Wir trauern

Beten und spenden für die vielen Opfer des Unwetters

Nach verheerendem Unwetter startet Katastrophenhilfe des Diakonischen Werks Spendenaktion – Andachten am Freitag

AHR/RHEIN-LAHN. (15. Juli 2021) Nach den verheerenden Unwettern in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zeigt sich das Ausmaß: Laut Medienberichten sind mehr als 180 Menschen gestorben, zunächst waren mehr als 150 Personen noch vermisst; am 26. Juli sind es noch mehr als 70 Personen. Auch zwei Wochen nach der Katastrophe waren noch nicht alle Toten identifiziert. Auch Hilfskräfte aus dem Rhein-Lahn-Kreis sind zur Rettung und zur Unterstützung gleich zu Beginn der Katastrophe in das Krisengebiet geeilt. Die Evangelische Kirche ruft nach wie vor zu Gebeten und zu Spenden auf. Über aktuelle Hilfsaktionen in den evangelischen Kirchengemeinden informiert dieser Beitrag.

Notfallseelsorge Rhein-Lahn/Westerwald bietet Nachsorge für Einsatzkräfte

(29. Juli 2021) Die Rettungskräfte von Technischem Hilfswerk, Feuerwehr oder dem Deutschen Roten Kreuz im Ahrtal sind Bildern und Erlebnissen ausgesetzt, die die Seele stark belasten. Zurückkehrende Helferinnen und Helfer werden deshalb auch von der Notfallseelsorge Rhein-Lahn/Westerwald betreut. Zusammen mit Psychotherapeuten der Fachklinik in Katzenelnbogen hat sie jetzt konkret für Kräfte des Kreisfeuerwehrverbades Rhein-Lahn, die aus dem Krisengebiet kommen, die Nachsorge gestartet. Mehr dazu lesen Sie hier.

EKHN bietet vor allem Familien Auszeit von der Katastrophe

(27. Juli 2021) Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) bietet vor allem für Familien, Kinder und Jugendliche aus den Hochwassergebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ab sofort kostenfreie Übernachtungen in ihrer Jugendburg Hohensolms bei Wetzlar an (Foto rechts). Insgesamt stehen unter dem Motto „Auszeit von der Katastrophe“ 700 Übernachtungen mit Vollpension, pädagogischem Angebot und seelsorglicher Begleitung zur Verfügung. Das Programm sei in Absprache mit der benachbarten und besonders vom Hochwasser betroffenen Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) entstanden, sagte Hessen-Nassaus Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf. Sie kündigte zugleich an, dass die EKHN die Aufbauhilfen für Gemeinden in den Überschwemmungsgebieten mit 100.000 Euro unterstützen werde. Mehr dazu lesen Sie hier.

Menschen stehen vor Trümmern ihrer Existenz

In einem Brief an die rund 1.100 Gemeinden und evangelische Einrichtungen schreibt Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf, dass „die persönlichen Schicksale von Menschen, die um Angehörige trauern, sie vermissen oder vor den Trümmern ihrer Existenz stehen“ erschütternd seien. Was ihnen jetzt auch helfen könne – so zeigten es Gespräche vor Ort – sei die „Erfahrung von Solidarität“. Die Andachten und das Glockengeläut am Freitag wollten ein „gemeinsames öffentliches Zeichen der Solidarität“ setzen. Das Erschallen der Glocken solle „zum Innehalten, zur gemeinsamen Andacht in der Kirche oder zum persönlichen Gebet zu Hause einladen“, so Scherf.  Es sei wichtig, Gott um Hilfe und Beistand zu bitten. Den Gemeinden würden Vorlagen für die Andachten zur Verfügung gestellt. Scherf „Unser Beten und Handeln möge getragen sein von der großen Hoffnung: ‚Der Herr richtet auf, die niedergeschlagen sind.‘“ (Psalm 146,8). Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

Beten und spenden

Die Evangelische Kirche im Rheinland hat noch am Donnerstag nach der verheerenden Flutnacht zu Gebeten und Spenden aufgerufen. Konkret hatte auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ihre Gemeinden gebeten, am Freitag, 23. Juli um 18 Uhr aus Solidarität mit den Opfern der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu Andachten einzuladen und Glocken zu läuten. Sie folgte damit einer Anregung der benachbarten und vom Hochwasser besonders betroffenen Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). Viele Kirchengemeinden im Dekanat Nassauer Land sind diesem Aufruf gefolgt. Mehr dazu finden Sie hier. Ein Gebet des EKD-Ratsvorsitzenden finden Sie am Ende des Beitrags.

