Neue Pfarrerin: „Jedes Gespräch ist bereichernd“
Verstärkung für evangelische Nachbarschaft Blaues Ländchen-Loreley: Ayla Rehn wird am 9. September ordiniert
ST. GOARSHAUSEN/RHEIN-LAHN. (20. August 2024) Menschen begegnen, sie kennen lernen, erfahren, was sie umtreibt – für Ayla Rehn gehört das zu den urchristlichsten Aufgaben. Am Sonntag, 8. September um 15 Uhr wird die 31-jährige Theologin in der evangelischen Kirche von St. Goarshausen als Pfarrerin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) von Pröpstin Henriette Crüwell ordiniert.
„Was willst du, das ich dir tue?“ ist ein Beispiel gebendes Bibelwort, mit dem sie ihre Vorliebe für Kommunikation mit unterschiedlichsten Menschen beschreibt. Und jedes Gespräch empfinde sie bereichernd für sich selbst. „Ich bin die Empfangende“, ist ihre Erfahrung. Wichtig ist ihr dabei zudem, denen eine Bühne zu geben, die sonst nicht gesehen und gehört werden. Seelsorge sei, nicht nur Leid sondern auch Freude zu teilen. Ihren Dienst wird Rehn über die Loreleystadt hinaus ausüben, wo sie vor vier Wochen mit ihrem Verlobten in der Dolkstraße eingezogen ist. Sie ist die erste Pfarrperson im evangelischen Dekanat Nassauer Land, die eine Stelle in einem Nachbarschaftsraum antritt, in dem künftig ein Verkündigungsteam die Menschen im Blauen Ländchen und der ehemaligen Verbandsgemeinde Loreley seelsorgerisch und verkündend betreut. „Wir haben den Auftrag, auszuprobieren, wie Kirche im ländlichen Raum auch mit weniger personellen und finanziellen Ressourcen nicht nur funktionieren, sondern auch wieder relevant werden kann – und die Betonung liegt auf ausprobieren“, freut sie sich auf die Herausforderung und darauf, gemeinsam mit den Menschen in der Region Gott zu entdecken, den Glauben zu vertiefen und zu hören, was die Menschen umtreibt.
Davon, dass Kirche von Vielen immer kritischer gesehen wird und sich innerhalb der Institution viele Probleme zeigen, lässt sich Rehn nicht abschrecken. Im Gegenteil. Ein trotziges „Jetzt erst recht!“ ist ihre Antwort: „Die gute Nachricht ist vielleicht gerade in Krisenzeiten umso kraftvoller und will gehört werden“.
Zum Glauben hat sie selbst als Teenager gefunden. Warum? Das kann sie gar nicht erklären. „Da hatte wohl der Heilige Geist seine Finger im Spiel“, vermutet sie. Welche Schätze die Bibel zu bieten hat, vermittelte ihr eine Religionslehrerin im achten und neunten Schuljahr. „Wir haben über genau die grundsätzlichen Fragen gesprochen, die mich damals bewegt haben“, erinnert sich Rehn. Und diese würden sich Menschen zu allen Zeiten stellen. Das war für sie Auslöser, Theologie zu studieren, wenn auch noch nicht mit dem Vorsatz, als Pfarrerin zu arbeiten. Bei den vielen kirchlich sozialisierten Kommilitoninnen hatte sie anfangs eher das Gefühl, gar nicht so in die Institution Kirche reinzupassen. Aber das Studium selbst hat sie in der Beschäftigung mit den alten Sprachen, den Lebensfragen, Zweifeln und gemeinsamen Hoffnungen im Berufswunsch bestärkt und ermutigt. Es gebe wohl kaum einen Beruf, in dem man so ehrlich und für sich selbst lernend mit Menschen ins Gespräch kommen kann.
Die weltbekannte Loreley kannte Rehn bislang nur von ihrem verstorbenen Opa, der davon erzählte, weil er oft dort war. Ansonsten ist der Mittelrhein für die in Lindenberg im Allgäu in Nähe des Bodensees aufgewachsene Tochter einer vierköpfigen Familie noch Neuland. Nach Schulzeit und Abitur zog es die junge Frau aus der Idylle nach Frankfurt, wo sie ihr Theologiestudium absolvierte. Dem Gemeinde-Vikariat in Frankfurt-Preungesheim folgte ein einjähriges Spezialvikariat in einem Zentrum für Frieden und Versöhnung in London, das sie tief bewegte. In der Projektarbeit mit jungen Menschen wurde ihr noch einmal deutlich bewusst: „Wir können keinen Frieden auf der Erde haben, wenn wir keinen Frieden mit der Erde haben“. Ähnlich prägend waren Aufenthalte in Jerusalem und Umgebung, wo sie Freundschaften mit christlichen, jüdischen und muslimischen Menschen schloss, die bis heute halten.
In einer der touristisch attraktivsten Regionen Deutschlands freut sie sich jetzt darauf, nicht nur viele Menschen kennen zu lernen, sondern auch, sich zu Fuß auf den Weg zu machen und sich fit zu halten. Sportlich ist die Pfarrerin. In der Kindheit spielte sie Fußball, bis zum 23. Lebensjahr pfiff und assistierte sie fünf Jahre lang mit DFB-Lizenz als Schiedsrichterin Fußball-Partien. Um sich das Studium zu finanzieren, jobbte sie dann nebenher in der Gastronomie. Das brachte nicht nur Geld ein, sondern kam ihrem kommunikativen Naturell sehr entgegen. Und das soll nun auch ihr Amt als Pfarrerin besonders prägen, sei es bei Gesprächen, wenn sie Hausbesuche macht oder an anderen Orten der Region, die sie jetzt peu à peu erkunden möchte. Bernd-Christoph Matern
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Im Anschluss an den Gottesdienst, der um 15 Uhr beginnt, wird zu einem Empfang eingeladen. Die Kirchengemeinde bittet um eine Anmeldungen unter Telefon 06771 - 94033 oder per E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
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Auf zu neuen Ufern: Ayla Rehn hat am Rhein in St. Goarshausen Quartier bezogen und freut sich darauf, als Pfarrerin künftig in der Region gemeinsam mit den Menschen Gott und Glaube neu zu entdecken. Foto: Matern