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Vier Tage unterwegs auf dem Weg des Friedens

Viele Menschen pilgerten mit Dekanin Weigel quer durch den Rhein-Lahn-Kreis

PW21Begleitheft becrima RHEIN-LAHN. (9. September 2021) Dem Thema Frieden war der diesjährige Pilgerweg durchs evangelische Dekanat Nassauer Land mit Dekanin Renate Weigel gewidmet. Viele Menschen nutzten die Gelegenheit, abschnittsweise oder auf allen vier Etappen zwischen Weisel und Eppenrod die Theologin zu begleiten. Dabei sammelten die Teilnehmenden auf unterschiedliche Weise Impulse und neue Perspektiven fürs eigene Leben und den Umgang mit Frieden.

Die Konstanten: Jeden Tag begleitete ein Bibeltext zum Thema „Frieden“, der im kurzen Morgenlob vorgestellt wurde. Unter freiem Himmel wurde mittags Abendmahl miteinander gefeiert. Eine Zeit des Gehens in der Stille gehörte ebenso zum Tagesablauf wie das gemeinsame Singen und Beten. Am Zielort angekommen klang die Etappe mit einer Schlussandacht, einem Impuls mit Blick auf das Erlebte und einer gesungenen Bitte um Frieden und Segen aus.

Bereichernde Vielfalt

PW21FriedenseicheMiehlen1 becrima PW21PohlKathKirche DNL mmetzmacherVielfalt boten die wunderschöne Landschaft und die verschiedenen Orte, die auf der gut 50 Kilometer langen Pilgerroute per pedes angesteuert wurden. Es wurde viel erzählt, gelacht und Freude geteilt. Es gab nachdenkliche, ernsthafte und feierliche Momente. An den ersten beiden Tagen von Weisel nach Miehlen und von dort über das Pohler Limeskastell und die Kirche in den Luthergarten von Katzenelnbogen hatten sich jeweils drei Dutzend Männer und Frauen mit viel Sonne vom Himmel und in den Herzen auf den Weg gemacht; die letzten beiden Etappen nutzten bei etwas trüberem Wetter noch einmal kleinere Gruppen, um die Heimat zu Fuß viel intensiver wahrzunehmen anstatt sie nur zu „erfahren“.

Wer zu Fuß geht, sieht mehr

PW21FeldkircheHabenscheid becrima PW21BalduinsteinKathKirche becrima Sie sei ja oft mit dem Auto im Dekanat zu Kirchen und Gemeindehäusern unterwegs, erzählt Dekanin Weigel. „Ganz anders kommen die Orte mir entgegen, wenn ich laufe. Neubaugebiete, originelle Häuser und Gärten, Sportplätze, Betriebe, Höfe, die Bewirtschaftung der Felder, die Situation in den Wäldern – wer zu Fuß geht, sieht mehr.“ Verschieden auch die angesteuerten Kirchen: die uralte und karge Feldkirche in Habenscheid etwa, die reich ausgestattete und sehr gepflegte katholische Kirche in Balduinstein oder die praktische und mit liebevollen Elementen versehene Kirche in Langenscheid sowie das feine evangelische Gotteshaus in Hirschberg. Weigel: „Jeder Kirchenraum hat Frieden auf eine ganz eigene Weise ausgestrahlt“.

Sich selbst und Gemeinschaft erfahren

PW21FreiesFeld becrima Und dann machten alle Teilnehmenden die Erfahrung, die das Pilgern vom Wandern unterscheidet. „Wer pilgert, will etwas über sich und das eigene Leben erfahren. Wer mit anderen pilgert, erlebt sich in der Gemeinschaft“, resümiert Weigel und berichtet von einer Frau, die schon im vergangenen Jahr dabei war. Sie lebe und arbeite in einem Umfeld, wo es unüblich ist, mit anderen darüber zu reden, was ihn oder sie gerade beschäftigt und wo niemals über Gefühle gesprochen werde. „Deshalb gehe ich hier so gerne mit“, habe sie gesagt.