Jung: Es ist furchtbar, so viel Ohmacht zu spüren

Auch Kirchenpräsident Volker Jung hat vergangene Woche seine tiefe Betroffenheit zum Ausdruck gebracht: „Es ist furchtbar, so viel Ohnmacht zu spüren und vor Trümmern zu stehen.“ Jung weiter: „Ich bin tief erschüttert über das Ausmaß des Unwetters. Meine Gedanken und Gebete sind besonders bei den Menschen, die ihr Leben verloren haben, bei ihren Angehörigen und allen, die um sie trauern“, sagte Jung. „Ich denke auch an diejenigen, deren Häuser beschädigt und zerstört sind, die Hab und Gut verloren haben. Es ist furchtbar, so viel Ohnmacht zu spüren und vor Trümmern zu stehen. Ich bitte Gott um Nähe, Trost und Kraft für alle, die so großes Leid erfahren. Wie wichtig ist jetzt Solidarität und Hilfe! Wer hilft, gibt Halt und Hoffnung. Den Rettungs- und Hilfskräften, die sich auch von vielen Orten in das Unglücksgebiet auf den Weg gemacht haben, danke ich von Herzen! Die Unwetterkatastrophe wirft auch viele Fragen nach dem auf, was in menschlicher Verantwortung liegt.“

Hilfen anmelden!

(16. Juli 2021) Im Krisengebiet werden weiterhin Menschen gebraucht, die etwa beim Sortieren des Sachspendenlagers helfen oder sich auf andere Weise nützlich machen wollen. Allerdings sollte sich niemand auf den Weg ins Krisengebiet begeben, OHNE sich dafür angemeldet zu haben. Aktuelle Informationen darüber, welche Hilfe konkret gebraucht wird, gibt etwa diese Facebook-Seite. Hilfsgesuche und -angebote finden sich auch auf der Website ahrhelp.de.
Offizielle und gesicherte Informationen zur aktuellen Hochwasser-Lage gibt es auf dieser Facebook-Seite des Lagezentrums.

Notfallseelsorge Westerwald/Rhein-Lahn im Einsatz

Zur psychologischen Betreuung und Nachsorge von Rettungskräften, die etwa mit der Schnelleinsatzgruppe (SEG) Rhein-Lahn vor Ort im Krisengebiet eingesetzt sind, ist auch die Notfallseelsorge (NFS) Rhein-Lahn/Westerwald im Einsatz. Während vor Ort die Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland und des Bistums Trier die Menschen begleitet, erwarten die Seelsorger und Seelsorgerinnen in Westerwald und Taunus vor allem die zurückkehrenden Einsatzkräfte. „Ich gehe davon aus, dass uns diese Katastrophe noch viele Monate, manche noch Jahre beschäftigen wird“, sagt die Leiterin der NFS Ulrike Braun-Steinebach. „Viele Kräfte können solch einen Einsatz wuppen, aber was diese Bilder, denen sie ausgesetzt sind, im Innern auslösen, kommt erst mit der Zeit zum Vorschein.“ Umso wichtiger seien viele Einzelgespräche mit den Helferinnen und Helfern.

Keine Sachspenden mehr

Für Menschen, die Ihr Hab und Gut, insbesondere ein Zuhause verloren haben, sind jetzt vor allem finanzielle Hilfen erforderlich. Wer die Diakonie-Katastrophenhilfe, die vor Ort hilft, per Online-Spende unterstützen möchte, kann das hier tun. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau und auch der Krisenstab des Kreies Ahrweiler haben (Stand: 18. Juli) darum gebeten, von weiteren Sachspenden zum jetzigen Zeitpunkt abzusehen, weil die Lagerkapazitäten erschöpft sind und es auch an Personen zur Koordinierung fehlt; Spenden können in einen Bürgerfonds der Verbandsgemeinde Adenau eingezahlt werden, für den auch die Verbandsgemeinde Nastätten in einer Hilfspartnerschaft wirbt. Im Rhein-Lahn-Kreis haben einige Kirchengemeinden bereits ihre freie Sonntagsgottesdienst-Kollekten für die Flutopfer eingesetzt. Außerdem hat das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland ein Spendenkonto für Soforthilfe eingerichtet:

