JPM Reise0823 Hausbau Foto David Metzmacher

In Mabira unvergessliche Eindrücke gesammelt

Junge Menschen verbrachten drei Wochen im Partnerdistrikt des evangelischen Dekanats Nassauer Land

JPM Reise0823 Ankunft FFM Gepckband Foto Dekanat Nassauer Land RHEIN-LAHN/MABIRA. (30. August 2023) Man kann Semesterferien oder den Jahresurlaub sicher an Orten verbringen, an denen es sich gemütlicher ausspannen oder „chillen“ lässt – 14 junge Menschen aus dem Rhein-Lahn-Kreis hatten sich allerdings ein anderes Ziel ausgesucht: den evangelisch-lutherischen Kirchendistrikt Mabira im Nordwesten Tansanias, wo sie drei Wochen mit Gleichaltrigen des Partnerdistrikts des evangelischen Dekanats Nassauer Land verbrachten. Mit unvergesslichen Eindrücken sind sie wieder zuhause angekommen.

„Es hat sich so familiär angefühlt, als wir abends gemeinsam gemalt, gekocht und miteinander gelacht haben“, berichtet Anna Klein von ihrem mehrtägigen Aufenthalt in einer Gastfamilie, den die jungen Leute jeweils zu zweit verbrachten. Die 18-jährige Dachdeckerin aus Dahlheim fühlte sich pudelwohl in der Fremde, und das liege vor allem an der Gastfreundschaft, mit der sie dort aufgenommen wurde, erzählt sie nach der Rückkehr am Frankfurter Flughafen.

JPM Reise0823 Majula Foto David MetzmacherNeben dem Aufenthalt in den Gastfamilien bestimmte ein strammes Besuchsprogramm den Aufenthalt. Dazu zählte die Begegnung mit beeinträchtigen Kindern. Celine Cirotzki übergab im Rahmen des neuen Partnerschaftsprojektes „MaJua“, das die Kinder aus ihrem Schattendasein befreien will, aus dem Dekanat Nassauer Land mitgebrachte Gehhilfen. Die Freude über den Besuch aus Deutschland war riesig, auch wenn die Hilfsmittel erst noch angepasst werden müssen. Bleibende Erinnerungen nahmen die jungen Deutschen im Rahmen des Ausbildungsprojektes „Mavec“ mit nach Hause, das jungen Menschen eine Ausbildung in Mabira statt Ungewissheit in der Fremde ermöglicht. Beeindruckend fanden die jungen Frauen und Männer aus dem Rhein-Lahn-Kreis die Lust am Nähen von Taschen und Kleidern. Auch die Unterschiede im Lehren und Lernen zwischen Mabira und dem Nassauer Land lernten die Gäste kennen. Die Berufsschülerinnen und -schüler werden zwar in Klassen mit etwa 50 Schützlingen betreut – das Engagement und die Begeisterung, die den Deutschen während eines Besuches im Ausbildungszentrum in Nekwenda begegnete, kam ihnen aber unvergleichbar größer vor als sie das aus den streng regulierten deutschen Lehranstalten kennen.

Schnell hatten sich die Reisenden an die täglichen Rationen zum Waschen mit dem in Mabira kostbaren Gut Wasser gewöhnt: ein Eimer mit kaltem und einer mit extra für sie über einer Feuerstelle erwärmtem Wasser. Etwas gewöhnungsbedürftig waren nicht nur die einfachen „Toiletten“, sondern auch das Essen. Kochbananen und Reis gehörten zur täglichen Ernährung und die ein oder andere exotische Entdeckung. „Man kann sich daran gewöhnen“, lautet das Fazit von Jonathan Lippold aus Singhofen. „Ich fand das toll, habe mir sogar das Rezept notiert, wie dort Nudeln und Kartoffeln in einer Pfanne zubereitet werden“, erzählt Tim Steffen aus Pohl. „Vielleicht lag es auch an den besonderen Bedingungen, dass ich den Geschmack so faszinierend fand.“

Auf weniger offene Ohren stießen die vielen Gottesdienste, die die Gruppe mitfeierte. Während vor zehn Jahren, als die beiden diesjährigen Reiseleiter Katharina Matern und David Metzmacher an der Gründung der Jugendpartnerschaft teilnahmen, noch pure Stimmkraft die übervollen Kirchen lautstark erfüllten, hat mittlerweile Verstärkertechnik Einzug gehalten. Und die Neuanschaffung kam in den bis zu zweistündigen Feiern besonders lautstark zur Geltung.

Bei der Rückkehr in Frankfurt will keiner der jungen Menschen die Reise missen, die unisono als Bereicherung fürs Leben gewertet wird. „Ich habe sehr viel dazu gelernt“, berichtet Celine Cirotzki von der „außergewöhnlichen Reise und den tollen und herzlichen Begegnungen von Mensch zu Mensch“. Als Beispiel nennt die aus Geisig stammende junge Frau die große Bedeutung von Kirche vor Ort. Unabhängig, wie wenig bis gar nichts der Staat für die Menschen tue, „unterstützt und hilft die Kirche konkret, hält die Gesellschaft zusammen und schenkt den Menschen Zuversicht“, sagt sie.