Wanderstöcke als Kreuz

PW21BalduinsteinRegen becrima PW21OtiAbendmahl DNL mmetzmacherZu den besonders feierlichen und andächtigen Momenten gehörten die gemeinsamen Abendmahl-Feiern. Gerade im Freien wurde dabei ein Stück Frieden spürbar. Die Kirchengemeinden, in denen die Etappen starteten, hatten der Pilgergruppe eine Flasche Wein mit auf den Weg gegeben. Brot hatten die Pilger selbst mitgebracht ebenso wie unterschiedliche Gefäße, die als „Abendmahlskelch“ genutzt wurden. Als Kreuz, unter dem an Jesu letztes Abendmahl erinnerte wurde, dienten allerorten gekreuzte Wanderstöcke. So einfach arrangiert die Feiern waren, sorgten sie doch für ein tief bewegendes Gemeinschaftserlebnis.

Frieden als Auftrag im Gepäck

In Impulsen und Gesprächen wurde deutlich, dass es nicht leicht ist, Frieden zu stiften. Weigel: „Frieden fängt beim Frühstück an und hört mit der Weltpolitik nicht auf. Es schmerzt, wenn er nicht gelingt. Wir haben ihn als Auftrag im Gepäck“. Aber jede und jeder sei auch empfindlich und bringe persönliche Verletzungen mit, die meist nicht sichtbar seien. „Es braucht auch einen inneren Frieden. Die stillen Wege in den ganz eigenen Landschaften unseres Dekanats machten uns still und zufrieden.“ Zwei Sätze, die unterwegs oft zu hören gewesen sind, ob Sonne oder Regentropfen den Weg begleiteten: „Wir haben es so gut!“ und „Wir haben doch mehr als genug!“.

Spenden für Flüchtlingsinitiative

Dabei dachten Pilgerinnen und Pilger auch wieder an Menschen, denen es weitaus schlechter geht, die um ihr Leben fürchten und unter menschenunwürdigen Zuständen leben: Flüchtlinge in Griechenland und an den Grenzen zu Europa. Die Kollekte erbrachte 673, 90 Euro. Sie gehen an die Initiative aus Burgschwalbach „Wir machen mit“. Sie unterstützt unter anderem eine medizinische Nothilfestation auf Lesbos und versucht damit, die Situation von Geflüchteten etwas erträglicher zu machen. Bernd-Chr. Matern

Zu den Fotos:

Vier Tage pilgerte Dekanin Renate Weigel mit vielen Menschen „auf dem Weg des Friedens“ von Weisel nach Eppenrod quer durch den Rhein-Lahn-Kreis unterwegs. Dabei wurden nicht nur Friedensorte wie die Miehlener Friedenseiche, der Luthergarten in Klingelbach sowie unterschiedliche Kirchen wie die Feldkirche Habenscheid oder die katholische Kirche Balduinstein angesteuert. Gespräche und Impulse lieferten auch Perspektiven zum inneren Frieden und dem mit anderen Menschen in der Nähe wie Ferne. Abendmahlsfeiern und Abschlussandachten im Freien waren besonders bewegende Momente. Fotos: Bernd-Christoph Matern/Matthias Metzmacher

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Viertel der Kirchensteuer in Hessen und Nassau für Soziales und Bildung

EKHN-Synode verabschiedet erstmals Doppel-Haushalt mit 1,5 Milliarden – 50 Millionen Euro für Kitas

 FRANKFURT/RHEIN-LAHN. (5. Dezember 2023) Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat am Samstag während ihrer Herbsttagung in Frankfurt zum Abschluss den ersten Doppelhaushalt ihrer Geschichte mit einem Volumen von insgesamt fast 1,5 Milliarden Euro verabschiedet. Das Budget sieht für 2024 etwa 737 Millionen Euro und für 2025 knapp 744 Millionen Euro vor. Insgesamt ein Viertel der Kirchensteuern wendet die EKHN für die Bereiche Diakonie, Kinder, Jugend und Familie sowie Bildung und Erziehung auf.

So sind pro Jahr fast 50 Millionen Euro an Eigenmitteln für die Arbeit in Kindertagesstätten vorgesehen. Ausgebaut wurde der auf etliche Jahre angelegte Zukunftsfonds über insgesamt 46 Millionen Euro. Mit ihm sollen in den kommenden Jahren besondere Aufgaben unter anderem beim Klimaschutz, in der Digitalisierung oder bei der Suche nach Fachkräften verstärkt angegangen werden.

