
Advent im Nasssauer Land – 21. Tür
RHEIN-LAHN. (21. Dezember 2020) Heute öffnet sich wieder ein Türchen am Adventskalender mit persönlichen Gedanken von Dekanin Renate Weigel:
Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen…
Johannes 1, 11+12
Das ist ein bitterer Satz. Ich sehe Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, als Flüchtling auf der Erde umhertreiben. Es gibt keinen Ort für den, der auch „Ort“ (hebräisch „Makom“) genannt wird.
Wie sehr ist Gott auf der Seite aller derer, die auf dieser Erde keine Heimat finden?
Jesus lebt die Heimatlosigkeit Gottes.
Er wird unterwegs geboren. Wir lesen, dass die Familie kurz darauf vor Herodes nach Ägypten flüchtet. Als Wanderprediger hat er später nicht „wohin er sein Haupt legt“. Er stirbt von fast allen seinen Leuten verlassen, vom Volk weggestoßen, von der Besatzungsmacht rechtmäßig verurteilt.
Einige Wenige nehmen ihn in seinem Scheitern, in seiner unerträglichen Verlassenheit am Kreuz doch auf:
Da sind die Frauen, die bleiben. Einer der mit ihm zum Tode Verurteilten verbindet sich im Sterben noch mit Jesus. Ein römischer Hauptmann merkt auf.
Simon von Kyrene stellt für den Leichnam sein eigenes Grab zu Verfügung.
Es ist eine bleibende Anfrage an uns Christinnen und Christen, wie wir dem heimatlosen Gott Aufnahme schenken. Er kommt leibhaftig. Seine Gestalten sind verschieden.
In dem Buch „Namen statt Nummern“ berichtet Christina Cattaneo, eine mailändische Forensikerin, wie sie mit ihrem Team alles daran setzt, die ertrunkenen namenlosen Flüchtlinge im Mittelmeer ( um die man sich offiziell nicht mehr kümmert) zu identifizieren und ihren Angehörigen zurückzugeben. Auch das ist für mich ein Dienst am „Leib Christi“.
Dekanin Renate Weigel
