
Corona-konformer Dekanatsfrauentag in Miehlen
Treffen für beschränkte Zahl von Teilnehmerinnen steht unter dem Motto „Sei barmherzig!“
RHEIN-LAHN. (10. September 2021) Am Mittwoch, 6. Oktober, soll es wieder soweit sein: Frauen aus dem gesamten Evangelischen Dekanat Nassauer Land treffen sich zum Dekanatsfrauentag. Unter dem Motto „Sei barmherzig“ hat das Vorbereitungsteam inspirierende und kurzweilige Beiträge vorbereitet und das gesellige Beisammensein mit Kaffee und Kuchen soll auch nicht zu kurz kommen.
Aufgrund der Corona-Pandemie muss allerdings etwas anders als sonst geplant werden: es gibt nur eine Veranstaltung im Dekanat und die maximale Teilnehmerinnenzahl muss leider auf 100 begrenzt werden. Falls sich mehr Frauen anmelden, soll es am selben Nachmittag eine zweite Veranstaltung geben. Zur Sicherheit für alle werden die Corona-Vorgaben beachtet und das bedeutet, dass die 3-G-Regel (geimpft, genesen, getestet) und die AHA-Regel (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) beachtet werden. Außerdem wird der Nachmittag etwas kürzer und kleiner ausfallen.
Eine rechtzeitige Anmeldung bis spätestens 24. September bei Bildungsreferentin Claire Metzmacher ist erforderlich. Ob es eine oder zwei Veranstaltungen geben wird, entscheidet sich nach dem Anmeldeschluss. Infos und Anmeldung unter Telefon 022603-5099244 oder per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
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So eng wie hier beim letzten Treffen im Jahr 2019 wird es beim diesjährigen Dekanatsfrauentag nicht zugehen. Die Zahl an Teilnehmerinnen ist auf 100 beschränkt; eine Anmeldng ist Voraussetzung. Foto: Matern

Neue Formen für ein attraktives Abendmahl finden
Von Corona-Pandemie wollen sich Protestanten nicht aus der Übung fürs Sakrament bringen lassen
RHEIN-LAHN. (3. Februar 2022) Die Auflagen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu vermeiden, haben bei Gottesdiensten in den Kirchengemeinden des evangelischen Dekanats Nassauer Land zu Einschränkungen geführt. Insbesondere auf Abendmahlsfeiern wurde in den vergangenen zwei Jahren eher mal verzichtet, um auf „Nummer sicher“ zu gehen und um Gottesdienste zu verkürzen. Dabei ist auch den Protestanten die Erinnerung an Jesu letztes Teilen von Brot und Wein als „Leib und Blut Christi“ mit seinen Jüngern heilig. Neben der Taufe ist es das einzige Sakrament der evangelischen Kirche, die katholische hat sieben.
Zwischen Aar und Rhein wurden während der Pandemie unterschiedliche Formen für die Feier gefunden. Vor allem Einzelkelche sowie einzeln verpackte Brotstücke beziehungsweise Hostien machen hauptsächlich in den Gotteshäusern die auf Abstand stehende Runde. Liebhaber fanden sommerliche Feiern im Freien. „Wäre schön, wenn wir das auch nach Corona beibehalten könnten“, sagte die Teilnehmerin eines Seminars, das sich kürzlich mit dem Thema Abendmahl befasste. Der Studientag in der Stiftung Scheuern in Nassau zeigte, wie bedeutsam es für diejenigen ist, die es in den Gemeinden austeilen. Pfarrpersonen sowie Menschen im ehrenamtlichen Verkündigungsdienst teilten zusammen mit Dekanin Renate Weigel und Propst Dr. Klaus-Volker Schütz ihre Erfahrungen während des Corona-bedingten „Abendmahlfastens“. Mit Stefan Claaß, Professor für Gottesdienst am Theologischen Seminar Herborn und langjähriger „Wort zum Sonntag“-Sprecher in der ARD, war ein kompetenter Referent zugegen, der zudem für neue Abendmahlsformen sensibilisierte, damit das Sakrament auch weiterhin „würdig und recht“ – so der Titel des Seminars – gefeiert werden kann.
„Zu den hoffnungsvollen und ermutigenden Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren in unserer Kirche gemacht machen, gehört auch ein neues Verlangen nach der Feier des Abendmahls, eine neue Freude daran“, stellt Propst Schütz fest. Das Abendmahl sei in den Kirchen vor der Pandemie viel häufiger gefeiert worden, als das früher der Fall gewesen sei. „Viele Menschen empfinden, dass sie dabei spürbar ihres Glaubens vergewissert werden und eine Kraft empfangen, die hilft, die Herausforderungen des Alltags besser zu bestehen“, ist die Erfahrung des Theologen. Was nach der Pandemie ist, müsse sich zeigen.