Als größte Posten im Haushalt gelten die Personalaufwendungen in Höhe von jährlich jeweils rund 330 Millionen Euro. Für die Arbeit auf Gemeinde- und Dekanatsebene sind in den neuen Etats pro Jahr rund 340 Millionen Euro an Zuweisungen eingeplant. Kirchengemeinden und Dekanate erhalten angepasste Zuweisungen zum Ausgleich von Mehrbelastungen und einen Inflationsausgleich. Der vorgelegte Haushaltsplan rechnet in den kommenden beiden Jahren mit nahezu gleichbleibenden Kirchensteuerreinnahmen von 540 beziehungsweise 543 Millionen Euro. In diesem Jahr werden die Kirchensteuern voraussichtlich bei rund 530 Millionen Euro liegen. Zur Deckung des Budgets müssen im Doppelhaushalt 2024/2025 voraussichtlich jeweils 20 Millionen Euro aus den Rücklagen entnommen werden.

Die Synode votierte dafür, den im Zukunftsprozess ursprünglich vorgegebenen Sparkorridor beizubehalten. Finanzielles Ziel von „ekhn2030“ ist es, den kirchlichen Haushalt ab 2030 strukturell um 140 Millionen Euro jährlich zu entlasten. Als Basisjahr gilt 2021 mit einem Haushaltsvolumen von knapp 700 Millionen Euro. 

Zum Abschluss wurde am Samstag noch einmal intensiv am umfassenden Zukunftsprozess „ekhn2030“ weitergearbeitet. Mit dem Projekt will die EKHN dem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel und Rückgang der Mitglieder entgegenwirken. Dabei bleibe es zentrales Ziel, „eine kleiner werdende Kirche neu zu gestalten“, und zwar so, dass auch „die nächste Generation noch Möglichkeiten hat, innovativ zu arbeiten und Kirche weiterzuentwickeln“, erklärte EKHN-Kirchenpräsident Volker Jung. Es stehe bei „ekhn2030“ weiter „das Bild einer Kirche vor Augen, die eine öffentliche und offene Kirche ist und in vielfältiger Gestalt nah bei den Menschen bleibt“, sagte der Kirchenpräsident.

Eine wichtige Grundlage sei dabei beispielsweise die bereits gelungene Bildung von 160 sogenannten „Nachbarschaftsräumen“. Im evangelischen Dekanat Nassauer Land wurden bereits im Frühjahr fünf Nachbarschaften beschlossen, die teilweise sehr intensiv ihre künftige Zusammenarbeit entwickeln.

Digitalisierungsprojekt für stärkere Zusammenarbeit

KS301123 ZitatWiehler becrimaHilfreich für die Nachbarschaften und Gemeinden im Nassauer Land ist auch ein umfassendes Digitalisierungsprojekt, für das die Synode 25 Millionen Euro bis zum Jahr 2030 bewilligte. Eines der Herzstücke des Projektes ist nach Worten des Leiters der Kirchenverwaltung Lars Esterhaus unter anderem, Hard- und Software zentral zu beschaffen sowie Support- und Beratungsangebote für Gemeindebüros gebündelt zur Verfügung zu stellen. Zudem soll ein elektronisches Dokumentenmanagement eingeführt werden, das Haupt- und Ehrenamtlichen ortsunabhängige Zusammenarbeit ermöglicht. Esterhaus hofft, dass am Ende damit „das Arbeiten in unserer Kirche deutlich vereinfacht und vor allem zu Erleichterungen für Ehrenamtliche in der Fläche führen wird“.

Gesamtkirchliche Pfarrstellen gestrafft

Die Synode beschloss eine Anpassung der Pfarrstellen bei gesamtkirchlichen Aufgaben. Dazu gehören beispielweise besondere Positionen in der Spezialseelsorge, Religionspädagogik oder der Kirchenleitung. Analog zu den Plänen für Gemeinden muss auch hier die Zahl der gesamtkirchlichen 142 Pfarrstellen bis 2029 um 25 Prozent reduziert werden. Unter anderem wird die Stelle der geschäftsführenden Pfarrerin des Landesverbands der Evangelischen Frauen entfallen. Aber auch die Leitungsstellen um den Kirchenpräsidenten, die Stellvertretende Kirchenpräsidentin und die fünf Pröpstinnen und Pröpste sowie deren Unterstützung wird von elf auf acht Positionen gestrafft. Mit Blick auf die Zukunft der Kirche sollen aber vier neue Stellen geschaffen werden, die die Lebenswelten junger Erwachsener und von Familien besser in den Blick nehmen sollen.

