, was so viel bedeutet wie „die Barmherzigkeit des Herrn“. Der Sonntag wird auch Hirtensonntag genannt.

 

„Suchet der Stadt Bestes … und betet für sie zum Herrn; denn wenn’s ihr wohl geht, geht’s euch auch gut.“  Jeremia 29,7 

Was ist gerade das Beste für unser Dorf, unsere Stadt, die Welt?
Masken tragen? Oder keine Masken tragen?
Noch nicht einmal darüber sind wir uns einig.
Trotzdem ist unsere Regierung dafür zuständig, angemessene Verhaltensmaßregeln anzusagen und durchzusetzen. – Kein leichter Job!

Jeremia schrieb zu seiner Zeit seinen Brief an Menschen im Exil. Nach einem verlorenen Krieg waren sie verbannt worden und lebten in der Fremde unter feindlicher Führung. „Suchet dieser Stadt Bestes!“
Auch wenn wir uns gerade nicht frei bewegen dürfen, sind wir doch nicht schon in Gefangenschaft. Wir leben nicht unter einem Unrechtsregime.
Eine demokratisch gewählte Regierung in Deutschland sucht mit Wissenschaftlern und Experten nach dem Weg aus der Krise.

Nun kann es sein, dass mir nicht alle Maßnahmen einleuchten.
Es ist auch möglich, dass sich Manches im Nachhinein als falsch herausstellt.
Und, ja, ich ärgere mich, wenn Politiker Krisenmanagement und Wahlkampf vermischen.
Trotzdem bin ich dafür, den ausgegebenen Regeln zu folgen.

Zum Einen, weil ich schon mein ganzes Leben lang in unserem Rechtsstaat eine Menge Vorzüge genießen kann.
Zum Anderen, weil die Zeit einer Pandemie gerade keine Revolutionen braucht.
Das mag nach Anpassung klingen, ist aber in meinen Augen die Übernahme von Verantwortung für das Ganze der Gesellschaft.

Was heißt das für uns in der Kirche?

Wir halten uns an die Regeln, weil wir des Dorfes, der Stadt, der Welt Bestes suchen.
Wir beanspruchen keine Sonderrechte.
Wenn wir wieder Gottesdienste halten dürfen unter strengen Auflagen, setzen wir die Auflagen um und freuen uns, wieder Gottesdienste halten zu dürfen.

Wir tun das in Ruhe.

Niemand von uns ist in der freien Ausübung des christlichen Glaubens behindert. Es fehlt die Gemeinschaft, und das schmerzt. Aber solange wir beten und mit Bibel und Gesangbuch unterwegs sein dürfen, solange es digitale und Fernseh-Gottesdienste und Andachten per Briefeinwurf gibt, solange wir unsere fröhliche Kreativität behalten, sind wir doch nicht verloren!

 

Wichtig bleibt es, die zu sehen und zu unterstützen, die unsere Hilfe brauchen.

Ansonsten zählen jetzt Gebet und Geduld. Wir sind als Hirtinnen und Hirten des Ganzen gefragt!

 Lebendiger Gott,

wir wollen unseren Beitrag zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft in der Krise leisten.

Mache uns achtsam. Wir bitten um Geduld und um Mut zugleich.

 

Lieder:

EG 274   Der Herr ist mein getreuer Hirt

EG 631   In Gottes Namen wolln wir finden, was verloren ist

Die Andacht können Sie hier fertig gestaltet ausdrucken.

 

Foto: © becrima