Musik ist beim Kirchentag in Hannover ein beliebtes Muss
Crossover und Klänge für jeden Geschmack – Große Auftritte für Posaunenchor Obertiefenbach
HANNOVER/RHEIN-LAHN. (4. Mai 2925) Zu einem Großereignis wie dem Deutschen Evangelischen Kirchentag sind sie nicht wegzudenken: die Posaunenchöre. In diesem Jahr freuten sich die Mitglieder des Posaunenchores Obertiefenbach, wieder dabei zu sein. Und diesmal nicht wie in Nürnberg mit nur 600 Gleichgesinnten, sondern im großen und weitläufigen Hannover im Zusammenklang von gleich 2000 Bläserinnen und Bläsern aus ganz Deutschland.
Mit diesen gestaltet die Gruppe aus dem Rhein-Lahn-Kreis einmal mehr den großen Abschlussgottesdienst mit 26.000 Menschen auf dem Platz der Menschenrechte. „Diesen Gottesdienst lassen wir uns nicht nehmen“, sagt Martina Adler aus Dahlheim, nachdem es für die Teilnahme an der Eröffnung zeitlich diesmal etwas zu knapp geworden war. Hinzu kommen zwei Auftritte in der Stadt. Dafür haben sie sich mit den Posaunenchören Merzhausen und Eltville zusammen getan und spielen unter souveräner Leitung von Erhard Reuter unter anderem vor der Neustädter Hof- und Stadtkirche. Stücke wie „Über den Wolken“, „Lobe den Herrn meine Seele“ oder „One Moment in Time“ finden eine außergewöhnlich große musikalische Zuhörerschaft. Eine Schlange von etwa 200 Personen steht vor der Kirche für ein Konzert an und würdigt den kurzweiligen Auftritt der Chöre aus dem Nassauer Land erfreut und dankbar mit kräftigem Applaus.
Ein Publikumsmagnet sind bei Kirchentagen die großen Bühnen, auf denen namhafte Künstler unterschiedlichster Genres auftreten, selbst wenn man von den Protagonisten selbst nur über Großbildschirme erkennen kann. Als „Achterbahn der Gefühle und eine Mischung aus Lachtränen und Tränen der emotionalen Betroffenheit“, beschreibt etwa Sina Laatsch den Auftritt von Bodo Wartke auf dem Opernplatz mit dessen sinnfreien Reimen von „Barbaras Rhabarberbar“ und tiefgründigen Liedern wie „Ein Tag ohne“, ein Hörvergnügen, das sie mit 16.000 anderen Menschen teilt. Generationen übergreifend ist die Begeisterung für Jupiter
Jones, der am Platz der Menschenrechte fast 20.000 Leute erreicht. Die reißt er unter dem Motto „Bevor's still wird um die Freiheit“ mit seinen rockigen und gegen Faschismus laut ansingenden Songs und Gesten mit und spricht ihnen aus der Seele.
Erstklassiger Bigband-Sound mit dem Bundesjazzorchester, geistlicher Seelenbalsam mit Clemens Bittlinger und Sarah Straub, a-Capella-Hochgenuss mit der „The real group“ aus Schweden und den kongenialen Vokalisten „anders“ aus
Freiburg oder Crossover-Arrangements von Nils Landgren, dem Mann mit der roten Posaune und einem Meer von Posaunenchören vor der Bühne – die Auswahl ist riesengroß, zu groß, sie alle aufzuzählen. Angetan fühle sich einige Gäste aus dem Rhein-Lahn-Kreis von Giora Feidman. Der 89-jährige Klarinettist gilt als „König des Klezmer“.
Jenseits der Großkonzerte, von denen jeden Abend gleich mehrere angeboten werden und die noch einmal schon beim Anstehen körperliche Kraft kosten, lässt sich vor den kleineren Bühnen im Stadtgebiet immer wieder kürzer oder länger entspannen. Hier ist es internationaler rhythmischer Verve, dort agieren Bands mit Guter-Laune-Musik, an anderen Orten gibt's politische Töne wie etwa bei Ronja Künstler oder man lauscht Balladen von Andi Weiss, der vor dem Bahnhof appelliert: „Gib alles, nur nicht auf“.
Und auch das ist Kirchentag: Wenn in der U-Bahn plötzlich ein bekanntes christliches Lied angestimmt wird und nach und nach das ganze Abteil mit einstimmt. „Da berühren sich Himmel und Erde“, war es bei Sina Laatsch. „Ein echter Gänsehautmoment“, erinnert sie sich, „von denen in den nächsten Tagen noch zahlreiche folgten.“ Bernd-Christoph Matern
Zu den Fotos:
Unterschiedliche Großkonzerte aller Genres besuchten die Gäste aus dem Rhein-Lahn-Kreis beim Kirchentag in Hannover. Mitglieder des Posaunenchores Obertiefenbach hatten zudem das einzigartige Erlebnis beim Abschlussgottesdienst mit 2000 Gleichgesinnten zu spielen und zwei Auftritte in der Stadt zu gestalten. Fotos: Bernd-Christoph Matern/Foto ganz oben: privat