Zudem will die EKHN mit einem auf fünf Jahre ausgelegten Projekt zur Personalgewinnung und Personalbindung dem absehbaren Fachkräftemangel auch in kirchlichen Berufen trotzen. Längst fehlen in der evangelischen Kirche nicht nur Pfarrpersonen und Fachkräfte in Kindertagesstätten. Der Mangel beginnt inzwischen alle Berufsgruppen zu durchziehen. Die Synode beschloss dazu ein zwei Millionen-Programm.

Nach einer engagiert und teils hoch emotional geführten Diskussion am Freitag und Samstag hat die Synode entschieden, die künftigen Zuweisungen an die Diakonie im Rahmen ihres Zukunftsprozesses „ekhn2030“ neu zu ordnen. Bei der Regionalen Diakonie in Hessen und Nassau mit ihren Hilfseinrichtungen vor Ort wird ab 2025 eine Sparlinie von stufenweise zwölf Prozent bis zum Jahr 2030 wirksam. 

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Wir wollen nicht nur als Sparkirche wahrgenommen werden

Synodale aus dem Dekanat Nassauer Land hoffen auf inhaltliche und nachbarschaftliche Freiräume

FRANKFURT/RHEIN-LAHN. Als „äußerst anstrengende“ Synode empfanden die drei Vertreterinnen aus dem evangelische Dekanat Nassauer Land die Herbsttagung in Frankfurt, nicht nur, weil die Beratungen teilweise bis in den späten Abend dauerten. „Wir haben uns die Entscheidungen wirklich nicht leicht gemacht“, sagte Astrid Ellermann (Auel). Im Ergebnis sehe es zwar so aus, als sei überall etwas gekürzt worden. „Das stimmt aber nicht, es wurde sehr gezielt überlegt, wo gespart werden könnte. Mir persönlich wird noch zu wenig in der Verwaltung gekürzt, da sollten einfach Aufgaben wegfallen, aber vielleicht ist die Zeit noch nicht reif“, so die Synodale. Ob es sinnvoll ist, über den Zukunftsfond Investitionen zu tätigen, die der Verwaltung dienen, werde erst die Zukunft zeigen. „Wir werden sehr genau hinschauen.“

„Wenn es nur ums Sparen geht, darf man die inhaltlichen Schwerpunkte nicht aus den Augen verlieren“, meinte Ute Feuerstake (Nassau), die drauf hinwies, dass die ehrenamtlichen Ressourcen an ihre Grenzen kommen. Nur über Zahlen zu reden, könne da allein nicht motivierend wirken. „Wir wollen nicht nur als Sparkirche wahrgenommen werden“, erklärte Pfarrerin Nicole Wiehler (Gemmerich). Umso wichtiger findet sie die Investition ins Digitalisierungsprojekt. Gerade im Dekanat Nassauer Land könne das in vielen Bereichen lange Wege ersetzen, um mit der Zeit zu gehen und die Lebenswirklichkeit der Menschen zu berücksichtigen. „Warum muss man heutzutage denn noch für einen Patenschein ins Pfarrbüro laufen? Wir haben doch alle Daten“, nennt Wiehler ein Beispiel. Die Digitalisierung sorge zudem für eine bessere Vernetzung der Gemeinden untereinander.

Die Vernetzung unter den Gemeinden ist auch analog im Dekanat in vollem Gange. Für Astrid Ellermann eine gute Möglichkeit, die Zukunft der Kirche zu sichern. „Jetzt sind die Kirchengemeinden gefragt, daraus das Beste zu machen.“ Einfach werde es aber nicht. Dazu müsse die Gesetzgebung auch noch etwas angepasst werden, erklärte Pfarrerin Wiehler. „Derzeit müssen alle Kirchengemeinden einer Nachbarschaft zustimmen, wenn beispielsweise ein gemeinsames Gemeindebüro eingerichtet werden soll“, nennt sie ein Beispiel, was motivierte Gemeinden bremse. „Warum sollten sich die, die wollen, nicht zusammen tun dürfen; dann können die anderen später dazu kommen.“ Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:
Nicht nur übers Sparen beriet die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau während ihrer Herbsttagung in Frankfurt. Auch Investitionen in die Zukunft wurden beschlossen. Die Synodalen aus dem Dekanat Nassauer Land blickten trotz herausfordernden Debatten zuversichtlich in die Zukunft. Fotos: Matern

