Normandie und Bretagne sind in Bad Ems gefragt
Vortrag von Renate Köpper im evangelischen Gemeindehaus stieß auf gute Resonanz
BAD EMS/RHEIN-LAHN. (12. September 2025) Der Bildervortrag „Normandie und Bretagne“ im Veranstaltungszyklus des Fördervereins der Kaiser-Wilhelm-Kirche stieß auf eine gute Resonanz. Im vollbesetzten Gemeindesaal an der Martinskirche Bad Ems erhielten die Besucher von Referentin Renate Köpper eindrucksvolle Einblicke in die grandiose Atlantikküstenlandschaft, in architektonische Kostbarkeiten sowie in die kulturellen Ursprünge und Mythen aus dem Sagenkreis um König Arthus und den Seher und Barden Merlin, die umgeformt in die Comic-Serie „Asterix und Obelix“ einflossen oder auch bei der Lektüre von „Commisaire Dupin“ auftauchen.
Ihren Bericht von der Normandie begann die Referentin in der verwinkelten Altstadt von Rouen. Nach den Überfällen der Normannen aus Dänemark und Norwegen kam es im Laufe der Jahre zu deren Ansiedlung und Christianisierung. Entstanden ist daraus eine bereichernde Synthese beider Kulturen. Für Claude Monet war die wundervolle gotische Kathedrale Notre Dame de l’Assomption zeitlebens ein immer wiederkehrendes Motiv. Ebenso die „Baie (Bucht) de Seine“ mit Le Havre und dem malerischen Städtchen Honfleur, die zur Wiege des Impressionismus wurde.
Die nächste Station war Bayeux, deren Attraktion der „Bayeux Tapesty“ (Teppich) ist. Auf 50 Metern Länge und 50 Zentimeter Breite zeigt er Motive der Eroberung Englands durch Wilhelm den Eroberer. Nach dem bewegenden Besuch der Erinnerungsstätten für den Weltkriegs-entscheidenden D-Day, die Landung am 6. Juni 1944 bei Pourville-sur-Mer, konnte man sich an den Bildern der bis zu 100 Meter hohen Kreidefelsen von Ètretat an der Alabasterküste erfreuen.
Mit der Beschreibung der meerumschlossenen Felsenabtei Saint-Michel war die Grenze zu der Bretagne erreicht, deren Einwohner den Grenzfluss Cuesnon der Torheit bezichtigen, dass sie nicht bei ihnen liege: „Le Cuesnon, dans sa folie, mit le Mont St. Michel en Normandie“. Der Emser Kurgast Victor Hugo (1865 logierte er in der Pension „Rebenstock“ in der Grabenstraße 14) setzte sich erfolgreich bei Kaiser Napoleon III. für die Erhaltung ein. Für den bretonischen Schriftsteller und Poet Xavier Grall (1930-1981) wird man zum Bretonen „im Lauschen auf den Wind, dem Gesang der Zweige, der Menschen und des Meeres“.
Nunmehr war der Vortrag in der von drei Seiten vom Meer umschlossenen und mit Granitmauern umgebenen Korsarenstadt Saint Malo angekommen. In der bretonischen Sprache, mit dem Keltischen im Cornwell und Wales eng verwandt, wird ihr Gebiet zutreffend als „Arvorig – Land am Meer“ bezeichnet. Von dort ging es zum Cap Frèhel, einer Landzunge mit Felsen und Klippen aus rotem Sandstein und rosa-farbenen Granit an der „Cote d’Emerande“. Kennzeichen sind ein neuerer Leuchtturm von 33 Metern Höhe, und der ältere, der von de Vauban, dem Festungsbaumeister Ludwig XIV., erbaut wurde. Mehr jedoch als diese faszinierte die Referentin die Blütenpracht von Wildhyazinthen, Narzissen und Nelken im angrenzenden Vogelschutzgebiet und die Vielfalt der dort anzutreffenden Brutvögel. Saint-Thègonnec wiederum beeindruckte mit seinem Calvaire (Kalvarienberg) und den lebensgroßen Darstellungen der Passion Jesu Christi.
In Carnac an der Atlantikküste erstaunte die schier unglaubliche Megalithanlage. Dreitausend große, meist unbehauene Steinblöcke (Menhire) stehen dort aufgerichtet. Einheimische Führer verweisen mit Stolz auf ihr Alter von etwa 7000 Jahren, welches dasjenige der Pyramiden und auch der Anlage von Stonehenge übertrifft. Die abschließende Station der Reise war das südwestlich von Paris gelegene Chartres mit seinem Wunderwerk, der Cathedrale Notre-Dame, die der französische Bildhauer Auguste Rodin (1840-1917) als die „Akropolis Frankreichs“ bezeichnete.
Fördervereinsvorsitzender Karl-Werner Köpper bedankte sich für den überaus gelungenen Vortrag. Er lud gleichzeitig zum Vortrag „Die Wandmalereien im Bad Emser Marmorsaal“ ein, welchen die anwesende Kunsthistorikerin Dr. Agnes Allroggen-Bedel am 10. November halten wird. Martin Gerhardt
Foto: Köpper