Spendenkonto bei der Diakonie RWL
DE79 3506 0190 1014 1550 20
KD Bank
Stichwort: Hochwasser-Hilfe
Online spenden

GottStehUnsBei0721 becrima Gebet des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland Heinrich Bedford-Strohm:

Ich bete:
Barmherziger Gott,
vor dich bringen wir all die Menschen,
denen aufgrund des Unwetters großes Leid widerfahren ist.

Steh ihnen bei,
gib ihnen Kraft, wo sie erschöpft sind,
und Mut, wo sie zu verzweifeln drohen.
Und gib uns allen offene Augen und Ohren,
damit wir wahrnehmen, wo und wie wir helfen können.

Wir bitten dich für die Menschen, die in den Fluten gestorben sind.
Nimm sie auf in dein Reich,
das kein Leid mehr kennt und in dem alle Tränen abgewischt sind.
Denen, die um sie trauern, schenke Trost und Menschen, die sie begleiten.

Ewiger Gott, sei bei uns.
Verlass uns nicht.
Auf dich vertrauen wir.

AMEN

AbPfrPohl120425 Applaus becrima

Bewegender Abschied unter der Loreley in den Ruhestand

Pröpstin entpflichtet Pfarrer Andreas Pohl in St. Goarshausen aus dem aktiven Dienst

 ST. GOARSHAUSEN/RHEIN-LAHN. (28. April 2025) Mit einem bewegenden und musikalisch vielseitigen Gottesdienst ist Pfarrer Andreas Pohl in der evangelischen Kirche von St. Goarshausen in den Ruhestand verabschiedet worden. Die Pröpstin für Rheinhessen und Nassauer Land Henriette Crüwell entpflichtete den Theologen in festlicher Atmosphäre unter der Loreley aus dem aktiven Dienst.

AbPfrPohl120425 GruppevorKirche becrima Rund um die Loreley hatte Pohl seine letzten Dienstjahre verbracht als Pfarrer für Vertretungsdienste im Dekanat Nassauer Land. Was zunächst für ein halbes, maximal ein ganzes Jahr geplant war, verlängerte sich dann doch immer wieder durch die vakanten Stellen am Mittelrhein und seinen Höhengemeinden, erinnerte die Pröpstin an die langen Wegstrecken, die der Seelsorger vom Wohnort Balduinstein in die Loreleygemeinden zurücklegte. Crüwell ließ Stationen des Berufswegs Revue passieren und überreichte Schlüsselblumen als Symbol für die vielen Schlüssel, die der Pfarrer in seinen Dienstjahren für die unterschiedlichsten Türen von Kirchen und Gemeindehäusern zur Hand haben musste. Nicht nur als Notfallseelsorger habe er unter anderem immer wieder auf Türschwellen gestanden und Türen geöffnet. Als unaufgeregten, freundlichen und manchmal direkten Pfarrer hätten ihn die Gemeindeglieder auch am Rhein kennen und schätzen gelernt. Als Seelsorger, der an Menschen und Gesellschaft interessiert ist und dem Gerechtigkeit ein Herzensanliegen ist, beschrieb sie den Theologen.

Zuvor zeigte sich der „Springerpfarrer“ in seiner Abschiedspredigt angesichts der voll besetzten Kirche gerührt, „dass ich doch zu ihrem Pfarrer geworden bin“. Wechsel und Wandel gehörten zum Leben, und gerade dort, wo sich das Leben ändert, dürfe von einem Gott gesungen werden, der dabei begleite, begrüßte er die Gäste im Kirchenschiff. Mit Blick auf den Bibelvers „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ animierte Pohl für „einen furchtlosen Blick in die Zukunft“. Vielen Befürchtungen zum Trotz verstärkten nun junge Pfarrkräfte Verkündigung und Seelsorge im Nachbarschaftsraum Blaues Ländchen-Loreley. Pohl: „Kirche ist das, was wir aus ihr machen!“.