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Vogelstimmen erklingen an der Eule-Orgel

Dekanatskantor Martin Samrock gibt außergewöhnliches Konzert in evangelischer Martinskirche Bad Ems

BAD EMS/RHEIN-LAHN. (21. April 2023) „Welch ein Pfeifen, Zwitschern, Tirilieren“ ist der Titel eines außergewöhnlichen Orgelkonzertes am Sonntag, 30. April um 16.30 Uhr in der evangelischen Martinskirche Bad Ems. Dekanatskantor Martin Samrock wird an der Eule-Orgel getreu der Zeilen aus dem bekannten Volkslied „Alle Vögel sind schon da“ ein frühlingshaftes Vogelstimmenkonzert geben.

Gesänge verschiedenster Vögel haben zu allen Zeiten Komponisten zu zahlreichen Werken angeregt, allen voran Kuckuck und Nachtigall. Aber ein Spatz oder gar ein Rabe? Dekanatskantor Samrock wird an der Eule-Orgel eine bunte und vergnügliche Folge solcher von Vogelstimmen inspirierten Stücke aus dem 16. Jahrhundert bis heute vortragen, darunter Werke von Johann Ludwig Krebs, einem Schüler Johann Sebastian Bachs, Jean-Philippe Rameau, Louis-Claude Daquin, Dietrich Buxtehude und des Hamburger Komponisten Andreas Willscher. Die Orgel in der evangelischen Martinskirche verdankt ihren Namen übrigens der Bautzener Orgelbaufirma Hermann Eule.

Das Konzert ist eine Benefizveranstaltung zu Gunsten des Fördervereins für die Renovierung der Kaiser-Wilhelm-Kirche Bad Ems. Der Eintritt ist frei; um eine Spende wird herzlich gebeten.

Zum Foto:

Dekanatskantor Martin Samrock (hier an der Orgel der Jakobuskirche Freiendiez) gibt an der Eule-Orgel in Bad Ems ein frühlingshaftes Vogelstimmenkonzert. Foto: Matern

 

Gedanken zum Osterfest 2020

RHEIN-LAHN. (13. April 2020) „Christ ist erstanden“, so klang es gestern von den Balkonen und aus den Fenstern in ganz Deutschland. Die Osterbotschaft muss sich in diesem Jahr anders Bahn brechen als in den vergangenen 75 Jahren zuvor. Auch an diesem 2. Osterfeiertag gibt es keine Möglichkeit, in den Kirchen diesen Choral gemeinsam anzustimmen. Dass gerade die Botschaft von Ostern, dass der Tod überwunden wird, auch im Zweifeln Hoffnung schenkt, das schreibt auch der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Dr. Volker Jung in seinen folgenden Gedanken zum diesjährigen Osterfest:

Die Osterbotschaft ist die Botschaft vom Sieg des Lebens über den Tod. Christinnen und Christen feiern, dass Jesus nicht im Tod geblieben ist. „Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden.“ Das ist der alte Ostergruß.

In diesem Jahr erklingt die Botschaft in einer für uns alle sehr schwierigen und angespannten Zeit. Das Corona-Virus bedroht unser Leben. Die Krankheit kann den Tod bringen. Nicht wenige fürchten um ihr Leben – besonders kranke und alte Menschen. Andere fürchten um ihre wirtschaftliche Existenz. Und wir alle wissen nicht, was die nächsten Wochen bringen werden. Dass wir uns zurzeit nicht in den Kirchen versammeln, um Gottesdienste zu feiern, ist richtig. Es geht darum, dass wir alles tun müssen, um eine schnelle Ausbreitung der tückischen Krankheit zu verhindern.

Kann uns die Osterbotschaft jetzt helfen? Jesus ist auferstanden. Damit ist der Glaube verbunden: Es gibt ein Leben nach dem Tod – nicht nur für Jesus.