Es darf sich auch etwas verändern
„Dieser Ritus darf nicht verlorengehen“, sagt Dekanin Weigel und hat dafür einen guten Grund, denn im Abendmahl lasse sich „Segen schmecken“. Abendmahl sei „Gott für mich“ zum Schmecken, Kauen, Verdauen, Leben. Auf ihren Pilgertouren durch das Dekanat in den beiden vergangenen Corona-Sommern feierte sie mit den Gruppen täglich Abendmahl im Freien. „Viele haben sich darüber gefreut! Und ich habe mich gefragt, was es so leicht machte“, erinnert sie. „War es, weil wir das Abendmahl kurz und mit einer sehr einfachen Liturgie hielten? Unter freiem Himmel mussten wir immer auch improvisieren. Es gab nicht die Anstrengung, etwas richtig machen zu müssen. Es war gut, wie es war!“ Ihre Erfahrung: „Corona muss uns nicht hindern. Corona muss uns nicht leblos werden lassen. Kirche ist möglich. Abendmahl feiern ist möglich. Die Art und Weise, wie, ist nicht in Stein gemeißelt. Es darf sich auch etwas verändern.“
Und während einer der Anwesenden erzählt, wie wohltuend bewusst er die ruhige Atmosphäre des Hausabendmahls ganz neu für sich entdeckt habe, bekennt ein anderer: „Am meisten hat mich schockiert, wie wenig ich es vermisst habe“. Ausgerechnet an den höchsten evangelischen Feiertagen von Karfreitag bis Ostern fielen nun schon zweimal die vertrauten Abendmahle vielerorts aus. Von Erfahrungen mit digitalen Formaten wird ebenfalls berichtet. „Das ist für mich das falsche Medium fürs Abendmahl, und ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei uns auf dem Land ankommt.“ Gemeinschaft, um die es während der Feier gehe, sei über den Bildschirm nicht zu erzeugen. „Ich vermisse es sehr; Abendmahl war für mich immer ein Ort, wo ich absolut zur Ruhe kommen kann und tiefen Frieden empfinde.“
Die Hoffnung, dass Abendmahl wieder „normal“ gefeiert werden kann, ist zwar groß, dass es zu Veränderungen kommt, allerdings ebenso normal. Schon die Einführung der Einzelkelche war eine Folge der Ausbreitung des Aids-Virus Anfang der 1980-er Jahre. Konnte die Tatsache, dass miteinander zerstrittene Personen gleichzeitig zum „Tisch des Herrn“ um den Altar traten, in den 1960-er und 1970-er Jahren noch für wochenlangen Gesprächsstoff in einer Ortschaft sorgen, bröckelt mit zunehmender Säkularisierung der Gesellschaft ohnehin das Gefühl, im Abendmahl so etwas wie Gemeinschaft zu erfahren. Woher sollte das Interesse am Abendmahl auch kommen, wenn schon die Gottesdienste immer weniger besucht werden.
Zu fantasievollen Feiern einladen: Strahlkraft des Abendmahls nicht nur am Sonntagmorgen
Professor Stefan Claaß, Direktor des Theologischen Seminars in Herborn, dem zentralen Ausbildungsort für angehende Pfarrpersonen innerhalb der Evangelischen Landeskirche in Hessen und Nassau (EKHN), sieht die Zukunft des Abendmahls mit und ohne Corona nicht ganz so schwarz. Das Abendmahl sei Praxis elementaren Lebens: Essen und Trinken. Gleichzeitig verbinde es das tägliche Brot mit sinnlicher Gottesnähe, denn Jesus habe es zu seinem Lebenszeichen gemacht. „Im Lauf der letzten Jahrzehnte hat diese Feier in neuen vielfältigen Formen wieder Strahlkraft bekommen“, so Claaß. Wichtig sei, „dass wir nicht nur an den Sonntagmorgen denken, sondern auch an das Feiern rund um einen großen Tisch. An solchen Tischen können Konfirmandinnen und Konfirmanden sitzen, deren Eltern, Menschen unterschiedlichen Alters in Nachbarschaftstreffen und Jugendliche unterwegs“. Der Professor sieht das digitale Feiern am Bildschirm als hilfreiche Alternative, wo persönliche Anwesenheit nicht möglich ist. „Auch da kann das Mahl stärken und die Sehnsucht auf anderes Feiern wachhalten.“
Sein Plädoyer in Sachen Abendmahl: Phantasie entfalten, praktizieren, einladen. „Unsere Gesellschaft beschäftigt sich sehr mit Themen wie Ernährung, Nachhaltigkeit, lustvollem Kochen und Gesundheit. Da ist es doch interessant, Gottvertrauen und tägliches Leben nicht nur mit Worten in Verbindung zu bringen.“ Die Zeit der Pandemie habe viele Menschen ermüdet und hungrig gemacht nach gemeinsamem Leben. „Wer das Abendmahl noch nicht kennt, findet hoffentlich ansprechende Feiern, um mehr als den körperlichen Hunger zu stillen.“ Bernd-Christoph Matern
Zu den Fotos:
Die Corona-Pandemie hat in den Kirchengemeinden des evangelischen Dekanats Nassauer Land die Abendmahlsfeiern ausgebremst, obwohl sie für viele Christen große Bedeutung haben. Auch neue Formen wurden angeboten. In Nassau tauschten sich Menschen, die das Abendmahl austeilen, über ihre Erfahrungen aus. Nicht nur Einzelkelche, auch einzeln verpackte Oblaten machen neuerdings die Runde. Fotos: Matern