AbPfrPohl120425 SchiffVO becrima Die Dekanin fürs Nassauer Land Kerstin Janott dankte Pohl für seine Flexibilität und dafür, sich auf die Springerstelle überhaupt eingelassen zu haben. In der Region habe er den Weg für Neues geebnet. Mit einem Violinschlüssel als Geschenk an den musikalischen Theologen erinnerte sie an den Grundton des Lebens, die Liebe Gottes, die Hoffnung schenkt und die Seele zum Klingen bringt.

Pfarramtssekretärin Anne Hempelt, Pfarrperson Lydia Katzenberger, Pfarrer Martin Drusel und der katholische Pfarrer im Ruhestand Christian Preis gaben dem künftigen Ruheständler zusammen mit der Pröpstin Segensworte mit auf den Weg. Für AbPfrPohl120425 FrauenchorNochernVO becrima die musikalische Gestaltung der bewegenden Verabschiedung sorgten Vera Wagner an der Orgel, der Frauenchor Nochern und der Posaunenchor Lierschied mit wunderschönen Beiträgen.

Im Anschluss an den Gottesdienst nutzten viele Gäste die Möglichkeit, sich während eines Empfangs persönlich bei Pohl für seinen Dienst als Pfarrer und Seelsorger für die tausenden Menschen in der Region zu bedanken und ihm gute Wünsche für den Ruhestand mitzugeben; zu diesen gehörten unter anderem die Vorsitzende der Dekanatssynode Astrid Ellermann und der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Loreley Mike Weiland. Bernd-Christoph Matern

Hier finden Sie ein kleines Portrait über Pohls Dienst.

Zu den Fotos:

Applaus für seinen Dienst als Pfarrer und Seelsorger für die evangelischen Christen rund um die Loreley: Andreas Pohl wurde in der evangelischen Nikodemuskirche in St. Goarshausen von Pröpstin Henriette Crüwell aus dem aktiven Dienst in den Ruhestand verabschiedet. Für tolle musikalische Begleitung sorgten neben dem Gesang der vielen Gottsdienstbesucher der Frauenchor Nochern sowie der Posaunenchor Lierschied mit ihren Vorträgen. Fotos: Matern

AbBS250823Gruppe becrima

Bewegender Abschied für Ulrike Braun-Steinebach

Kirchen und Rettungsdienste danken Pfarrerin für gelungenen Aufbau professioneller Erster Hilfe für die Seele

AbBS250823Entpflichtung Segen becrima

MONTABAUR/RHEIN-LAHN. (1. September 2023) Mit einem festlichen Gottesdienst ist die langjährige Leiterin der Notfallseelsorge (NFS) im Westerwald und Rhein-Lahn-Kreis Pfarrerin Ulrike Braun-Steinebach in Montabaur von Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer (Nordnassau) in den Ruhestand verabschiedet worden. Die Dekanin des Dekanats Nassauer Land Kerstin Janott sowie Mitglieder der NFS, unterschiedlicher Rettungsdienste, der Kirchen und Kommunalpolitik würdigten während eines Empfangs das erfolgreiche Wirken der künftigen Pensionärin in den vergangenen 20 Jahren.

An den Segen, der Braun-Steinebach in ihrer 37-jährigen beruflichen Laufbahn begleitete, erinnerte Bertram-Schäfer in der katholischen Kirche St. Peter in Ketten. Die begann nach dem Studium in AbBS250823PredigtNFSDekanin becrimaAbBS250823Uniformen1 becrimaBonn, Kiel und Marburg mit der Ordination 1987 in Bad Schwalbach. Neben der Arbeit in Altenheimen war sie auch als Gemeindepfarrerin tätig, etwa sieben Jahre in Singhofen, bevor sie 2003 die Notfallseelsorge für den Rhein-Lahn-Kreis und den Westerwald übernahm. In Krisenzeiten und gerade in dem, was die Notfallseelsorge an Katastrophen und Schicksalsschlägen erlebt, komme auch die Frage auf, wo der Segen ist, wo Gott ist?. „Er war immer da, und das haben sie tief im Herzen gespürt“, sagte die Pröpstin und zitierte die Bibel: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; Gott aber sieht das Herz an“. Sie entpflichtete die Pfarrerin vom aktiven Dienst und sprach ihr Gottes Segen fürs weitere Leben zu.