Nicht erst heute, auch früher schon, ja von Anfang begleiteten Zweifel und Fragen den Glauben an die Auferstehung: Wie kann das gehen? Schnell war deutlich: Darauf gibt es keine einfache Antwort. Es gibt nur Menschen, die von der Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod erfüllt waren, weil ihnen der auferstandene Christus erschienen ist. Sie haben dann versucht, dafür angemessene Worte zu finden. Einer von ihnen ist Paulus. Er beschreibt es so: „Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft.“ (1. Korinther 15,42-44)

In meinen Worten gesagt: Nach dem Tod schenkt Gott ein neues Leben ganz anderer Art. Es wird nicht bedroht sein von Krankheit, Schmerzen und Tod. Es kann nicht durch Gewalt zerstört werden. Das bedeutet auch: Gott sorgt für Gerechtigkeit. Wir können nicht sagen, wie Gott dies tut. Aber Gott setzt die Opfer ins Recht. So wie Gott Jesus, der Opfer menschlicher Gewalt geworden ist, aus dem Tod herausholt und erhöht – in einem neuen Leben.

Gerne wüsste man, wie das sein wird. Aber damit stoßen wir Menschen an die Grenzen unseres Verstehens. Wir begegnen dem Geheimnis des Lebens und auch dem Geheimnis Gottes. Dazu gehören immer Fragen und Zweifel. Menschen können nur hoffen und glauben, dass Gottes Kraft zum Leben stärker ist als der Tod. Diese Hoffnung hat Jesus Christus gelebt und im wahrsten Sinn des Wortes verkörpert – mit seinem Leben, mit seinem Tod und mit seiner Auferstehung.

Für mich gehören die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod und das Leben hier und jetzt fest zusammen. Der Glaube daran, dass das Leben, das Gott schenkt, größer ist als das, was wir hier erleben, gibt mir immer wieder Kraft. Es gibt mir Kraft, nicht zu verzweifeln, wenn der Tod mitten ins Leben einbricht – so wie auch jetzt in der Corona-Pandemie erleben.

Mich hat in diesen Tagen sehr berührt, was ein junger Arzt aus Italien erzählt. Er hat Corona-Patienten behandelt und musste erleben, dass er viele nicht retten konnte. Unter den Patienten war ein Priester. Auch der Priester hat die Krankheit nicht überlebt. Aber offenbar hat er bis zuletzt von Gottes Frieden geredet, der größer ist als alles, was wir verstehen und begreifen. Der junge Arzt hat erzählt, dass ihm der Glaube des Priesters selbst immer wieder Kraft und Halt gegeben hat, seine schwere Arbeit zu tun. Seine Erzählung gipfelte in dem Satz: „Ich bin froh, zu Gott zurückgekehrt zu sein, während ich vom Leiden und Tod meiner Mitmenschen umgeben bin.“

 Ja, wir wissen nicht, wie es nach dem Tod sein wird. Wir wissen aber: Gott ist ein Gott des Lebens und nicht des Todes. Ihm können wir auch das anvertrauen, was hier für uns schmerzlich und sinnlos bleibt.

Dem jungen Arzt hat der Glaube neue Kraft gegeben. Diese Kraft brauchen wir jetzt in dieser schweren Zeit und auch noch danach. Der Glaube, der sich dem Leben anvertraut, hier und nach dem Tod, verbindet uns mit der Kraft Gottes. Es ist eine Kraft, die hilft, wieder nach vorne zu schauen. Und es ist eine Kraft, die uns dazu führt, aufeinander zu achten und füreinander da zu sein.

Ich wünsche Ihnen ein frohes und gesegnetes Osterfest!

Ihr Volker Jung
Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau 

Zum Foto:
Das Foto wurde in Klingelbach aufgenommen. Dort haben Kinder Kreativität gezeigt und Steine, Muscheln, Kerzen und andere Materialien zum Osterfest mit einem Regenbogen verziert oder in diesen Farben bemalt. Die hunderte kleinen Botschafter für die Verbindung zwischen Gott und den Menschen wurden an Ostern den schriftlichen Andachten als Ostergruß beigelegt, die von der Kirchengemeinde an fast 300 Haushalte in der Kirchengemeinde verteilt wurden. Foto: Matern

 

In Mainz neue Impulspost der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau vorgestellt

 MAINZ/RHEIN-LAHN. (23. Oktober 2019) Tod und Trauer gehören zu den bewegendsten Erfahrungen im Leben von Menschen. Trotzdem führen die Themen im öffentlichen Bewusstsein oft ein Schattendasein. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) rückt vor diesem Hintergrund nun den Umgang mit dem Tod – aber auch die Trauer und das Trösten - ins Zentrum einer groß angelegten Aktion, die Kirchenpräsident Volker Jung gestern Mittag im Alten Dom St. Johannis in Mainz vorstellte.

