
Balkonsingen in Bad Ems: Fünf Minuten mal nicht an Corona denken
Balkonsingen in Bad Ems: Jutta Ulges stimmt jetzt jeden Abend „Der Mai ist gekommen“ an
BAD EMS/RHEIN-LAHN. (6. Mai 2020) „Das fand ich eine schöne Idee“, erinnert sich Jutta Ulges, als sie vom Vorschlag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erfuhr, in Coronazeiten jeden Abend „Der Mond ist aufgegangen“ anzustimmen. Ein Rundschreiben an die allesamt Balkon besitzende Nachbarschaft bestärkte die Prädikantin des evangelischen Dekanats Nassauer Land. Seit Mitte März stehen pünktlich um 19 Uhr mit dem letzten Glockenschlag der evangelischen Martinskirche die Menschen gegenüber von ihr und hinter ihr auf dem Balkon – die im Erdgeschoss im Gärtchen – und stimmen in den Gesang mit ein.
Mittlerweile begleitet Ulges auf ihrer Gitarre zu den sechs Strophen von „Der Mai ist gekommen“. Der Text wurde ebenso wie die Idee in die Briefkästen der Nachbarschaft verteilt und sorgt nach wie vor allabendlich für viel Freude. „Es tut uns einfach gut, im Singen mal fünf Minuten nicht an Corona zu denken“, sagt Ulges; das freundliche Zuwinken sowieso. Was in den jeden Abend rund einem Dutzend Mitsingenden vorgeht, kann die Musikantin nur erahnen, schließlich hat jede Person ihre eigene Biographie. Gerade für Menschen, die Kinder und Kindeskinder nicht mehr sehen dürfen und sich Gedanken um die Zukunft machen, sei das eine willkommene Gemeinschaft.
Trotz der Lockerungen im Land soll das Balkonsingen erst mal beibehalten werden. „Solange die Nachbarn mitmachen, stehe ich mit der Gitarre auf dem Balkon“, sagte Ulges. Und sollte der Mai vorbei sein, gibt es auch noch genügend Sommerlieder, die viele Menschen gern singen. (bcm)
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Abwechslung in Corona-Zeiten: Jeden Abend um 19 Uhr stimmt Jutta Ulges auf ihrer Gitarre mit ihrer Nachbarschaft „Der Mai ist gekommen“ an. Foto: Bernd-Christoph Matern