JPM Reise0823 HausbauGruppe Foto David Metzmacher„Das war schon krass, wenn man zum ersten Mal solche Lehmhütten sieht, in denen Menschen leben“, gesteht Jonathan Lippold nach der Rückkehr in die Heimat. Umso beeindruckender empfand er die Gastfreundschaft, die er an jedem Ort erlebte. „Das kann man gar nicht glauben, wenn man das auf den ersten Blick sieht.“ Die Offenheit und Freundlichkeit, mit der sie in Mabira empfangen wurde, bleibt auch Jennifer Tiwi aus Miellen in ewiger Erinnerung. „Das war ein Schockmoment, als wir vom Flughafen in Entebbe zum Ziel gefahren sind, viel schlimmer, als ich es mir vorgestellt habe“. Kinder in „zerfetzten Klamotten“, eine Armut, wie sie sie bisher nicht kannte, sah sie während der vierstündigen Fahrt über holprige Sandpisten zum Ziel im Pfarrhaus von Ibamba. „Und dann sind wir dort so total glücklichen, lieben und freundlichen Menschen begegnet!“, schwärmt sie von den Eindrücken der Reise. „Wow! Das schenkt echt Hoffnung!“.

Die Reise wird auch in Mabira sichtbare und stabile Spuren hinterlassen. Die Gruppe half nämlich beim Bau eines Pfarrhauses in Kishanda tatkräftig mit. „Wir sind bis über den Fenstersturz im Erdgeschoss gekommen“, strahlt Anna Klein. Für die zupackende Handwerkerin aus dem Rhein-Lahn-Kreis nicht das einzige positive Erlebnis der Reise. „Es gibt in der Region so viele existenzielle Probleme, aber sie werden geduldig hingenommen, und die Menschen verlieren nicht den Mut, sondern sind im Gegenteil froh und glücklich“, beschreibt sie, was sie als wichtigste Erkenntnis mit nach Hause nimmt. „Etwas mehr Gelassenheit würde uns sicher auch nicht schaden.“

Partnerschaftsgedanken weiter geben

Für den Vorsitzenden des Arbeitskreises Nassau-Mabira Berthold Krebs bleibt die Jugend-Partnerschaft ein wichtiger Baustein. „Unsere Partnerschaft ist eine auf Dauer angelegte Verbindung. Sie besteht aus dem gegenseitigen Lernen und dem Austausch über alle Fragen des Lebens über zwei Kontinente und sehr unterschiedliche Kulturen und Lebensverhältnisse hinweg“, erklärte er, als er am Flughafen in Frankfurt die jungen Leute nach ihrer Rückkehr wieder in der Heimat begrüßte. Die Partnerschaft könne nur bestehen, wenn es gelingt, den Partnerschaftsgedanken immer wieder der nächsten Generation zu vermitteln. „Deshalb war auch diese Reise so wichtig. Die persönliche Begegnung mit den jungen Menschen in Mabira in einer ganz anderen Kultur und sehr einfachen Lebensverhältnissen verschafft nicht nur bleibende Eindrücke; sie weckt Interesse, schafft Verbindungen und verändert vielleicht auch die Einstellung zum Leben", so Krebs.

Im kommenden Jahr steht turnusgemäß die nächste Reise einer Dekanats-Delegation aus dem Nassauer Land nach Mabira an. Im Jahr 2025 werden im Rahmen der Jugendpartnerschaft dann wieder junge Leute aus Tansania als Gäste im Rhein-Lahn-Kreis empfangen.

Wer sich für die vielfältige Arbeit des Partnerschaftskreises oder die Unterstützung der Partnerschaft interessiert, erhält mehr Informationen vom Dekanat Nassauer Land unter Telefon 02603-509920 E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder unter dem Suchbegriff Mabira unter www.evangelisch-nassauer-land.de. Bernd-Christoph Matern

Zu den Fotos:

Kräftig angepackt: Während des Aufenthalts halfen jungen Frauen und Männer aus dem Rhein-Lahn-Kreis beim Bau eines Hauses. Fotos: David Metzmacher

Rückkehr am Frankfurter Flughafen: Die jungen Erwachsenen aus dem evangelischen Dekanat Nassauer Land sammelten unvergessliche Eindrücke während ihres dreiwöchigen Aufenthaltes im Partnerdistrikt Mabira in Tansania.

Für glückliche Gesichter sorgte der Besuch bei beeinträchtigten Kindern. Die jungen Deutschen hatten Gehhilfen mitgebracht im Rahmen des Projektes „MaJua“ das Kinder mit einer Behinderung und deren Mütter aus ihrer Isolation an die Sonne (in Swahili Jua) des Lebens bringen möchte.