Unter dem Motto „Trauer mit mir“ macht sie in diesem Herbst in ihrem gesamten Einzugsgebiet von Biedenkopf im Norden bis Neckarsteinach im Süden und von Schlitz im Osten bis Alzey im Westen den Umgang mit dem Sterben zum Thema. Die evangelische Kirche möchte damit Menschen in herausfordernden Momenten praktisch und seelisch unterstützen. Von kleinen Grußkarten bis zu großen Bannern an den Kirchen (Foto links in Diez-Freiendiez) weisen auch im Rhein-Lahn-Kreis auf die Aktion hin.

Was man einem Trauernden besser nicht sagt

Im Zentrum der Initiative stehen persönliche Briefe an über 1,5 Millionen Kirchenmitglieder mit der Abbildung einer auf dem Kopf stehenden Rose und der Aufschrift „Und jetzt?“. Das Schreiben gibt Anregungen und Hilfestellungen in einer Situation, die für viele das Leben auf den Kopf stellt. Es beschreibt praxisnah, welche Schritte Trauernde gehen und wie Menschen sich gegenseitig trösten können. Der Brief verrät auch, was man einem Trauernden vielleicht besser nicht sagt. Die Aktion wird zudem von rund 500 engagierten Gemeinden vor Ort mit großen Fahnen, Plakaten und eigenen Ideen sowie vielen regionalen Veranstaltungen flankiert. „Trauer mit mir“ gehört in die Reihe der speziellen „Impulspost“-Aktionen, mit denen die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau regelmäßig ihren Mitgliedern besondere Glaubens-Anstöße gibt.

Der Tod gehört zum Leben

Nach Worten des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung gehöre es zum Leben, dass Menschen auch trauern. „Um einen Menschen zu trauern, ist eine Erfahrung, die aufwühlt und bewegt“, sagt er. Meistens helfe es sehr, dabei nicht allein zu sein“, so Jung. Menschen angesichts von Leid, Tod und Trauer zu begleiten, sei nach christlichem Verständnis „gelebte Nächstenliebe“. Jung: „Sie drückt die Hoffnung aus: Gott will, dass Menschen leben – auch in der Trauer und über den Tod hinaus. Denn als Christinnen und Christen sind wir überzeugt: Tod und Sterben haben nicht das letzte Wort.“

Spezielle Karten für Hinterbliebene

Der im November bevorstehende Volkstrauertag und der Ewigkeitssonntag bieten besondere Gelegenheit, das Thema in den Gemeinden aufzugreifen und Gottesdienste sowie Andachten und Gesprächsrunden mit den Materialien zur Aktion wie z.B. Erinnerungskerzen zu gestalten. Die Aktion stellt dafür auch eigens gestaltete Karten für Hinterbliebene und Trauerende zur Verfügung. Die Begleit-Website zu dieser Impulspost-Aktion heißt www.trauermitmir.de und bietet praktische Hilfen von der Checkliste für Beerdigungen bis zu Formulierungen für Kondolenzschreiben. Dazu gibt es vertiefende Informationen, tröstende Gebete und Lieder, Buch- und Medientipps, Kontaktadressen für Trauerbegleitung vor Ort und vieles mehr.

Die begleitende Website zur Aktion finden sie hier.

Instagram und mehr im Einsatz

Das Medienhaus der EKHN wird zugleich noch bis Ende November bis zum Beginn der Adventszeit über das soziale Netzwerk „Instagram“ passende Motive posten und die Impulspost-Aktion mit Social Media Aktivitäten begleiten. Die Evangelische Sonntags-Zeitung wird eine kostenlose Sonderveröffentlichung zur Impulspost herausgeben. Sie ist bestellbar unter:  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder unter Tel. 069-92107 414.

Zu den Veranstaltungen zum Thema Trauer mit mir gehört auch ein Nachmittag am Sonntag, 3. November um 17 Uhr in der Rundkirche in Oberneisen unter dem Titel „Vom Trauern und Trösten in Wort und Klang“. Mehr Infos dazu finden Sie hier.