Braun-Steinebach selbst erinnerte in ihrer Predigt an den Film „Ziemlich beste Freunde“, der von der Freundschaft eines reichen Pflegebedürftigen und dessen unkonventionellem Pfleger handelt. Für sie ein Beispiel fürs Bibelwort „Lasst uns aufeinander achten und uns gegenseitig anspornen zur Liebe und den guten Taten“. Wie das konkret funktionieren kann, habe sie während ihres Dienstes und den dabei entstandenen Beziehungen und Freundschaften erfahren, gerade dann, wenn Menschen das Gefühl haben, den Boden unter den Füßen zu verlieren. „Es geht ums Tun!“, so die Pfarrerin.

AbBS250823Wengenroth becrimaAbBS250823Grabitzke becrimaViele Uniformen aus der großen „Blaulicht-Familie“ sowohl des Westerwaldkreises als auch des Rhein-Lahn-Kreises bestimmten das Gästebild in und vor der Kirche sowie anschließend im katholischen Gemeindezentrum. Ehemalige und aktuell Verantwortliche der Rettungsdienste wie Feuerwehr, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter Unfallhilfe und Malteser, die für den Katastrophenschutz zuständigen Vertreter der Kreisverwaltungen und Verbandsgemeindebürgermeister, wie Jens Güllering aus Nastätten oder Andreas Heidrich aus Bad Marienberg ließen es sich nicht nehmen, an der Verabschiedung teilzunehmen. Ebenso dankte der aus dem Urlaub herbeigeeilte Dekan des Dekanats Westerwald Dr. Axel Wengenroth der künftigen Pfarrerin im Ruhestand für ihren Dienst. 

AbBS250823TischWengenroth becrimaAls „Gesicht der Notfallseelsorge“ bezeichnete die Dekanin des Dekanats Nassauer Land Kerstin Janott die künftige Pensionärin. Dabei habe sie in großen Strukturveränderungen durchgehalten und stets eine klare Linie vertreten. „Es ist dein Verdienst, dass die Notfallseelsorge zu einem wichtigen Teil der Rettungskette geworden ist.“ Sie sei zuversichtlich, dass das von Braun-Steinebach aufgebaute System auch weiterhin Früchte trage. Die Stelle soll neu ausgeschrieben werden.

AbBS250823Feuerwehren becrimaAls „Mutter der Notfallseelsorge“, bezeichnete Andreas Mann, NFS-Beauftragter der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) die scheidende Kollegin, die mit Herzblut und Liebe das NFS-Kind gepampert, gewickelt und bemuttert habe, aus dem jetzt etwas geworden ist. An die klar strukturierte „Chefin“ erinnerte der katholische Bezirksreferent Stephan Geller für die ökumenische NFS-Arbeitsgemeinschaft. Aus den Wünschen der bunten Vorstandsgruppe habe sie mit unbedingtem Gestaltungswillen Professionalität hineingebracht und Konzepte in die Praxis umgesetzt.

AbBS250823Daemgen becrimaDass sich Braun-Steinebach innerhalb des Rettungswesens große Wertschätzung erarbeitet hat, zeigten die vielen Anwesenden aus Rettungsdiensten und Kommunalpolitik beider Landkreise. Im Jahr 2020 wurde sie mit dem Deutschen Feuerwehr Ehrenkreuz in Bronze ausgezeichnet. „Ihr seid es, die bei den Menschen bleiben, wenn wir gehen müssen“, sagte etwa Tobias Haubrich, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Westerwaldkreises und lobte Braun-Steinebachs Einsatz für Professionalisierung, Qualitätsstandards und Ausbildung. „Eure Unterstützung war immer da.“ Nicht nur für Bürgerinnen und Bürger sei die NFS ein Gewinn, sondern auch für die „Blaulichtfamilie“ selbst. In die Laudatio reihte sich die Leitende Notärztin im Westerwald Dr. Heike Wetzel-Schneider ein, die an die Bedeutung der Seele erinnerte: „Das Wesentliche sieht man nicht“.

AbBS250823NFS Team becrimaDer katholische Notfallseelsorger Pastoralreferent Reiner Dämgen lobte im Namen des rund 60-köpfigen ehrenamtlich agierenden NFS-Teams die Offenheit der scheidenden Leiterin gegenüber anderen Menschen, ihre Sicherheit und Beharrlichkeit sowie ihre Freundschaft. Viel Wertschätzung habe sie heute erfahren, so Braun-Steinebach, verwies aber auf das starke Team, das sie zu sich auf die Bühne bat. Dort zitierte sie den Unternehmer Jean Monnet, dass nichts ohne die Menschen möglich sei und nichts von Dauer ohne die Institution. Ihr Appell zum Abschluss ihrer Abschiedsfeier: „Liebe Kirchen, findet gemeinsam einen Weg, diese wichtige Arbeit sicher und dauerhaft fortzuführen“. Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:

Pfarrerin Ulrike Braun-Steinebach (vorn links) wurde von Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer (rechts daneben) aus dem aktiven Dienst entpflichtet. Segenworte gaben ihr während des Gottesdienstes mit (dahinter von rechts): Dekanin Kerstin Janott, Pfarrer i.R. Winfried Steinke, Notärztin Dr. Heike Wetzel-Schneider, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Tobias Haubrich, Notfallseelsorgerin Hildegard Dexelmann und Pastoralreferent Rainer Dämgen. 

Foto unten rechts: Die scheidende Leiterin der Notfallseelsorge im Rhein-Lahn-Kreis und Westerwaldkreis bat die anwesenden Kräfte der „Ersten Hilfe für die Seele“ auf die Bühne, die ihr lautstark applaudierten. Fotos: Bernd-Christoph Matern

Bewegender Abschied mit farbenfrohem Blick nach vorn

Dekanin Weigel entpflichtet Pfarrer Kuhn-Ristau nach 23 Jahren als Gemeindepfarrer von Hahnstätten

 HAHNSTÄTTEN/RHEIN-LAHN. (23. August 2019) Nach 23 Jahren ist Pfarrer Robert Kuhn-Ristau in einem festlichen Gottesdienst als Gemeindepfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Hahnstätten, zu der auch Schiesheim gehört, verabschiedet worden. Zuletzt betreute der Theologe auch die Kirchengemeinde Kaltenholzhausen mit.

Es war ein sehr bewegender Abschied, aber auch einer, der mit Zuversicht nach vorn blicken ließ. Das übervolle Gotteshaus brachte die Verbundenheit des scheidenden Pfarrers mit den Menschen in den Gemeinden zum Ausdruck. Die Hahnstätter Kirche war so voll, dass der Pfarrer und die Dekanin, die zunächst bescheiden auf der Treppe Platz genommen hatten, von Ortschef Joachim Egert noch zwei Stühle hingestellt bekamen.

„Liebe Gemeinde“, sagte Kuhn-Ristau ganz betont zu Beginn seiner Abschiedspredigt; das habe er so oft gesagt, dass man meinen könne, es sei Normalität geworden. „Aber das war mir immer ernst“, sagte der 62-jährige Theologe, „ich habe es genossen, mit euch zu leben.“ Und es sei ein Privileg gewesen, dabei von Gott erzählen zu dürfen. Mit Wasser und einem Blumentopf verdeutlichte er bildlich, wie Gottes Liebe überreich fließt, auch wenn es im Leben einmal dunkel werde, wie er es selbst erlebt hat. Mit Blick auf die biblische Geschichte von der Sintflut verwies er auf die bunten Farben des Regenbogens als ein verbindendes Zeichen zwischen Himmel und Erde. Und er betonte, dass Noah alle Tiere in der Arche mitgenommen habe, unabhängig von deren Fähigkeiten. „Gott weiß, dass keiner perfekt ist“, so Kuhn-Ristau. Das mache die Welt bunt und vielfältig. „Der Gott der Liebe und des Lebens geht immer auf uns zu.“

Dekanin Renate Weigel hatte das Psalm-Wort „Meine Augen sehen nach den Treuen im Lande“ zur Verabschiedung ausgewählt, das in einem ebenso sehnsuchtsvollen wie hoch politischen Kontext stehe. Sie skizzierte den Werdegang des aus Dienethal stammenden Theologen, erinnerte an Bundeswehrzeit, Heirat, die Geburt der Kinder und insbesondere das berufliche Engagement in der Asyl-Arbeit im Jahr 1996 und eine Studienarbeit zu diesem Thema im Jahre 2016. Kuhn-Ristau habe seinen Blick immer wieder auf die Menschen am Rande der Gesellschaft gerichtet als einer, „der helfen, stützen, tragen will“, sagte Weigel. „Und du bist ein Mensch großer Freundlichkeit und Güte“, der Pfarrer geworden sei, um in einer so geprägten Welt auch seinen Dienst zu erfüllen, ein Betreuer, aufrichtig und treu, beschrieb die Dekanin, bevor sie Kuhn-Ristau entpflichtete und ihm den Segen Gottes zusprach.

Für die festlich-musikalische Umrahmung des Gottesdienstes sorgte der Männergesangverein Hahnstätten, bevor zu einem Empfang ins Gemeindehaus eingeladen wurde. Dort gab es viele Dankesworte für den Dienst und Segenswünsche für die Zukunft wie etwa von Sina Laatsch im Namen des Kirchenvorstandes und von Annett Kitschke für den Dekanatssynodalvorstand des Dekanats Nassauer Land. Einen sehr bewegenden Gruß richtete auch Hahnstättens Ortsbürgermeister Joachim Egert an Kuhn-Ristau. Nachdem er mit den ersten Worten einer „hochoffiziellen“ Abschiedsrede schon erstes Stirnrunzeln auslöste, legte er das Manuskript zur Seite und beschrieb die persönliche Verbundenheit, die nicht nur ihn mit dem Pfarrer verband. Ein Kind getauft, alle drei konfirmiert und den ältesten Sohn verheiratet – da wurde das vertrauensvolle Wirken Kuhn-Ristaus in die Familien hinein spürbar. Überdies verband den Kirchenmann und den Ortschef ein sportliches Miteinander. sei es beim Radfahren, Basket- oder Volleyball. So schwer der Abschied als Gemeindepfarrer falle, tröste ihn dann doch, dass Kuhn-Ristau der Gemeinde hoffentlich als Bürger erhalten bleibe.

Ein ebenso authentisch herzliches Abschiedswort richtete Monika Bartels an Kuhn-Ristau, denn dessen Mut machen und Zureden habe sie es zu verdanken, dass sie als Prädikantin im ehrenamtlichen Verkündigungsdienst einen erfüllenden Dienst gefunden habe. Der Theologe selbst zeigte sich sichtlich bewegt von den vielen lobenden Worten und guten Wünschen und dankte fürs stets herzliche und liebevolle Miteinander.

Dekanin Renate Weigel teilte den Gästen mit, dass Pfarrer Urs Michalke ab September die Vakanzvertretung übernimmt. Michalke kommt aus dem Rhein-Lahn-Kreis und war zuletzt Auslandspfarrer in Italien. Bernd-Christoph Matern

 

Zu den Fotos: Die evangelische Kirche von Hahnstätten war bestens besetzt, als der langjährige Gemeindepfarrer Robert Kuhn-Ristau von Dekanin Renate Weigel verabschiedet wurde. Fotos: Bernd-Christoph Matern

AbFischer221224FischerSingt becrima

Bewegender Abschied von Yvonne Fischer in Lahnstein

Musikalische Pfarrerin wechselt nach 18 Jahren in die Nachbarschaft Blaues Ländchen-Loreley

 LAHNSTEIN/RHEIN-LAHN. (6. Januar 2025) In der evangelischen Christuskirche in Lahnstein ist Pfarrerin Yvonne Fischer nach 18 Jahren am Rhein-Lahn-Eck verabschiedet worden. Dem Dekanat Nassauer Land bleibt sie erhalten. Im Sommer wird die 48-jährige Theologin als Pfarrerin in den Nachbarschaftsraum Blaues Ländchen-Loreley nach Miehlen wechseln.

AbFischer221224LinksFischer Janott becrima Auch wenn der Abschied schon länger geplant gewesen sei, kämen an solch einem Tag dann doch viele Gefühle und Gedanken zusammen, erklärte Dekanin Kerstin Janott, bevor sie Fischer von ihren Aufgaben in den evangelischen Kirchengemeinden Niederlahnstein und Friedland entpflichtete: „Die Trauer, dass ein gemeinsamer Weg zu Ende geht, Dankbarkeit für das, was war und vielleicht auch ein bisschen Sorge vor der Zukunft, wie es weitergehen kann“, sagte Janott und wies auf das Psalmwort hin: „Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“. Die Dekanin erinnerte an den Segen von Fischers Amtszeit, der schon 2006 mit Antritt des Pfarramts in Friedland begann. Von „rauschenden Gemeindefesten selbst bei schlechtem Wetter mit guter Stimmung und angefüllt mit Lebendigkeit“ sei ihr berichtet worden und von der Geschwisterlichkeit und Gemeinschaft, „wenn Menschen sich umeinander kümmern, füreinander da sind, aneinander Anteil nehmen.“ So viel Dankbarkeit war in den Erzählungen zu spüren, besonders beeindruckt habe sie das gegenseitige Tragen im Gebet.

Dass Gottes Geistkraft auch weiterhin den Menschen in den beiden Gemeinden Leben einhauchen wird, könne hilfreich sein, wenn sich jetzt manche bang fragten, wie es weitergeht. „Liebe Menschen der Niederlahnsteiner und Friedländer Gemeinde lebt, atmet Gottes Kraft an diesem Ort und an all euren Orten auch in der neuen Nachbarschaft“, sagte Janott.

AbFischer221224Fische vor Altar00 becrima Von Dankbarkeit geprägt war auch Fischers Abschiedspredigt über das Lied der Maria (Magnificat anima mea dominum), ein Predigttext, den sie als Abschiedsgeschenk empfand; zum Einen, weil die Theologin selbst leidenschaftlich gern singt (Fischer: „Ich kann nicht anders“), zum Anderen aufgrund des revolutionären Inhalts. Der Psalm besinge Gott als Richter über die ungerechten Herrscher der Welt und mache die Gedemütigten wieder strahlen. „Ich habe hier Menschen erlebt, die Solidarität üben und sich für andere einsetzen; Großzügigkeit, Hilfsbereitschaft“, erinnerte sie an die unzähligen Begegnungen ihrer Zeit in Lahnstein, wo man sich zusammen auch den schweren Themen des Lebens stelle und sie nicht ausblende, wie es in der Gesellschaft oft der Fall sei. „Ich erlebe Menschen, die es wagen sich zuzumuten und ihre Geschichte zu erzählen und ihre Narben zu zeigen – und das ist so groß.“ In der Gewissheit, „im Lob unseres wunderbaren Gottes“ verbunden zu bleiben, nehme sie Abschied.

AbFischer221224Pochor becrima AbFischer221224VO02 becrima Das kam gleichermaßen in der Musik zum Ausdruck. In der voll besetzten Christuskirche am Allerheiligenberg sorgten der evangelische Posaunenchor unter Leitung von Dorothee Kappesser für die musikalische Gestaltung. Fischer selbst sang in einem Ensemble mit („How can I keep from singing“) und ein Saxophon-Quartett wirkte bei einem ihrer Lieblingslieder „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ mit.

Dank und Gottes Segen übermittelte auch Martina Schnug, Vorsitzende des Kirchenvorstands der evangelischen Kirchengemeinde Niederlahnstein, sowie zahlreiche andere Menschen, die Fischers Amtszeit begleiteten, unter ihnen etwa der katholische Pfarrer Armin Sturm sowie Johannes Lauer, der als Bürgermeister der Stadt Lahnstein der Pfarrerin gute Wünsche für den bevorstehenden Lebens- und Berufsweg übermittelte. Der führt nach dem Willen der evangelischen Kirchengemeinde Miehlen im Sommer in die Nachbarschaft Blaues Ländchen-Loreley. Den Menschen dort ist die in der Kroppacher Schweiz aufgewachsene und in Bogel wohnende Theologin nicht nur als Pfarrerin und Seelsorgerin bekannt, weil sie in Nochern ihr Vikariat absolvierte. Damals übernahm sie auch die Leitung des beliebten Gospelchores „Heaven´s Voice“, der im vergangenen Sommer 25-jähriges Bestehen feierte. Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:
Voll besetzt war die Christuskirche am Allerheiligenberg in Lahnstein, als Yvonne Fischer als Gemeindepfarrerin verabschiedet wurde. Die Musik kam dabei nicht zu kurz. Dekanin Kerstin Janott entpflichtete Fischer von ihren Aufgaben in den evangelischen Kirchengemeinden Friedland und Niederlahnstein. Fotos: Matern